Auto

Kraftpaket aus Mladá Boleslav Octavia RS – Skoda für die schnelle Fuhre

In Stahl-Grau ist der Octavia RS mit Sicherheit ein Blickfang.

In Stahl-Grau ist der Octavia RS mit Sicherheit ein Blickfang.

(Foto: Holger Preiss)

Ein GTI ist toll! Der Volksporsche begeistert seit Jahrzehnten die Asphaltmeute. Doch seit er sich über das VW-Imperium genetisch verteilt, gibt es Alternativen. Eine davon ist der neue Skoda Octavia RS. In seiner potentesten Version bietet er 220 PS und unendlich Platz bei der Kurvenhatz.

Hoheitszeichen und Diffusor zeichnen den Octavia als RS aus.

Hoheitszeichen und Diffusor zeichnen den Octavia als RS aus.

(Foto: Holger Preiss)

Das der Octavia der Klassenprimus unter den Skoda-Modellen ist, steht außer Frage. Der Octavia lässt selbst den Golf, dessen Plattform er jahrelang nutzte und mit dem er sich jetzt in der dritten Generation den modularen Unterbau teilt, ein bisschen neidisch um die Ecke gucken. Um das kurz mit Zahlen zu belegen: Im Juli diesen Jahres haben die Tschechen allein in Deutschland 4200 Octavia verkauft. Über das Gesamtangebot von Skoda  gerechnet, macht das ein Drittel aller verkauften Fahrzeuge aus. Dabei schätzen die Fans der Marke inzwischen nicht nur den hohen Nutzwert der Autos aus Mladá Boleslav, sondern auch die Qualität, die pfiffigen Extras und den guten Wiederverkaufswert. Ja, das klingt so praktisch, dass es fast ein wenig blutleer anmutet. Ist es aber nicht. Natürlich gibt es im Portfolio der Tschechen auch das Sportliche, das Emotionale.

Seit dem Jahr 2000 hat man in Anlehnung an die Rallyesporterfolge der Marke, mit Fahrzeugen wie dem 130 RS, eine RS-Version des Octavia auf den Markt gebracht. Was den einen der GTI, ist also den Tschechen der RS. Seit seiner Geburt nutzt der die Gene des Volkssportlers aus Wolfsburg. In der ersten Generation trumpfte der RS mit einem 1,8-Liter-Benziner auf, der 180 PS leistete. Das war ordentlich. Doch schon 2005, mit dem Octavia II, bekam die Sportversion ein 2-Liter-Triebwerk, das 200 PS schöpft und auch erstmals einen Diesel, der ausschließlich in der Sportversion eingesetzt wird. Doch all das ist Geschichte. Denn jetzt durften die Tschechen sich des kleineren der beiden im neuen GTI angebotenen Triebwerke bedienen und sie in den Octavia RS der dritten Generation einbauen. Bereits zur Markteinführung des neuen tschechischen Raumwunders frohlockte man, dass bald der stärkste und schnellste Octavia aller Zeiten auf die Straßen rollen werde.

Die Qual der Wahl: 220 PS oder 184 PS

Für den RS gibt es rote Bremssättel und 18-Zoll-Aluminiumfelgen.

Für den RS gibt es rote Bremssättel und 18-Zoll-Aluminiumfelgen.

Und tatsächlich: Das VW-Triebwerk hat es in sich. Aus dem 2.0-Liter-Direkteinspritzer mit Turboaufladung werden jetzt 220 PS bei einem maximalen Drehmoment von 350 Newtonmeter generiert. In 6,8 Sekunden erfolgt mit Hilfe des präzise arbeitenden Handschalters der Sprint auf Tempo 100 und auf freier Strecke wandert die Tachonadel problemlos über  die 240 km/h-Marke. Flankiert wird der sportliche Auslauf von dem Spiel am Fahrmodischalter, der in der Mittelkonsole sitz und den, in wachem Zustand hinterleuchtet, das VRS-Logo ziert. Einmal gedrückt, kann der Pilot auf dem 8-Zoll-Multifunktionsdisplay das Feld Sport antippen und die Progressivlenkung spricht an. Straffer und präziser folgt der Wagen jetzt den Lenkbewegungen. Außerdem gibt die Elektronik die frohe Botschaft des dynamischen Ausritts an den Soundgenerator weiter, der sich hinter den zwei trapezförmigen und chromverblendeten Auspuffrohren versteckt. Er sorgt im Rausch der Beschleunigung für einen sonor sportlichen Sound im Innenraum.  Erfreulicherweise beruhigt sich die Klangkulisse bei hohen Geschwindigkeiten ab etwa 160 km/h wieder, so dass auch bei flotter Fahrt die Nerven der Insassen nicht über Gebühr beansprucht werden.

Die schmalen Nebelscheinwerfer gibt es nur für den RS.

Die schmalen Nebelscheinwerfer gibt es nur für den RS.

