Dax-Vorschau Neuer Anlauf auf die 7000
04.03.2012, 09:00 Uhr
Wer genau hinsieht, erkennt: Dieses Bild stammt aus dem Sommer 2011.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Nähe einer markanten Kursschwelle versetzt den deutschen Aktienmarkt in Unruhe: Gestützt auf ein 500 Mrd. Euro schweres Argument rechnen Börsenstrategen fest mit einer Aufwärtsbewegung im Dax.
Ein Teil der Multi-Milliarden-Euro-Kredite der Europäischen Zentralbank ( ) wird nach Einschätzung von Börsianern seinen Weg in den deutschen Aktienmarkt finden. Da sich zudem die Aussichten für die Weltwirtschaft verbesserten, habe der Dax gute Chancen, heißt es am Markt, in der neuen Woche erstmals seit August 2011 wieder die psychologisch wichtige Marke von 7000 Punkten zu überspringen.
"Wenn wir diese Hürde überspringen, ist der Weg frei bis 7200 Punkte", sagte ein Börsianer. Ein der Schuldenkrise oder ein weiterer könnte Investoren allerdings einen Strich durch die Rechnung machen.
Marktbeobachtern zufolge schreckten die Anleger noch vor der eigentlich nur psychologisch bedeutsamen Marke von 7000 Punkten zurück. "Wir stehen da wie das Kaninchen vor der Schlange", sagte ein Händler. "Aber um über die 7000 Punkte zu kommen, brauchen wir richtig Volumen, und das gibt der Markt im Moment nicht her." Das viele Zentralbankgeld dürfte sich aber noch positiv im Markt bemerkbar machen. "Ich gehe davon aus, dass der ein oder andere Euro noch seinen Weg in den Markt findet und wir deshalb die 7000 Punkte in der nächsten Wochen nehmen werden", sagte ein anderer Börsianer mit Blick auf den Dax.
In der alten Woche legte der insgesamt 0,8 Prozent auf 6921 Punkte zu. Damit hat der Leitindex seit Mitte Dezember, als die EZB den europäischen Geldhäusern Kredite im Rahmen eines sogenannten Langfrist-Tenders erstmals Kredite mit einer Laufzeit von drei Jahren zum Mini-Zins von 1 Prozent gewährt hatte, nur eine einzige Handelswoche mit einem Minus beendet - gute Aussichten also für die kommenden Wochen.
Zwei Risiken: Öl und Schulden
Die positive Grundstimmung kann Börsianern zufolge schnell kippen, wenn eine Eskalation der die Furcht vor einer Öl-Knappheit schürt. "Der Ölpreis ist derzeit etwa 10 bis 15 Dollar höher, als es durch Angebot und Nachfrage gerechtfertigt wäre", rechnet Aktienstratege Matthias Thiel von MM Warburg vor. Ein weiterer Anstieg der Rohstoff-Preise mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf den Aktienmarkt sei aber nicht auszuschließen.
Die Schuldenkrise könnte die Anleger gegen Ende der Woche einholen. Bis zum Donnerstag müssen sich die privaten Anleihe-Gläubiger Griechenlands entscheiden, und ihre Papiere in neue, geringer verzinste Titel mit einer längeren Laufzeit eintauschen. Tags darauf will sich die Euro-Gruppe mit diesem Thema beschäftigten. Das offizielle Ergebnis soll am darauffolgenden Montag bekanntgegeben werden.
"Wir gehen davon aus, dass die angestrebte Beteiligungsquote von 90 nicht erreicht wird", betont MM Warburg-Experte Thiel. In diesem Fall drohen Investoren Zwangsabschläge. Dies könnte vom internationalen Derivate Verband ISDA als " " gewertet werden. Dann würden die Kreditausfall-Versicherungen ( ) fällig, wodurch nach Einschätzung einiger Experten Turbulenzen wie nach der Lehman-Pleite 2008 ausgelöst werden könnten.
Hält der Trend am US-Arbeitsmarkt?
Bei den Konjunkturdaten steht das Highlight der Woche erst am Freitag auf dem Terminplan. Dann soll der offizielle Bericht zur mit den Beschäftigtenzahlen für Februar veröffentlicht werden.
Im Vorfeld befragte Analysten rechnen im Schnitt mit dem Aufbau von 200.000 Stellen, nach einem Plus von 243.000 im Vormonat.
Erste Hinweise auf die offiziellen Zahlen liefern wie üblich die zwei Tage zuvor vorgelegten Daten der privaten Arbeitsagentur ADP. Hier sagen Experten eine auf 210.000 von 170.000 voraus.
Letzte Blicke in die Bücher
In der neuen Woche wollen einige Dax-Unternehmen ihre Zahlen vorlegen und damit die Reihe der Bilanzen in der deutschen Börsenarena beschließen. Hierzu gehören der Versorger RWE (Dienstag), die Deutsche Post und der Autobauer BMW (jeweils Donnerstag).
Gleich zu Wochenbeginn berät der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse dagegen über die Zusammensetzung ihrer großen Indizes. Im MDax gelten Heidelberger Druck und Gagfah als abstiegsgefährdet. Der größte im TecDax ist Analysten zufolge Q-Cells.
Währungshüter eilen zum Zinsentscheid
Von der Ratssitzung der EZB erwarten Investoren keine Überraschungen. "Aufgrund der nach wie vor hohen Unsicherheit dürfte sich der EZB-Rat zwar die Tür für weitere Schritte offen halten", sagt Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert. Hinweise auf eine baldige Zinssenkung oder seien aber nicht zu erwarten.
Quelle: ntv.de, rts