Altersvorsorge auf dem Prüfstand Was nun, Lebensversicherung?
01.03.2014, 09:19 UhrIst die Lebensversicherung angesichts stetig sinkender Renditen und schlechter Perspektiven noch eine sinnvolle Anlage, um für das Alter vorzusorgen? Die Stiftung Warentest geht der Frage nach und gibt Empfehlungen, welche Verträge sich noch rechnen.
Die Lebensversicherer werden durch die anhaltende Niedrigzinsphase geplagt - und mit ihnen auch die Inhaber solcher Verträge. Stiftung Warentest hat sich des Themas angenommen und untersucht, ob und für wen sich diese Form der Vorsorge überhaupt noch lohnt. Unterschieden wird bei der Betrachtung vor allem zwischen neuen und alten Verträgen. Ungeachtet dessen und allen Unkenrufen zum Trotz: Mit größeren Pleiten ist in Zukunft in der Branche wohl nicht zu rechnen, wie auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) betont. Zwar sieht sie bei anhaltenden Niedrigzinsen Handlungsbedarf, schlägt aber keinesfalls Alarm. Sparer sollten sich ihr Produkt in Hinsicht auf die Rentabilität dennoch genau ansehen.
Insbesondere für ältere Verträge gilt, nicht zu früh das Handtuch zu werfen, auch wenn die Gesamtverzinsung (Garantiezins und Überschussbeteiligung) niedriger ausfällt, als vom Versicherer prognostiziert. Den Garantiezins legt dabei die Bundesregierung fest. Aktuell beträgt er für alle Neuverträge 1,75 Prozent. In der Vergangenheit war er deutlich höher. In den 1990er Jahren belief sich der Zinssatz jahrelang auf vier Prozent - seit 2000 geht es kontinuierlich bergab. Die Absenkungen greifen aber immer nur bei neuen Verträgen. Wer vor Jahren einen Vertrag abgeschlossen hat, bekommt weiter die zu dem damaligen Zeitpunkt garantierten Leistungen. Die Höhe der gewährten Überschussbeteiligung hängt hingegen davon ab, wie rentabel die Versicherer die Gelder ihrer Kunden anlegen.
Beachten sollten Sparer, dass bei der klassischen Form der kapitalbildenden Lebensversicherung nicht der volle Anteil ihrer Beiträge in die Altersvorsorge fließt, sondern eben auch in den Hinterbliebenenschutz. Dieser soll den Todesfall absichern. Hinzu kommen Verwaltungs- und Vertriebskosten sowie Provisionen.
Stiftung Warentest kommt zu dem Schluss, dass Kunden, die im Besitz eines Vertrages sind, der bis Ende 2004 abgeschlossen wurde, diesen besser halten sollten. Und dies nicht nur aufgrund der hohen Garantieverzinsung, sondern auch wegen der Steuervorteile. So können hier Beiträge zur Lebensversicherung als Sonderausgaben abgesetzt werden und die Erträge sind bei einer Auszahlung auf einen Schlag, steuerfrei - zumindest dann, wenn der Vertrag mindestens 12 Jahre gehalten wurde.
Kunden mit Verträgen ab 2005 stecken in der Zwickmühle. Sie genießen für ihre Versicherung keine Steuervorteile mehr. Es sei denn, die Versicherung läuft mindestens zwölf Jahre und der Versicherte erhält frühestens mit 60 Jahren das Kapital (für Neuverträge seit dem Jahr 2012 dem vollendeten 62. Lebensjahr). Dann ist nur die Hälfte vom Kapital, das nach Abzug der Beiträge bleibt, steuerpflichtig.
Zudem liegt der Garantiezins zum Teil schon deutlich unter drei Prozent. Ob eine Kündigung sinnvoll ist, hängt vor allem von der individuellen Qualität des Vertrages ab. Der kostenlose Rechner der Stiftung Warentest hilft hier bei der Einschätzung.
Die Finger sollten Interessierte derzeit von Neuverträgen lassen, so die Stiftung. Lange Laufzeiten zu Niedrigzinsen bei gleichzeitig hohen Kosten machten das Produkt unrentabel. Stattdessen sollten sicherheitsorientierte Anleger besser auf Produkte mit staatlicher Förderung setzen.
Quelle: ntv.de