Facebook, China, Griechenland Dow schließt verunsichert
22.05.2012, 22:45 Uhr
An der Nasdaq hatte man schon bessere Laune.
(Foto: REUTERS)
Positiv ausgefallene Konjunkturdaten und aufkeimende Zuversicht vor dem anstehenden EU-Gipfel schieben die US-Börsen nur kurzfristigen ins Plus: Im Lauf des Tages geben die Indizes einen Teil ihrer Gewinne wieder ab. Für die Facebook-Aktie geht es weiter abwärts. SAP sorgt in New York für Aufsehen.
Am Ende hat der Mut nicht ganz gereicht: An der New Yorker Wall Street gehen die großen Börsenbarometer am Dienstag ohne klare Richtung aus dem Handel: Zu Beginn des zweiten Handelstages sorgten unerwartet starken Daten zur US-Konjunkturlage Anleger für Auftrieb. Im Vorfeld des morgigen EU-Gipfels kamen dann jedoch neue Sorgen um die Zukunft der Eurozone auf.
Ein Auslöser waren Aussagen des ehemaligen griechische Ministerpräsident Lucas Papademos: Sollte Griechenland aus der Eurozone ausscheiden - was denkbar sei -, würde dies weitreichende Folgen für die Währungsgemeinschaft zeitigen, erklärte der griechische Politiker. Diese Einschätzung befeuerte im Späthandel die Furcht vor einer Eskalation der Lage in Europa.
Der Dow-Jones-Index schloss 0,01 Prozent im Minus bei 12.502 Punkten, nachdem er zeitweise bis auf 12.576 Punkte gestiegen war. Der breiter gefasste S&P-500 konnte sich mit plus 0,05 Prozent auf 1316,63 Punkte behaupten. Deutlicher nach unten ging es für die technologielastigen Indizes an der Nasdaq. Der Composite-Index verlor 0,29 Prozent auf 2839,08 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 0,24 Prozent auf 2539,20 Punkte.
Händler begründeten die Wende mitten in einem überwiegend freundlichen Handelsverlauf mit dem Schrecken nach den Papademos-Aussagen. Unter anderem soll er demnach auch erwähnt haben, dass Griechenland Vorbereitungen für einen Euro-Austritt erwäge. Zuvor hatten positiv ausgefallene Konjunkturdaten den US-Standardwerten moderaten Auftrieb verliehen. Im April stiegen die Verkäufe bestehender Häuser um 3,4 Prozent. Aufs Jahr hochgerechnet wechselten 4,62 Mio. Objekte den Besitzer. Der mittlere Preis lag 10,1 Prozent über dem Vorjahresniveau, der Bestand unverkaufter Häuser bei 6,6 Monatsangeboten.
Die europäischen Vorgaben für den zweiten Handelstag der Woche fielen gut aus, dort legten die Aktienindizes zu. Ein Dämpfer kam allerdings aus Asien: Die Ratingagentur Fitch hat eine um zwei Stufen schlechtere Bonitätsnote verpasst. Der Dollar profitierte von der Abstufung Japans durch Fitch und zeigte sich zunächst zum Yen fester. Ein Dollar kostete 79,97 Yen. Vor Bekanntgabe der Herabstufung waren es 79,58 Yen.
Nach den Papademos-Aussagen legte der Dollar auch zum Euro kräftig zu. Der Euro rutschte unter die Marke von 1,27 Dollar. Für einen Euro wurden 1,2680 Dollar gezahlt nach 1,2818 Dollar am Vorabend in New York. Der stärkere Dollar lastete wiederum auf dem Ölpreis. Der Juli-Kontrakt auf ein Barrel Leichtöl der Sorte WTI fiel im Settlement um 0,91 Dollar oder 1 Prozent auf 91,66 Dollar. Am Markt wurde dies auch mit einer leichten Entspannung in der Irankrise begründet.
Am Anleihemarkt machten die Notierungen einen Teil ihrer zuvor höheren Verluste wett. Eine Auktion zweijähriger Notes war gut verlaufen. Die Rendite zehnjähriger US-Treasurys stieg auf 1,77 Prozent.
Auf der Ebene der Einzelwerte standen erneut die Aktien von Facebook im Rampenlicht: Die Papiere des größten sozialen Netzwerks der Welt setzten ihren fort. Auch am dritten Handelstag blieb Facebook unter Druck und gaben 8,9 Prozent ab. Die Aktie kostet nun nur noch 31 Dollar und liegt damit um 18 Prozent unter dem Emissionspreis von 38 Dollar. Im Nachgang des unglücklich verlaufenen Börsengangs konzentrierte sich die Kritik der Anleger unter anderem auf die Großbank .
Für viel Wirbel sorgte eine Ankündigung aus Deutschland: Der Dax-Konzern will den kalifornischen Cloud-Spezialisten Ariba übernehmen. Ariba-Aktien schlossen um 19 Prozent auf 44,87 Dollar. Im Handelsverlauf wurde mitgeteilt, dass SAP das Unternehmen zu einem Preis von 45 Dollar je Aktie übernehmen wird. Insgesamt lassen sich die Walldorfer die Übernahme des Spezialisten für cloud-basierte Handelsnetzwerke 4,3 Mrd. Dollar kosten.
Ganz oben auf den Kauflisten standen Finanzwerte, die sich von den jüngsten Verlusten erholten: Bank of America gewannen 2,2 Prozent, JP Morgan zogen als stärkster Wert im Dow sogar 4,6 Prozent an. Allerdings war die Aktie in den Tagen nach der Bekanntgabe eines Handelsverlusts von mindestens zwei Milliarden Dollar um rund 20 Prozent gefallen.
Geschäftszahlen hatte vorbörslich unter anderem Best Buy vorgelegt. Die Elektronikhandelskette hat mit Umsatz und Ergebnis je Aktie positiv überrascht. Einzelne Beobachter sprachen insgesamt jedoch . Die Aktie stieg um 1,6 Prozent, hat allerdings zuletzt kräftig nachgegeben und allein im Mai bislang 18 Prozent verloren.
Aus dem Textileinzelhandel kamen ebenfalls Geschäftszahlen. Urban Outfitters hat im ersten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Die Titel kletterten um 7,4 Prozent nach oben. Express brachen dagegen um 28 Prozent ein, nachdem Erstquartalszahlen und Ausblick des Unternehmens die Erwartungen verfehlt haben.
Die Modemarke Polo Ralph Lauren kündigte bei der Vorlage der Zahlen zum vierten Geschäftsquartal eine Verdoppelung der Dividende auf 0,40 US-Dollar an, gab aber zugleich einen verhaltenen Ausblick. Ralph Lauren notierten um 2,7 Prozent fester, nachdem sie vorbörslich noch im Minus tendiert hatten.
In New York hatte der Börsentag zuvor mit dämpfenden Signalen begonnen: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem halbjährlichen Wirtschaftsausblick wegen der Konjunkturschwäche und des anfälligen Finanzsystems vor einem gewarnt. Dieser könne die gesamte Weltwirtschaft mit nach unten ziehen. Für dieses Jahr rechnet die OECD mit einer Abschwächung der Weltkonjunktur auf 3,4 Prozent von 3,6 Prozent 2011. Das hatte bei Börsianern für Sorgenfalten gesorgt.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/dpa/rts