"Großer Schritt" zum Orbitalflug Bananen-"Starship" meistert sechsten Test - mit einem Makel
20.11.2024, 08:55 Uhr Artikel anhören
Der Weltraum steht auch Bananen offen.
(Foto: SpaceX)
Zum bereits sechsten Mal hebt vor wenigen Stunden das "Starship" ab. Erstmals hat die Mars-Rakete von SpaceX und Elon Musk eine Testladung an Bord und feiert im Weltraum eine weitere Premiere. Vor den Augen des wiedergewählten US-Präsidenten Trump klappt aber nicht alles.
Die größte jemals gebaute Rakete hat einen weiteren Testflug beendet - erfolgreich, wie SpaceX im Anschluss mitteilte. Einen kleinen Makel gab es jedoch: Das Raumfahrtunternehmen von Elon Musk konnte die untere Booster-Stufe der "Starship"-Rakete beim jüngsten Test nicht wie erhofft zum Startplatz in Texas zurückfliegen, um sie vom Startturm auffangen zu lassen. Stattdessen wurde die Trägerrakete in letzter Minute in den Golf von Mexiko umgeleitet. Ein Livestream des bekannten Weltraumbloggers Everyday Astronaut zeigte eine große Explosion nach dem Aufprall.
Das "Starship" soll nach Vorstellung von SpaceX und Musk eines Tages Menschen zum Mars bringen. Beim inzwischen sechsten Test erreichte es eine Höhe von knapp 200 Kilometern und Geschwindigkeiten von über 25.000 Kilometer pro Stunde, bevor die obere Stufe, das eigentliche Raumschiff, etwa eine Stunde nach dem Start kontrolliert im Indischen Ozean landete. Laut SpaceX wurde das Raumschiff über die Grenzen der eigentlich vorgesehenen Belastbarkeit hinaus getestet und hat standgehalten.
Eine Banane an Bord
Beim Umkreisen der Erde zündete das "Starship" zudem eines seiner Bordtriebwerke. Es handelte sich um den ersten Test der Manövrierfähigkeit des Raumschiffs im Weltraum. NASA-Chef Bill Nelson gratulierte SpaceX zur Reaktivierung des Triebwerks. Dies sei ein "großer Fortschritt auf dem Weg zum Orbitalflug", schrieb er auf X.
Erstmals hatte die Mars-Rakete auch eine Testladung an Bord. Das "Starship" flog mit einer einzelnen Banane in seinem riesigen Bauch ins All. Die Frucht wird im Internet häufig genutzt, um anderen Menschen einen Eindruck der Größenverhältnisse zu vermitteln und diente in diesem Fall zudem als Indikator für die Schwerelosigkeit. Auch die Hülle des "Starships" wurde von einer Comic-Banane geziert.

Der Frachtraum des "Starship" hat Platz für 100 Tonnen Ladung. Vorerst bleibt es bei einer Banane.
(Foto: Screenshot, x.com/spacex)
Trump besucht Musk
Unter den Zuschauern des Testflugs befand sich neben Musk auch der kommende US-Präsident Donald Trump. Der SpaceX-Gründer ist seit dem US-Wahlkampf ein großer Geldgeber und enger Vertrauter Trumps. In der kommenden US-Regierung soll er eine neuartige Effizienzbehörde leiten und dabei helfen, den US-Schuldenberg abzutragen.
Trump teilt seit vielen Jahren Musks Pläne für die Eroberung des Weltalls. In seiner ersten Amtszeit gründete der Milliardär die US-Space Force, die Weltraumstreitkräfte der USA, und rief das Artemis-Programm ins Leben, das nach jahrzehntelanger Pause wieder US-Raumfahrer auf den Mond bringen soll. Das Artemis-Programm dient auch der Vorbereitung für bemannte Mars-Missionen. "Wir wollen den Mars vor dem Ende meiner Amtszeit erreichen", versprach Trump im Wahlkampf.
Gleichzeitig befürchten Kritiker, dass Musk seine Nähe zu Trump nutzen könnte, um Umweltauflagen der Behörden für Raketenstarts zu umgehen oder Einfluss auf die Auftragsvergabe bei der NASA und beim Pentagon zu nehmen. SpaceX verdient bereits jetzt sehr viel Geld damit, Astronauten für NASA und ESA zur Internationalen Raumstation ISS oder Satelliten ins All zu bringen.
Größer als die Freiheitsstatue
Das "Starship" besteht aus der etwa 70 Meter langen Antriebsstufe namens "Super Heavy" und der ebenfalls "Starship" genannten oberen Stufe, die rund 50 Meter misst. Sowohl die Rakete als auch das Raumschiff sind so konzipiert, dass sie nach der Rückkehr zur Erde wiederverwendet werden können.
Das gesamte System hat eine Länge von etwa 120 Metern, ist damit größer als die Freiheitsstatue und soll künftig Ladungen von über 100 Tonnen transportieren können. Die NASA will mit dem "Starship" Astronauten zum Mond schicken, während SpaceX das Ziel verfolgt, eines Tages den Mars zu erreichen.
Bei einem ersten Test im April 2023 war das komplette Raketensystem nach wenigen Minuten explodiert. Während des zweiten Tests im November 2023 trennten sich die beiden Raketenstufen zwar und die obere flog weiter, kurz darauf explodierten jedoch beide. Bei einem dritten Test im März erreichte das "Starship" erstmals das All, konnte den Flug jedoch nicht wie erhofft abschließen. Bei einem vierten Testflug im Juni setzte das "Starship" erstmals zu einer kontrollierten Landung an, die dann allerdings nicht ganz wie erhofft verlief.
Im Oktober erreichte das "Starship" Weltraumhöhe und landete kontrolliert im Indischen Ozean. Zudem wurde bei diesem Test erstmals versucht, die untere Raketenstufe direkt am Startturm in Texas mit Greifarmen wieder aufzufangen, was ebenfalls gelang.
Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP/rts