Panorama

Hochhausbrand in London Betreiber setzte auf billige Verkleidung

Der Brand des Grenfell Tower im Londonder Stadtteil Kensington hatte mindestens 79 Todesopfer gefordert.

Der Brand des Grenfell Tower im Londonder Stadtteil Kensington hatte mindestens 79 Todesopfer gefordert.

(Foto: REUTERS)

Mindestens 79 Menschen sterben in den Flammen im Londoner Grenfell Tower. Nun werden schwere Vorwürfe gegen die kommunale Hausverwaltung laut. Bei den Sanierungsarbeiten des Sozialbaus soll Kostensenkung vor Sicherheit gegangen sein.

Nach Berichten der britischen Zeitung "The Times" und der BBC hat das vom Bezirk Kensington und Chelsea beauftragte Gebäudemanagement KCTMO bei der Sanierung des Grenfell Towers auf Kostensenkungen bestanden. Die für die Fassadenverkleidung zuständige Baufirma wurde demnach gebeten, den Sozialbau mit billigeren, aber weniger feuerfesten Platten zu verkleiden.

Eine E-Mail an die beauftragte Firma Artelia UK soll das jetzt untermauern. Darin verlangte die Hausverwaltung dem Bericht zufolge im Juli 2014 einen "guten Preis" für die Sanierung. Unter anderem wurden leichter entflammbare Aluminiumplatten statt Zinkplatten vorgeschlagen, um rund 293.000 Pfund einzusparen.

Bei dem nächtlichen Brand im Londoner Grenfell Tower waren in der Nacht zum 14. Juni 2017 mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen. Nach Erkenntnissen der Ermittler hat ein defekter Kühlschrank den Brand ausgelöst. Die Flammen hatten sich dann rasend schnell über die Fassade ausgebreitet, die mit Platten aus Aluminium und dem Kunststoff Polyethylen verkleidet war. Neben den brennbaren Fassadenteilen soll der Brandschutz innerhalb des Gebäudes ebenfalls nicht ernstgenommen worden sein. Gasleitungen, die ungeschützt über Haustüren angebracht wurden, seien keine Unregelmäßigkeit gewesen. Beschwerden der Mieter wurden missachtet oder auf die lange Bank geschoben.

Die Brandkatastrophe hat die britische Regierung dazu bewogen, sämtliche Sozialbauten im Land zu untersuchen. Bei den Sicherheitstests fielen bislang alle 137 überprüften Hochhäuser durch. Auch deutsche Behörden beschäftigen sich seit dem Brand intensiver mit Brandschutz von Hochhäusern. Einige Bundesländer wie Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Bremen wollen und haben bereits erste Schritte eingeleitet, um Häuserwände und Gebäudedämmungen auf Sicherheit zu überprüfen.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen