Leistung über alles Hybrid auf BMW
13.11.2009, 10:36 Uhr
Kraftpaket: Nichts weniger als den stärksten Hybriden überhaupt hat BMW auf die Räder gestellt.
(Foto: eb.andriuolo)
Mit dem Active Hybrid X6 hat BMW viel Technik auf die Räder gestellt. Herausgekommen ist der stärkste Hybrid, der derzeit verfügbar ist. Ganz BMW eben. Beeindruckend ist auf jeden Fall, was sich die Münchner da haben einfallen lassen, auch wenn nicht alles auf Effizienz herausläuft.
Bei BMW besinnt man sich gerne auf einen ganz eigenen Zugang zu den Dingen. Die Münchner sind nicht unbedingt für biederen Mainstream bekannt. Wenn man sich also bei BMW dem Thema Hybrid widmet, dann muss da schon was Besonderes rauskommen. Auf jeden Fall etwas besonders Starkes.
Mit dem Active Hybrid X6 hat BMW jetzt das - nach eigener Aussage - leistungsstärkste Hybrid-Fahrzeug der Welt vorgestellt. Das ist in der Tat ein eigener Zugang zu dem Thema, denn Leistung war bei Hybrid-Fahrzeugen bisher eher zweitrangig, schließlich geht es ja um die Effizienz.
Technisch ist das Auto ein kleines Wunderwerk. Die Grundlagen für das erste blau-weiße Hybridfahrzeug stammen noch aus der Kooperation mit Daimler und General Motors. Rund drei Jahre haben die drei Konzerne da geforscht und getüftelt und sich so einen kleinen Vorsprung auf die nicht-duale Konkurrenz herausgearbeitet.
Beachtliches Drehmoment
Was der wert ist, muss jetzt also der X6 Hybrid zeigen. Die Angaben sind vielversprechend. Bis zu 60 Stundenkilometer soll elektrisches Fahren möglich sein. Neben dem V8-Benziner mit 407 PS (300 kW) sorgen zwei Elektromotoren mit 86 beziehungsweise 91 PS für den Vortrieb. Zusammen sind sie 485 PS stark - die Leistung kann aus technischen Gründen nicht einfach addiert werden - und erzeugen ein beachtliches Drehmoment von 780 Newtonmeter.
Technisch innovativ ist das Auto schon. Das technische Doppelherz bildet ein Siebengang-Automatik-Getriebe in Kombination mit dem Elektroantrieb. Das so genannte "Two-Mode-Getriebe" bietet eine Einstellung für viel Drehmoment sowie langsames Fahren und eine Art Hochgeschwindigkeitsmodus. Mit drei Planetenradsätzen und vier Lamellenkupplungen bietet die Kraftübertragung vier mechanische Fahrstufen und drei weitere durch den Elektroantrieb. Diese ermöglichen ein nahezu unterbrechungsfreies Schalten.
Flüssig gekühlte Hochleistungsbatterie
Die kinetische Energie nutzen will das Rekuperationssystem, das laut BMW 25-mal effektiver sein soll als das bisherige System der Münchner. Die beiden Elektromotoren dienen dabei als Generatoren zur Aufladung des Akkus. Das ließ sich in der Praxis allerdings nur schwer nachvollziehen, denn die Batterie wurde auch bei längerer Fahrt nie voll geladen und war durch eine auf Volllast laufende Klimaanlage des öfteren auch schnell wieder leer. Ganz vollgeladen soll das System wohl auch nicht werden. Die tropischen Temperaturen während der Probefahrten sorgten im Umkehrschluss aber eben für die schnelle Entladung durch die Klimaanlage.

Weil die Hybridtechnik nicht mehr unter die normale Haube passte, hat der X6 eine Ausbuchtung in der Motorraumabdeckung, einen so genannten Powerdome bekommen.
(Foto: eb.andriuolo)
Dabei hat der X6 Active Hybrid einen Nickel-Metallhydrid-Speicher unfallsicher über der hinteren Achse montiert, der sich mit seinen 2,4 Kilowattstunden Kapazität in jedem Fall sehen lassen kann. Doch diese muss sämtliche Stromverbraucher des Fahrzeugs mitversorgen. Über eine Kopplung mit der Klimaanlage wird diese Hochleistungsbatterie flüssig gekühlt.
Boost durch Elektromotoren
Natürlich stellt sich bei der Gelegenheit die Frage nach Lithium-Ionen-Batterien. Für die hohe Ambivalenz an Be- und Entladung eignet sich diese Technik allerdings nicht, heißt es. Hinzu kommt das Problem mit der Lebensdauer. Acht Jahre garantiert BMW die reibungslose Funktion dieses Hochvolt-Energiespeichers.
Neu ist für ein Serien-Hybrid-Fahrzeug die Boost-Funktion der Elektromotoren. Sie ermöglichen nicht nur ein rein elektrisches Anfahren, das allerdings in der Praxis doch recht schnell den Verbrennungsmotor zu Hilfe ruft, sondern stellt auch im Volllastbereich zusätzliche Energie für den Vortrieb zur Verfügung. Anleihen dafür stammen aus der Formel 1, wenngleich die Technik für ein Serienfahrzeug wesentlich robuster und ausdauernder konstruiert werden muss. Übrigens helfen die beiden E-Motoren auch beim Bremsen, was bei Bedarf zu einer ernormen Gesamt-Verzögerung führt.
Guter CO2-Wert
Die ganze Technik soll natürlich zu dem Ergebnis eines geringeren Verbrauchs führen. 231 Gramm CO2 pustet der X6 als Active Hybrid in die Umwelt. Das ist ein sehr guter Wert für ein Auto dieser Größe und Motorisierung. Der angegebene Normverbrauch liegt bei 9,9 Liter. Davon waren wir bei den Testfahrten allerdings recht weit entfernt. Die Realität lag trotz moderater Fahrweise zwei, eher drei Liter darüber. Da machen sich die Leistungsbereitschaft des Motors und das hohe Gewicht doch negativ bemerkbar.
An der Funktionalität der Technik gibt es hingegen nichts auszusetzen (Siehe Fahrbericht). Der Active Hybrid X6 zeigt sich in seinem Fahrverhalten und in der Dynamik als lupenreiner BMW. Und für Freunde von Hightech bringt er jede Menge Faszination mit. Was sich der Hersteller jedoch auch ordentlich bezahlen lässt. Ob wirklich viel Umweltschutz in dem Auto steckt ist eher fraglich. Für die sportlich ambitionierten ist er jedenfalls eine Option. Klimaschützer wird er nicht begeistern können.
Quelle: ntv.de