Praxistest

BMW 320d Cabrio Das Vernunftcabrio

BMW wird seinem Motto gerecht: Das 320d Cabrio bietet Freude am Fahren, aber auch Freude am Tanken. Start-Stopp-Automatik, Schaltpunktanzeige, rollwiderstandsreduzierte Reifen und Bremsenergierückgewinnung sorgen für einen geringeren Verbrauch.

Der BMW 320d Cabrio bietet dank Common Rail Fahrspaß ohne Nageln. (alle Bilder von Holger Schmidt-Denker)

Der BMW 320d Cabrio bietet dank Common Rail Fahrspaß ohne Nageln. (alle Bilder von Holger Schmidt-Denker)

BMW hatte sich ja am längsten dagegen gestemmt. Cabriomotoren sind Benzinmotoren, so dachte man lange in München. Lautstarkes Nageln beim Anlassen, brummige Motoren und wenig sportliche Motorgeräusche passen nun mal nicht zur offenen "Freude am Fahren”. Doch nachdem man mit Verwunderung bei der Konkurrenz von Audi und Mercedes einen veritablen Erfolg in Sachen Diesel-Cabrios beobachten konnte, begann auch bei BMW das Umdenken. Und so wurde 2005 beim Vorgängermodell des aktuellen 3er-Cabrios erstmals ein Selbstzünder eingesetzt, durchaus mit Erfolg. Beim neuen 3er Cabrio, seit 2008 auf dem Markt, war es dann gar keine Frage mehr: Gleich drei verschiedene Diesel-Modelle stehen zur Auswahl, ein Vier- und zwei Sechszylinder.

Laufruhe, Effizienz und Durchzugskraft ist allen gemein, uns aber kam es vor allem aufs Sparen an, und da ist der 320d natürlich erste Wahl. 177 PS, 223 km/h Spitze und 8,6 Sekunden für den Sprint von 0 auf Tempo 100, das klingt dann erst mal gar nicht nach Bescheidenheit, und doch ist dieser Wagen ein Sparwunder. BMW hat nämlich diesem von Haus aus schon genügsamen Aggregat alles spendiert was man in Sachen "Efficient Dynamics”, dem modellübergreifenden Sparpaket, im Regal liegen hatte, und das macht sich bemerkbar.

Freude am Tanken

Sparsam durch "Efficient Dynamics" verbraucht das 3er Cabrio circa sechs Liter auf 100 Kilometer.

Sparsam durch "Efficient Dynamics" verbraucht das 3er Cabrio circa sechs Liter auf 100 Kilometer.

Auf dem Papier kommt der 320d damit auf einen Drittelmix von 5,3 l/100km, bei unserem Testwagen lagen wir nach knapp 4000 gefahrenen Kilometern bei 6,0 l/100km! Und da wir den Wagen durchaus sportlich bewegten, kommt zur Freude am Fahren fast noch die Freude am Tanken hinzu. Die Zutaten: Start-Stopp-Automatik, Schaltpunktanzeige, rollwiderstandsreduzierte Reifen und Bremsenergierückgewinnung.

Auch bei der Dachkonstruktion ist man bei BMW nach langer Diskussion neue Wege gegangen. Erstmals bekam ein offenes Fahrzeug ein Stahlklappdach, das aus dem Cabrio binnen 22 Sekunden ein vollwertiges Coupé zaubert. Die Linienführung des Wagens, und das war das Entscheidende für die Ingenieure, wird dabei nicht im Geringsten gestört. Nur zu gut hatte man die unschönen Pummelhecks à la Renault oder Peugeot in Erinnerung. Nein, hier passt alles zusammen, surrt in filigraner Präzisionsarbeit sauber gestapelt in den Kofferraum und fertig. Einziger Wermutstropfen: das Gepäckabteil schrumpft dabei von respektablen 350 auf kümmerliche 210 Liter. Fürs Pärchen-Urlaubsgepäck reicht das zwar immer noch, zumal man ja die Rückbank nutzen kann, aber schon mit ein oder zwei Kindern hinten muss das Dach dann während der Fahrt zum Urlaubsziel geschlossen bleiben.

Das Cockpit ist übersichtlich und leicht bedienbar.

Das Cockpit ist übersichtlich und leicht bedienbar.

Solchermaßen überdacht kann man dann aber selbst bei hohen Geschwindigkeiten über das bordeigene Audiosystem Klassikkonzerte in allen Nuancen lauschen, lästige Windgeräusche gehören der Vergangenheit an. Zum angenehmen Reisen trägt auch das straffe aber nicht unkomfortable Fahrwerk bei, nur grobe Fahrbahnschäden werden ins Fahrzeuginnere weitergeleitet.

Am Reiseziel angelangt, und das war in unserem Fall die Mittelmeerinsel Sardinien, kann man das Fahr- und Sparpotenzial des 320d Cabrios dann auch offen in vollen Zügen genießen.

Leichtes Sirren auf schönen Landstraßen

Absolute Spurtreue, die hohe Kurvengeschwindigkeiten ermöglicht, ein präzise zu schaltendes Sechsganggetriebe und der mit 350 Newtonmetern durchzugsstarke 2-Liter Diesel lassen einen eigentlich nichts vermissen, was die stärkeren Motoren für viel mehr Geld anzubieten haben.

Sound-Puristen kommen beim Fahren mit offenem Verdeck eher nicht auf ihre Kosten.

Sound-Puristen kommen beim Fahren mit offenem Verdeck eher nicht auf ihre Kosten.

Abstriche muss man eigentlich nur bei einer, für manche Cabriofahrer aber nicht ganz unwichtigen Sache machen: Der Motorklang lässt einem keine Schauer über den Rücken laufen, ein eher unspektakuläres Sirren begleitet die Schalt- und Beschleunigungsvorgänge, Sound-Puristen kommen sicherlich nicht auf ihre Kosten. Sei’s drum, der 320d ist ein Motor für Offenfahrer, die nicht dem Bleifuß frönen, sondern die entspanntes Gleiten über schöne Landstraßen oder zügiges Reisen auf Autobahnen vorziehen. Belohnt wird diese souveräne Bescheidenheit mit einem Minimalverbrauch der auch die Wettbewerber von Audi und Mercedes weit hinter sich lässt.

Cabriospaß kostet

Was kostet nun das bayerische Knauser-Cabrio? 44.300 Euro sind laut Liste für den 320d fällig und immerhin sind darin sinnvolle Features wie Xenonlicht, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klimaanlage und elektrische Sitzverstellung enthalten. Trotzdem, wer es richtig schön haben will, wird auch bei BMW zur Kasse gebeten. Unser Testfahrzeug kam mit allem drum und dran auf stolze 59.330 Euro und das war noch nicht das Ende der Fahnenstange!

Fazit: Das 3er Cabrio ist das erste und bislang einzige viersitzige Stahldach-Cabrio im Premiumsegment, das optisch wirklich überzeugt und das in Kombination mit dem Vier-Zylinder-Diesel einen Kraftstoff-Verbrauch ermöglicht, der in dieser Klasse bislang unerreichbar war. Die Zeiten in denen vernunftgeprägtes Fahren unvereinbar schien mit dem Spaß am Cabriogenuß sind damit offenbar vorbei.

Quelle: ntv.de

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