(Foto: Holger Preiss)

Den Verbrauch des Sportlers gibt Skoda kombiniert mit 6,2 Litern Super auf 100 Kilometer an. Bei der Ausfahrt mit dem tschechischen Athleten lag er aber tatsächlich bei 8,8 Liter, also deutlich über den Herstellerangaben. Zugegeben, die Fahrt erfolgte zu großen Teilen flott und war nicht auf einen ökologischen Lauf ausgerichtet.  Mit dem zur Verfügung stehenden Eco-Modus und der Start-Stopp-Automatik, die es allerdings nur in Kombination mit dem schlüssellosen Zugang für zusätzlich 390 Euro gibt, dürfte hier noch mindestens ein Liter einzusparen sein.  Wer trotz eines RS der Vernunft den Vorrang geben möchte, kann sich natürlich auch für den 2.0-Liter Diesel entscheiden, wie es im vergangenen Jahr immerhin 75 Prozent aller RS-Käufer getan haben. Der leistet immer noch 184 PS und bringt es in 8,1 Sekunden auf 100 km/h sowie eine Spitzengeschwindigkeit von 232 km/h (Limousine ) und 228 km/h (Combi). Für den Diesel, der im ersten Test in Kombination mit einem 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gefahren wurde, soll der Verbrauch kombiniert bei lediglich 4,6 Litern liegen. Auf der Uhr standen am Ende der Strecke allerdings satte 7,2 Liter. Das ist nicht saudurstig, aber immer noch deutlich mehr als angegeben. Und mit noch einer Einschränkung muss der Fahrer eines Diesel-RS leben: dem Sound. Der ist lange nicht so sportlich-knackig wie im Benziner. Vielmehr wirkt der Turbo-Diesel, ist er  im Sportmodus unterwegs, unter einer etwas angestrengt wirkenden Intonation seiner Arbeit.  Die verrichtet er zwar kraftvoll und potent, ist aber lange nicht so spritzig wie der Selbstzünder.

Straff über die Querfuge

Das Interieur im RS dominiert sportliches Schwarz.

Das Interieur im RS dominiert sportliches Schwarz.

(Foto: Holger Preiss)

An dieser Stelle tut sich natürlich die Frage auf, ob es denn wie beim Golf GTI, den es inzwischen ja in zwei Leistungsstufen gibt (220 PS und 230 PS), auch noch einen RS mit Zugabe geben wird. Klare Antwort: Nein. Skoda meint, und dieser Ausführung kann man folgen oder nicht, dass ein solches Fahrzeug einfach zu teuer werden und den Rahmen der selbst gesetzten Preisvorgaben sprengen würde. Irgendwie tut das im sportlichen Skoda-Universum aber auch nicht not, denn so, wie der RS für den Moment dasteht, hat er sein Potenzial gut ausgereizt.

Platz ohne Ende gibt es auch im RS Combi.

Platz ohne Ende gibt es auch im RS Combi.

Das macht auch ein Blick auf das Fahrwerk deutlich. Im Vergleich zum Standard-Octavia wurde es um 15 Millimeter abgesenkt und sorgt im Zusammenspiel mit McPherson-Vorderachse und unten liegendem Dreiecksquerlenker sowie einer neu entwickelten Mehrlenkerachse für eine deutlich präzisere Spurführung. Zur Serienausstattung gehört auch die in das elektronische Stabilitätsprogramm ESC integrierte elektronische Differenzialsperre XDS. Das verbessert deutlich die Traktion und verhindert die Neigung zum Untersteuern in schnellen Kurvenfahrten. Allerdings muss der sportlich ambitionierte Fahrer in Kauf nehmen, dass der RS deutlich härter über Querfugen geht als sein kultiviertes Pendant. Für die Passagiere auf den vorderen Sitzen ist das unproblematisch, denn die sind in hervorragend strukturierten Sportsitzen platziert, die dank ausgezeichnet ausgeformter Seitenwangen und sehr guter Auflageflächen weder bei der Kurvenhatz noch bei holprigem Geläuf Grund zur Klage geben. Für die Fondpassagiere kann es an der einen oder anderen Stelle aber schon etwas holprig werden.

Dezent präsent

Optisch hebt sich der RS natürlich auch von den Standardkollegen ab. Natürlich dezent und der Skoda-Philosophie entsprechend, ohne allzu dick aufzutragen. Vorn ziert eine neue Frontschürze den RS mit einer kleinen Spoilerlippe und schmalen Nebelleuchten. Serienmäßig gibt es Bi-Xenon-Scheinwerfer mit integriertem LED-Tagfahrlicht und natürlich prangt auch das Hoheitszeichen, die RS-Plakette, am Kühlergrill und am Heck. Besohlt ist der sportliche Octavia mit 18-Zoll-Leichtmetallrädern, zwischen deren Speichen rot lackierte Bremssättel leuchten. Wahlweise können auch 19-Zöller angebracht werden.

Am Heck prangen die schon erwähnten trapezförmigen Chrom-Auspuffendrohre, gerahmt von schwarzen Diffusor-Elementen. Der Spoiler sitzt bei der Limousine auf der Heckklappe, beim Combi RS säumt er dezent die Dachkante. Wer dennoch auffallen will, greift zu den Sonderfarben: Stahl-Grau, Sprint-Gelb oder Rallye-Grün. Wobei die schon eine gehörige Portion Selbstbewusstsein verlangen.

Zum Schluss soll aber noch die alles entscheidende Frage geklärt werden. Was kostet der Octavia RS? Die Limousine startet mit manueller Sechsgangschaltung und 220-PS-Benziner bei 29.390 Euro. Den Combi gibt es in derselben Ausstattung ab 30.040 Euro. Für ein 6-Gang-DSG müssen noch einmal 1800 Euro aufgeschlagen werden. Beim Diesel eröffnet die Limousine mit 29.890 Euro den Reigen. Der Combi kostet 30.540 Euro. Damit ist der RS nicht wirklich preiswerter als sein Genspender aus Wolfsburg. Der startet als Dreitürer mit 28.675 Euro.

Letztlich bleibt das Pfund, mit dem er wuchern kann, aber immer noch sein Platzangebot. Und für die knapp 30.000 Euro ist schon einiges in Serie enthalten: Tempomat, Berganfahrassistent, Fahrlichtassistent, Klimaanlage, Regensensor, automatisch anklappbare Außenspiegel, automatisch abblendende Innenspiegel und Parksensoren hinten.                                     

Quelle: ntv.de

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