Roter Börsen-Tag am Hexensabbat Neuer Apple-Lockdown schürt Angst
19.06.2020, 22:29 Uhr
Auch im Apple Store gelten derzeit besondere Schutzmaßnahmen.
(Foto: imago images/Xinhua)
An den Kapitalmärkten regiert noch immer der Optimismus, die sehr aggressive Geldpolitik der Notenbank macht es möglich. Doch das Coronavirus ist alles andere als eingedämmt: Angesichts der steigenden Infektionszahlen schließt Apple wieder mehrere Filialen. Die Kurse rauschen daraufhin in den Keller.
Angst vor einer zweiten Corona-Pandemiewelle hat die US-Börsen am Freitag leichter aus dem Handel gehen lassen. Waren die Aktienkurse anfangs noch von Konjunkturoptimismus nach oben getragen worden, wurde den Anlegern bald wieder bewusst, dass die USA das Coronavirus noch lange nicht im Griff haben. Nachdem die Zahl der Neuinfektionen in einigen US-Bundesstaaten Rekordstände erreicht hat, ohne dass die Behörden deshalb die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wieder verschärft hätten, hat Apple nun ein Zeichen gesetzt. Das Unternehmen schließt temporär einige Filialen in besonders betroffenen Regionen. Dazu passend warnte die Weltgesundheitsorganisation, dass die Pandemie ein neues und gefährliches Stadium erreicht habe.
In Reaktion auf diese Nachrichten drehten die Kurse an der Wall Street ins Minus. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,8 Prozent auf 25.871 Punkte. Der S&P-500 verlor 0,6 Prozent. Der Nasdaq-Composite schloss kaum verändert. Dabei wurden 1.071 (Donnerstag: 1.299) Kursgewinner gesehen, denen 1.889 (1.661) -verlierer gegenüberstanden. Unverändert schlossen 80 (84) Titel.
Die Apple-Aktie sank um 0,6 Prozent auf 349,72 Dollar, hatte aber im frühen Handel bei 356,56 Dollar ein Rekordhoch erreicht. Die Nachricht von den Filialschließungen dürfte für viele Anleger ein willkommener Anlass gewesen sein, Gewinne mitzunehmen.
Kursverluste nicht überbewerten
Auch das bevorstehende Wochenende dürfte die Investoren zum Rückzug bewogen haben, zumal sich die Beziehungen zwischen den USA und China wieder verschlechtert haben und hier potenziell Ungemach droht. Und nicht zuletzt trug der große Verfallstag am Freitag zur Volatilität der Börse bei.
Marktbeobachter wollten die Kursverluste jedoch nicht überbewerten. Der Markt reagiere einfach auf jede neue Nachricht zur Corona-Pandemie, meinte Joe Saluzzi von Themis Trading. Seiner Ansicht nach sei der Markt lediglich etwas zu weit nach oben gelaufen, kommentierte er den Rücksetzer. Das andauernde Auf und Ab an den Börsen werde sich fortsetzen, bis endlich "Klarheit über das Virus herrsche". Das könne aber Monate dauern.
Saluzzi verwies aber auch auf den Einfluss der US-Notenbank, die am Montag den Kauf von Anleihen auch einzelner Unternehmen angekündigt hatte, um die Wirtschaft bei der Überwindung der Krise zu unterstützen.
China macht Sorgen
Mit Sorge wird unterdessen auf die weiteren Entwicklungen zwischen den USA und China geschaut. US-Präsident Donald Trump drohte mit dem Abbruch aller wirtschaftlichen Beziehungen zu China. Eine "vollständige Entkoppelung" von China sei unter gewissen Umständen eine "Politik-Option", schrieb Trump auf Twitter. Er widersprach damit seinem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer. Dieser hatte am Mittwoch bei einer Kongressanhörung gesagt, China halte sich an die Vorgaben eines im Januar besiegelten Teilhandelsabkommens zwischen beiden Ländern. Dies legte auch ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg nahe, wonach China verstärkt US-Agrarprodukte kaufen will, um die Bedingungen des Phase-1-Handelsabkommens zu erfüllen. Das Land ist hier bedingt durch die Corona-Krise im Rückstand.
Die Ölpreise setzten ihre Aufwärtstendenz fort. Hier stützte weiterhin, dass die Gruppe Opec+ für Mai eine Einhaltungsquote von 87 Prozent an den vereinbarten Förderkürzungen ermittelt hat. Zudem hätten sich der Irak und Kasachstan, die im Vormonat mehr als vereinbart produziert hatten, zu einem Ausgleich bereit erklärt. Auch in den USA wird weniger Öl gefördert: Die Zahl der "aktiven" Förderstellen ist nach Angaben des Branchenausrüsters Baker Hughes in der laufenden Woche erneut gesunken und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit elf Jahren. "Die Nachfrage-Aussichten entwickeln sich zudem weiter positiv", merkte Edward Moya von Oanda an. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 2,3 Prozent auf 39,75 Dollar, für Brent ging es um 1,6 Prozent auf 42,19 Dollar nach oben.
Quelle: ntv.de, chr/DJ