Qualität ist gar nicht schlecht Fälscher von Luxusschlitten fliegen auf
02.08.2013, 12:11 Uhr
Im Innenraum ist das Plagiat für 40.000 Euro kaum vom Original zu unterscheiden.
(Foto: picture alliance / dpa)
In Spanien haben sich ausgesprochen geschickte Fälscher an einem italienischen Heiligtum vergangen. Sie bauten Ferraris nach und verkauften sie zu Spottpreisen im Internet. Jetzt ist die achtköpfige Bande aufgeflogen. Experten zeigen sich aber von der Qualität der Plagiate überrascht.
Wer an Produktpiraterie denkt, hat normalerweise Markenklamotten, Accessoires und Uhren im Hinterkopf. Doch eine Bande geschickter Fälscher in Spanien hat sich an ganz anderen High-Class-Produkten vergriffen. Sie fälschten Fahrzeuge von Ferrari und Aston Martin. Die vermeintlichen Traumangebote wurden auf zwei Internetseiten zu Preisen von rund 40.000 Euro angeboten. Ein echtes Schnäppchen, bedenkt man, dass die Originale bis zu 200.000 Euro kosten.
Aufgeflogen sind die acht Fälscher, die zwei Werkstätten in Valencia betrieben, durch die Anzeige von Ferrari-Händlern in Spanien, die die Polizei alarmierten, als sie die extrem billigen Fahrzeuge im Internet entdeckten. Dabei sind die inzwischen durch die Beamten beschlagnahmten 17 Ferrari vom Typ F 430 und F 458 Spider, sowie zwei gefälschte Aston Martin alles andere als billig. Während die Karosserien von Hand nachgebaut wurden, mussten einige seltenen Teile aus England importiert werden oder wurden direkt bei Ferrari in Auftrag gegeben. Dazu gehörten teilweise auch die Logos und Markenzeichen der Luxus-Boliden.
Nur dem Motor fehlt der Bums
Bei den Motoren griffen die Fälscher unter anderem auf Triebwerke von Toyota zurück, weil die in Länge und Bauart am ehesten zu den roten Rennern aus Maranello passten. Schon früher wurden Triebwerke aus dem Toyota MR2 mit immerhin 260 PS für Replikas benutzt. Angesichts der mindestens 490 PS, die das V8-Triebwerk in einem F 430 leistet, ist das natürlich lächerlich. Experten zeigten sich aber dennoch begeistert von der "Kunstfertigkeit" der Fälscher. Kotflügel, Spoiler, Lufteinlässe und Türgriffe waren nicht von den Originalen zu unterscheiden. Was nicht den echten Boliden entsprach, war die Motorleistung, wobei die "Hersteller" darauf achteten, dass selbst die Motorabdeckung in Maranello-Rot erstrahlte. Was die Ermittler noch nicht herausgefunden haben, ist, wo die Chassis für die Fälschungen herkamen. Dies soll jetzt mit Hilfe der Fahrgestellnummern ermittelt werden.
Die fertigen und absolut straßentauglichen Fahrzeuge wurden von Madrid aus an die Käufer gebracht, wo auch drei der Ferrari gefunden wurden. Wer jetzt glaubt, dass die Kundschaft über die Blender im Unklaren gelassen wurde, irrt. In einigen Fällen wurden die Plagiate sogar im Auftrag des Kunden angefertigt. Wie hoch der Schaden für Ferrari ist und mit welchen Strafen die durchaus begabten Fälscher rechnen müssen, ist noch nicht bekannt.
Der Kunde ist König
Allerdings sind Autofälschungen keine Seltenheit mehr. Bereits 2008 hatte sich in Italien eine Bande an dem nationalen Wahrzeichen des Dolce Vita vergangen. Dort spezialisierte man sich allerdings auf historische Renner aus Maranello. Damals stand unter anderem ein Ferrari 328 GTB aus den 80er-Jahren zum Verkauf. Im Bestzustand, versteht sich. Kostenpunkt: 20.000 Euro. Zu besichtigen war der in einer Werkstatt in Licata auf Sizilien. Neben dem ausgesprochen niedrigen Preis – der Marktwert ist fast sechsstellig – fiel auf, dass gleich 21 der sonst eher raren Modelle zum Verkauf standen. Viel zu viel für einen unbekannten Ferrari-Sammler. Als die Polizei der Sache auf die Spur kam, waren bereit 14 Stück verkauft.
Auch in Bangkok werden Luxusautos auf Bestellung gefälscht. Hier droht allerdings keine Strafe. Der König der Fälscher heißt dort Chris Pongpitaya, der sein Handwerk bei VW in Deutschland gelernt hat. Seine Devise: Je mehr der Kunde bereit ist zu zahlen, desto echter wirkt seine Kopie. Seine Spezialität ist die Verwandlung eines VW Beetle in einen Porsche 911. Ferraris und Lamborghinis sind auf Bestellung auch zu haben, kosten aber entsprechend mehr. Ob seine Kunstfertigkeiten illegal sind, weiß Pongpitaya nicht. Für ihn sei es wichtig, dass er vielen Menschen einen Traum erfüllt, den sie sich sonst nie leisten könnten.
Quelle: ntv.de