Wissen

Hitze, Brände, Tote Europa erlebt 2023 Rekordzahl von Extremhitze-Tagen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Ein Brand auf Sizilien, das im vergangenen Jahr ebenfalls unter Rekordhitze litt.

Ein Brand auf Sizilien, das im vergangenen Jahr ebenfalls unter Rekordhitze litt.

(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

Ein neuer Negativ-Rekord: 2023 werden in Europa so viele Tage mit "extremem Hitzestress" gemessen wie nie zuvor. Dies zeigt der Klimareport von Copernicus, der vor steigenden Todesfall-Zahlen warnt. Auch die wirtschaftlichen Schäden gehen in die Milliarden - und werden wohl deutlich zunehmen.

Europa hat im Jahr 2023 einem Bericht zufolge eine Rekordanzahl von Tagen mit "extremem Hitzestress" erlebt. An solchen Tagen gebe es eine "gefühlte" Temperatur von mehr als 46 Grad Celsius, erklärten das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in einem neuen Bericht. Sie warnten vor steigenden Zahlen an Todesfällen in Europa durch zusehends sengende Hitze im Sommer. Längerer Hitzestress ist besonders gefährlich etwa für Menschen mit Vorerkrankungen oder ältere Menschen.

Demnach wurden 2023 so viele Tage mit enormer Hitze wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen registriert, schreiben der europäische Klimawandeldienst Copernicus und die Weltwetterorganisation WMO in einem gemeinsamen Bericht, der an diesem Montag veröffentlicht wurde. Die Aufzeichnungen reichen bis 1940 und teils auch weiter zurück. Insgesamt sei das vergangene Jahr - je nach Datensatz - das zweitwärmste oder zusammen mit 2020 das wärmste Jahr in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, heißt es in dem Bericht zum Zustand des Klimas in Europa (ESOTC).

"2023 war ein komplexes und vielschichtiges Jahr, was die Klimagefahren in Europa angeht", sagte der Direktor des Copernicus Climate Change Service (C3S), Carlo Buontempo. "Wir wurden Zeuge von weitverbreiteten Überschwemmungen, aber auch von extremen Waldbränden mit hohen Temperaturen und schweren Dürren." Diese Ereignisse hätten nicht nur die natürlichen Ökosysteme belastet, sondern auch die Landwirtschaft, die Wasserwirtschaft und die öffentliche Gesundheit vor große Herausforderungen gestellt.

Dem Bericht zufolge waren im vergangenen Jahr rund 1,6 Millionen Menschen von Überflutungen betroffen, mehr als eine halbe Million Menschen von Stürmen. Die wetter- und klimabedingten Schäden werden auf weit mehr als 10 Milliarden Euro geschätzt. "Leider ist es unwahrscheinlich, dass diese Zahlen in naher Zukunft kleiner werden", sagte Buontempo mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel.

Fast ganzes letztes Jahr zu warm

Über ganz Europa gemittelt waren im vergangenen Jahr elf Monate überdurchschnittlich warm. Der September sei sogar der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940 gewesen. Insgesamt sei ein Rekordwert an Tagen mit sogenanntem extremem Hitzestress registriert worden, also gefühlten Temperaturen von über 46 Grad. Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle sei in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt um 30 Prozent gestiegen.

Insgesamt fiel im vergangenen Jahr sieben Prozent mehr Regen als im Durchschnitt. Es sei eines der nassesten bislang registrierten Jahre gewesen, heißt es in dem Bericht. In einem Drittel des Flussnetzes in Europa seien Wassermengen verzeichnet worden, die die Hochwasserschwelle überschritten. So gab es schwere Überflutungen unter anderem in Italien und Griechenland, Ende des Jahres waren Teile Norddeutschlands betroffen.

"Außergewöhnliches Verlustjahr in den Alpen"

Mehr zum Thema

Die Meere rund um die europäischen Küsten waren im Mittel so warm wie nie zuvor seit mindestens 1980. Auch auf den Gletschern war es viel zu warm. "Nach dem Rekord-Eisverlust im Jahr 2022 war es ein weiteres außergewöhnliches Verlustjahr in den Alpen", schreiben Copernicus und WMO. In diesen beiden Jahren verloren die Gletscher in den Alpen demnach rund zehn Prozent ihres Volumens. Gleichzeitig waren die Bedingungen für die Herstellung von Ökostrom im Jahr 2023 dem Bericht zufolge sehr günstig, sein Anteil am gesamten Strommix lag mit 43 Prozent so hoch wie nie zuvor.

Die vergangenen zehn Jahre waren nach UN-Angaben weltweit das heißeste Jahrzehnt seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Zugleich war das abgelaufene Jahr 2023 laut WMO das bisher heißeste seit Aufzeichnungsbeginn. Die zahlreichen Hitzerekorde zeigten einen "Planeten am Rande des Abgrunds", warnte UN-Generalsekretär António Guterres: "Die Erde sendet einen Hilferuf."

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen