Das Herz eines Boxers Subarus temperamentvoller "Förster"
17.05.2013, 15:15 Uhr
Im April dieses Jahres haben deutlich mehr Deutsche eine Subaru gekauft, als noch vor einem Jahr.
(Foto: Axel F. Busse)
Zu den beliebtesten Floskeln in Autotest-Berichten gehört, das neue Modell sei "erwachsen geworden". Wenn erwachsen werden die Zunahme von Körperfülle bedeutet, dann trifft dies auf den Subaru Forester tatsächlich zu. Was noch neu ist, klärte der n-tv.de-Praxistest.

Beim Modell XT Platinum öffnet und schließt die Heckklappe elektrisch. Benötigt dafür aber 12 Sekunden.
(Foto: Axel F. Busse)
Keine der drei bisherigen Generationen des Subaru Forester wurde von der SUV-Gemeinde so richtig ernst genommen. Robustheit und Allradantrieb, zusätzliche Bodenfreiheit und Vielseitigkeit hat er immer besessen, aber mehr als einen hochbeinigen Kombi sahen die wenigsten in ihm. Das dürfte sich ändern, denn der neue Forester ist mit knapp 4,60 Metern nicht nur 35 Millimeter länger, sondern auch 20 mm breiter und 15 mm höher als sein Vorgänger. Und so bescheiden diese Werte klingen mögen - die Karosserie wirkt wesentlich präsenter, wuchtiger, kraftvoller. Wie ein richtiges SUV eben.
Seit 23. März steht das neue Modell bei den deutschen Händlern – aber keines allzu lange. Im April des Vorjahres wurden rund 300 Forester hierzulande neu zugelassen, vom Nachfolger waren es in diesem April schon 570. Für einen kleinen Hersteller wie Subaru, der in Deutschland auf einen Marktanteil von etwa 0,3 Prozent kommt, ist das ein enormer Erfolg. Für den n-tv.de-Praxistest wurde das Spitzenmodell 2.0 XT Platinum mit Turbo-Benzinmotor gewählt. Das ist deshalb sinnvoll, weil trotz überragenden Diesel-Anteils im deutschen Geländewagen-Segment die Subaru-Kunden immer noch lieber zum Ottomotor greifen. Beim neuen Forester ist gerade mal ein gutes Viertel mit Selbstzünder unterwegs.
Spritzig und agil im Antritt
Auffällig an der neuen Optik, die wesentlich von der auf 220 mm erhöhten Bodenfreiheit bestimmt wird, sind die großen Fensterflächen. Wer sie zusammenzählt, kommt (exklusive des in der Platinum-Version serienmäßigen Panorama-Dachs) auf mehr als drei Quadratmeter Glas. Das schafft eine angenehm helle und freundliche Atmosphäre im Innenraum. Leider ist das Auto dadurch aber auch sehr anfällig gegen extremes Aufheizen bei Sonneneinstrahlung, wie ein paar sommerliche Tage während der Testphase bewiesen. Die kurzen Überhänge der Karosserie und die daraus resultierenden Böschungswinkel (25º vorn und 26º hinten) lassen hinsichtlich der Geländetauglichkeit allerhand erwarten.
Boxermotor und Allradantrieb sind zwei feste Größen, mit denen die Marke Subaru weltweit identifiziert wird. Der direkt einspritzende Vierzylinder-Turbo ist in Volumen, Bohrung und Hub identisch mit dem Boxer-Diesel, den Subaru ebenfalls anbietet. Die Leistung von 240 PS wird bei 5600 Umdrehungen erreicht, das maximale Drehmoment liegt bei bulligen 350 Newtonmetern und damit ebenso so hoch wie beim Selbstzünder. Zur Kraftübertragung dient ein neu entwickeltes so genanntes CVT-Getriebe ("continuously variable transmisson"), das anstelle durch Zahnräder definierter fester Übersetzungen eine stufenlose Übertragung ermöglicht. Diese Getriebe sind in Japan und den USA recht beliebt, konnten aber in den Klein- und Kompaktwagen, in denen sie bisher in Deutschland erhältlich sind, kaum überzeugen.
Start/Stopp-Automatik nur für 150-PS-Version

Auffällig spritzig: 240-PS-Boxer und CVT-Getriebe bilden eine muntere Einheit.
(Foto: Axel F. Busse)
Nicht so beim Forester. Die Motor-Getriebekombination verleiht dem Fünftürer einen sportlichen Antritt, der nur noch verblüffend zu nennen ist. Der ebenso gefürchtete wie quälende "Gummiband-Effekt" der CVT-Antriebe, der oft auch von jaulenden Motordrehzahlen begleitet ist, fehlt hier völlig. Zur Spritzigkeit trägt sicher das Fahrzeuggewicht bei, das mit 1636 Kilogramm gut und gern 150 Kg unter dem vergleichbarer großer SUV liegt. Doch die agilen Reaktionen, die nur geringste Gashebelbewegungen erzeugen, überraschen selbst hart gesottene Autotester. Unerwartet ist diese Munterkeit nicht zuletzt deshalb, weil Turbomotoren in niedrigen Drehzahlen eine gewisse Trägheit zu Eigen ist und der Schub sonst erst mit gleichmäßigem Abgasstrom einsetzt. Dem Datenblatt zufolge ist die volle Durchzugskraft erst bei 2400 Umdrehungen zu erwarten.
