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Krisengebiet OstseeWie der neue Sea Tiger U-Boote jagen soll

18.12.2025, 19:36 Uhr RTL01903-2Von Kai Stoppel
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Russlands Marine wird zur Bedrohung in Nord- und Ostsee. Deutschland setzt in dieser Situation auf den neuen Marine-Hubschrauber Sea Tiger. Er soll U-Boote jagen und die Schifffahrtswege schützen. Dafür ist er vollgepackt mit Hightech.

Die Sicherheitslage in Europa ist weiterhin angespannt und Deutschland rüstet weiter auf. Die Marine verfügt nun über einen neuen Hightech-Hubschrauber, der die U-Boot-Abwehr verbessern soll: den NH-90 MRFH Sea Tiger. Das Modell soll den Hubschrauber Sea Lynx ablösen, der seit 1981 bei der Deutschen Marine geflogen wird. 31 Sea Tiger soll die Marine bis 2030 erhalten. Doch was macht der neue Hubschrauber anders?

Der Sea Tiger ergänzt bei der Marine den bisher in der Seenotrettung eingesetzten NH-90 NTH Sea Lion und soll von deutschen Fregatten aus auf U-Boot-Jagd gehen. Er hat eine Reichweite von 900 Kilometern und kann bis zu fünf Stunden in der Luft bleiben. An Bord sind drei bis vier Marineflieger. Zudem verfügt der Sea Tiger über hochmoderne Technik. Besonders wichtig bei der Suche nach U-Booten: das Tauchsonar.

Der Hubschrauber nutzt als Tauchsonar das Flash-Sonar von Thales, einem französischen Hersteller von Militärtechnik. Man kann es sich vorstellen wie eine Angel, die vom schwebenden Hubschrauber ins Wasser gelassen wird. Am Ende der Schnur hängt das Sonar, das unter der Wasseroberfläche in zwei Modi arbeiten kann: dem passiven und dem aktiven. Im passiven Zustand lauscht es nach verräterischen Geräuschen von U-Booten, im aktiven kann es tauchende U-Boote mit akustischen Signalen aufspüren.

Sowohl "Dipper" als auch "Pony"

Bei der Jagd auf U-Boote ging der alte Hubschrauber Sea Lynx nach einem Prinzip vor, das "Dipper und Pony" genannt wird: Ein Hubschrauber schwebt als "Dipper" über einer Stelle und lässt ein Tauchsonar ins Wasser. Wenn dieses ein feindliches U-Boot erfasst, geht der Befehl an den zweiten Hubschrauber, das "Pony", welches seine Torpedos einsetzt. Der neue Sea Tiger übernimmt beide Rollen: Er ist sowohl "Dipper" als auch "Pony".

Dafür ist der Sea Tiger auch mit modernen Torpedos ausgerüstet: dem MU90-Leichtgewichtstorpedo aus französisch-italienischer Entwicklung. Dieser kann auch im flachen Wasser operieren und verfügt über einen Lautlos-Modus. Zur Ortung von U-Booten kann der Hubschrauber zudem Sonarbojen auswerfen, die unter Wasser ebenfalls nach U-Booten lauschen und das per Funk an den Sea Tiger melden.

Raketen gegen feindliche Schiffe

Zudem verfügt der Hubschrauber über ein elektro-optisches Sensorsystem (EOS): Es kombiniert ein hochauflösendes Fernseh- und Wärmebild mit Lasern zur Entfernungsmessung. Damit können Ziele für lasergelenkte Waffen markiert werden. Feindliche Schiffe über Wasser kann der Hubschrauber auch selbst mit dem Seezielflugkörper Marte ER angreifen - dieser ist ebenfalls eine europäische Entwicklung und hat eine Reichweite von 100 Kilometern.

Im Kriegsfall soll der Sea Tiger Transporte der Bundeswehr über die Ostsee sowie über den Atlantik sicherstellen, sagte der Militärexperte und Oberst a.D. Wolfgang Richter dem NDR. Zudem gehe es darum, gegnerische Kriegsschiffe und U-Boote zu überwachen. "Der Hubschrauber ermöglicht uns eine moderne Seekriegsführung zur Bekämpfung von Unter- und Überwasserbedrohungen aus der Luft", erklärt der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack.

Wachsende Spannungen in Nord- und Ostsee

Strategisch gesehen kommt der Sea Tiger zu einem Zeitpunkt, an dem die Ostsee und die Nordsee mit Russlands zunehmend aggressivem Auftreten zu möglichen Kriegsschauplätzen geworden sind. Bereits jetzt gibt es wachsende Sorgen über U-Boot-Patrouillen und mögliche Sabotageakte gegen Pipelines und Seekabel.

"Putin rüstet seine Marine weiter massiv auf. Er braucht sie nicht oder kaum in der Ukraine. Die Schwarzmeer-Flotte ist das eine, aber die Nordatlantik-Flotte ist etwas anderes", sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius zur Einführung des neuen U-Boot-Jägers. "Das heißt, wir sind gefordert, als Nato, als Bundesrepublik Deutschland unsere Streitkräfte zur See, schnell und besser auszustatten."

Quelle: ntv.de, mit dpa

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