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Gangwechsel im Sattel Ketten- oder Nabenschaltung?

Beliebter als die Nabentechnik: 65 Prozent aller Fahrradkäufer entscheiden sich laut dem Zweirad-Industrie-Verband für eine Kettenschaltung.

Beliebter als die Nabentechnik: 65 Prozent aller Fahrradkäufer entscheiden sich laut dem Zweirad-Industrie-Verband für eine Kettenschaltung.

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

Kette oder Nabe? Wie beim Fahrrad geschaltet wird, ist letztlich Geschmackssache. Naben sind wartungsärmer, Umwerfer und Ritzel sportlicher. Weil das mit der Pflege aber so eine Sache ist, halten Experten Nabenschaltungen für praxistauglicher.

Der Fahrradkauf wirft viele Fragen auf: Wie sportlich soll das Velo sein, wie komfortabel? Auf welchem Terrain wird es rollen? Es gibt Trekkingräder, City-Bikes, Reise- und Rennräder - die Auswahl ist riesig. Bei der Frage nach dem Gangwechsel ist die Sache einfacher: Soll per Nabe oder Kette geschaltet werden? Während die meisten Kunden zu Ritzel und Schaltwerk greifen, besticht der Gangwechsel im Innern der Hinterachse durch Vorteile für Wartungsmuffel.

"Die beste Kettenschaltung hilft nichts, wenn sie nicht gepflegt wird", sagt Sebastian Böhm vom Fachmagazin "Aktiv Radfahren". Er ist überzeugt davon, dass die meisten Menschen ihre Schaltungen nicht pflegen. Deshalb sei die Nabenschaltung in der Praxis besser. Der Grund: Ab einem bestimmten Verschmutzungsgrad sei die Wirkung einer Nabenschaltung besser als die einer Kettenschaltung. Für den Tritt in die Pedale gibt es dann mehr Vortrieb.

Kein Öl an der Hose

Experten stufen die Nabenschaltung als "praxistauglicher" ein. Der Grund: Sie braucht im Gegensatz zur Kettenschaltung kaum Pflege.

Experten stufen die Nabenschaltung als "praxistauglicher" ein. Der Grund: Sie braucht im Gegensatz zur Kettenschaltung kaum Pflege.

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

Verkauft werden allerdings mehr Kettenschaltungen. Einer Schätzung des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) in Bad Soden zufolge liegt der Anteil der verkauften Räder mit diesem Schaltsystem aktuell bei 65 Prozent. Unbestritten ist aber, dass die Nabenschaltung kaum Zuwendung benötigt. Da das Planetengetriebe voll verkapselt ist, kann auch die Kette abgedeckt werden. Bei der Fahrt bleibt so der Hosensaum frei von Öl und Fett. Allerdings wird der Schlauchwechsel komplizierter, denn beim Plattfuß muss erst der Kettenschutz abmontiert werden.

"Viele Hersteller garantieren für Nabenschaltungen eine Laufleistung der ersten 50.000 Kilometer ohne jede Wartung", sagt Böhm. Anders die Kettenschaltung: Wird sie nicht regelmäßig gereinigt und gefettet, sei sie nach rund 500 Kilometern schrottreif. Außerdem hat die Kettenschaltung einen höheren Verschleiß.

27 Gänge sind relativ

"Die Händler erklären den Kunden die Vorteile einer Nabenschaltung nur selten, weil sie auf den Verkauf von Serviceleistungen und Ersatzteilen spekulieren", kritisiert Böhm. Richtig ist, dass die Kettenschaltung eine feinere Abstufung zwischen den einzelnen Gängen ermöglicht. "Und die Übersetzung ist in der Regel größer", sagt Böhm. Vor allem für Profisportler ist es unabkömmlich, mit einer Pedalumdrehung möglichst weite Strecken zurückzulegen.

Kettenschaltungen haben heute 27 Gänge und mehr, wie das Dyna-Sys-Antriebssystem von Shimano für Mountainbikes mit zehn Ritzeln und drei Kettenblättern. Doch für die Praxis sind die Zahlen relativ: "Wenn ich eine 27-Gang-Kettenschaltung kaufe, habe ich effektiv 15 oder 16 Gänge", erläutert Böhm: "Der Rest überschneidet sich." Bei der Nabenschaltung folgt dagegen Gang auf Gang. Hersteller Rohloff hat mit der Speedhub 500/14 die derzeit einzige 14-Gang-Getriebenabe im Angebot. Üblicherweise wird mit acht Nabengängen gefahren. Shimano plant für September die Einführung einer 11-Gang-Getriebenabe.

Vorsicht bei Schummelkombinationen 

Kettenschaltungen sind wartungsintensiver als Nabenschaltungen - bei richtiger Pflege aber besser geeignet für den sportlichen Einsatz.

Kettenschaltungen sind wartungsintensiver als Nabenschaltungen - bei richtiger Pflege aber besser geeignet für den sportlichen Einsatz.

Preise hat Shimano noch nicht bekanntgegeben - mit ziemlicher Sicherheit wird die Schaltung aber billiger als der Nabenklassiker von Rohloff, für den der Hersteller derzeit 830 Euro verlangt. Ein Preis, den die meisten Kunden nicht annähernd für ein komplettes Rad anlegen: Laut ZIV liegt die Durchschnittssumme, die Deutsche im vergangenen Jahr in ein neues Rad investiert haben, bei 446 Euro.

Ein bisschen mehr dürfte es nach Einschätzung von Böhm schon sein. Als Faustregel gelte: Ab 500 Euro seien durchweg gut ausgestattete City- oder Trekkingräder mit Marken-8-Gang-Nabenschaltung zu haben. Ähnliche Qualität mit Kettenschaltung gebe es ab rund 900 Euro. Vorsicht sei bei "Mogelpackungen" geboten, wenn ein teures Ketten-Schaltwerk in Kombination mit Billigkomponenten angeboten würde. Böhm: "Hier muss alles stimmig sein, denn das schwächste Glied gibt nach." Für den optimalen Betrieb müssten Umwerfer, Ritzel, Kette, Nabe und Schalthebel zur gleichen Gruppe gehören.

Einfache Handhabung

Beim Schaltkomfort gibt es leichte Unterschiede. "Ältere Menschen haben weniger Probleme mit der Nabenschaltung, da sie intuitiver zu bedienen ist", sagt Böhm. Dagegen gebe es bei der Kettenvariante insgesamt vier Schalter an zwei Hebeln zu koordinieren.

Mit nur einem Knopfdruck sind elektronisch unterstützte Schaltsysteme zu bedienen. Derzeit noch einzigartig ist auf diesem Feld Shimanos Rennradschaltung Dura-Ace Di2. Umwerfer und Schaltwerk gehorchen elektrischen Impulsen, ein Nachtrimmen soll überflüssig sein. Ungeklärt ist laut Böhm noch die Frage, ob sich die elektronische Unterstützung auch im Trekkingbereich durchsetzen wird. Die Antwort wäre auf jeden Fall interessant - schließlich sind Trekkingräder mit einem Marktanteil von rund einem Drittel der beliebteste Fahrradtyp bei deutschen Kunden.

Quelle: ntv.de, dpa

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