Umso erfreulicher, dass der Forester so fit und flott zu Werke geht. Die Freude wäre wohl noch größer, wenn er sich dabei mit der Spritmenge zufriedengäbe, die nach EU-Norm als Mittelwert für 100 Kilometer errechnet wurde: 8,5 Liter. Der Testwagen orientierte sich aber eher an elf Litern, und das, obwohl von einem kurzzeitigen Ausflug über die 200er-Marke einmal abgesehen eher gedrosselt übers Land gerollt wurde. Eine Start/Stopp-Automatik, die nur für die 150-PS-Version verfügbar ist, hätte den Durst gewiss etwas einschränken können.
Abseits der Straße ist der Forester nur schwer aus der Ruhe zu bringen. Steigungen, Schräglagen und Verschränkungen auf losem Untergrund meistert er ebenso souverän wie holperige Ausflüge ins Unterholz – da macht der Förster seinem Namen alle Ehre. Eine elektronische Bergan- und –abfahrhilfe ist im "X-Mode" des Getriebes integriert, nur eine klassische Geländeuntersetzung fehlt. Elektronisch geregelt ist auch die Simulation von sechs oder acht Fahrstufen, die über Schaltwippen am Lenkrad aktiviert werden können. Spontane Richtungsänderungen vollzieht er mit Gelassenheit, die Lenkung ist präzise und die einzeln an Dreieckslenkern aufgehängten Räder sorgen für einen limousinenartigen Fahrkomfort.
Rückfahrkamera und elektrische Heckklappe
Der sollte auch im Innenraum zu erleben sein, denn eine Reihe von Komfort-Features bringt die XT-Platinum-Version ab Werk mit. Dazu gehören zum Beispiel die Lederpolster und das Navigationssystem, eine Rückfahrkamera, Klimaautomatik und Bluetooth-Schnittstelle, Licht- und Regensensor sowie die Audio-Anlage von Harman/Kardon. Der Navi-Monitor ist als Touchscreen ausgelegt, nur sind Tasten und Sensorpunkte so klein, dass die Bedienung während der Fahrt etwas fummelig ist. Auch eine elektrische Sitzverstellung ist vorhanden, leider hat nur der Fahrer etwas davon. Dass die Rückfahrkamera bei Schmuddelwetter leicht ihren Nutzen einbüßen kann, hat man bei Subaru wohl nicht bedacht, denn Radarsensoren als Einparkhilfe bleiben auf der Wunschliste.
Die Platzverhältnisse sind großzügig, auch hinten gibt es für Erwachsene üppige Beinfreiheit. Das Ladevolumen sollte für den Transport des Wildbrets aus dem Wald ebenso reichen wie für das Reisegepäck der Familie. Das Volumen ist von 505 bis 1577 Liter erweiterbar, die Ladekante ist nur 75 Zentimeter hoch. Die Heckklappe öffnet und schließt elektrisch, doch mit mehr als 12 Sekunden dauert es so lang, dass Ungeduldige das lieber manuell erledigen.
Fazit: Nicht ohne Grund hat der Subaru Forester in Deutschland neue Freunde gewonnen. Standfeste Boxermotoren und ein zuverlässiges Allradsystem haben dank größerer Fahrzeugsubstanz vermehrt klassische SUV-Kunden angelockt. Als Sonderangebot kann die Topversion des "Försters" zwar nicht gelten, bietet aber durch umfangreiche Ausstattung einen hohen Gegenwert. Kleinere Ungereimtheiten wiegen die zahlreichen Pluspunkte nicht auf.
DATENBLATT | Subaru Forester 2.0 XT |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,60/ 1,80/ 1,74 m |
Leergewicht (DIN) | 1636 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 505 Liter/ 1577 Liter |
Emissionsklasse | EU 5 |
Motor/Hubraum | Vierzylinder Boxermotor mit 1998 ccm Hubraum |
Getriebe | stufenloses Automatikgetriebe Lineartronic |
Leistung | 240 PS (177 kW) bei 5600 U/min |
Kraftstoffart | Benzin |
Antrieb | Allrad permanent |
Höchstgeschwindigkeit | 221 km/h |
max. Drehmoment | 350 Nm bei 2400 - 3600 U/min |
Tankinhalt | 60 l |
Beschleunigung 0-100 km/h | 7,5 s |
Normverbrauch (innerorts/außerorts/kombiniert) | 11,5/ 7,0/ 8,5 |
Testverbrauch | 10,9 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 197 g/km |
Grundpreis | 43.000 Euro |
Preis des Testwagens | 43.540 Euro |
Quelle: ntv.de