Technik

Très chic, nur etwas zu dick LG G Watch R ist ein Hingucker

Die LG G Watch R sieht einer gewöhnlichen Uhr sehr ähnlich.

Die LG G Watch R sieht einer gewöhnlichen Uhr sehr ähnlich.

(Foto: kwe)

Die LG Watch R sieht prima aus und holt fast alles aus Android Wear raus, was derzeit möglich ist. Wahrscheinlich ist sie aktuell sogar die beste Smartwatch auf dem Markt, restlos überzeugen kann sie trotzdem nicht. Das allerdings ist nicht nur ihr Problem.

Die erste G Watch von LG ist wahrlich kein Hingucker: zu schlicht, zu plump, zu einfach. Aber sie war im Frühsommer das erste Gerät, das mit Googles angepasstem Betriebssystem Android Wear ausgeliefert wurde und sie arbeitet tadellos. Nicht mal fünf Monate später ist jetzt bereits die Nachfolgerin im Handel, die auch optisch etwas hermacht.

Die Krone ist nicht nur Zierde

Die Krone ist nicht nur Zierde

(Foto: kwe)

Neu ist der Look der G Watch R dabei nicht, LG hat sich am Design klassischer Sportuhren orientiert. Mit dem Standard-Thema auf dem Display könnte man sie auch auf dem ersten Blick mit so einem Zeitmesser verwechseln. Doch tatsächlich gibt es nur sehr wenige Gemeinsamkeiten, vieles an der G Watch R ist nicht das, was es zu sein scheint. Der Ring ums Display, die sogenannte Lünette, ist nicht drehbar wie bei echten "Taucheruhren" und das Zifferblatt ist nur eine Illusion auf dem Bildschirm. Auch die Krone lässt sich nicht drehen, aber sie ist keine reine Attrappe. Sie dient an der LG G Watch als Home-Button und als Schnellzugang zu den Einstellungen.

Edel, aber wasserfest

Auch wenn ein ganz neu entwickeltes, originäres Smartwatch-Design schöner gewesen wäre, ist LG seine runde Smartwatch optisch gelungen. Sie sieht am Handgelenk nicht wie ein Fremdkörper, sondern wie ein Schmuckgegenstand aus. Ein Accessoire, das man herzeigen kann, ohne sofort unter Nerd-Verdacht zu geraten. Das matte, schwarze Edelstahlgehäuse mit angeschliffener Lünette wirkt edel und hochwertig. Passend dazu liefert LG die Smartwatch mit einem dicken, aber weichen Lederarmband aus. Die Befestigung entspricht der Norm, es kann also durch jedes beliebige Armband ersetzt werden. Empfehlenswert ist dies, wenn das Gerät öfter seine Wasser- und Staubfestigkeit unter Beweis stellen muss. Denn das Lederarmband dürfte keine IP67-Zertifizierung haben.

Die wichtigsten Spezifikationen
  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon 400, zwei Kerne, 1,2 Gigahertz
  • Arbeitsspeicher : 512 Megabyte
  • Interner Speicher: 4 Gigabyte
  • Display: 320 x 320 Pixel,  ca. 245 ppi
  • Akku: 410 Milliamperestunden
  • Bluetooth 4.0
  • Sensoren: Beschleunigung, Gyroskop, Kompass, Barometer, Puls
  • Betriebssystem: Android Wear
  • Maße: 46,4 x 53,6 x 11,1 Millimeter
  • Gewicht: 62 Gramm
  • Wasser- und staubdicht (IP67)

Insgesamt nimmt die G Watch R mit 46,4 x 53,6 Millimetern viel Platz am Handgelenk ein und nicht nur wegen des Designs dürfte die Smartwatch nur von wenigen Frauen getragen werden. Mit 11,1 Millimetern ist das Gerät aber auch zu dick, um problemlos unter Hemdsärmel zu rutschen, selbst wenn sie auf dem zweiten Knopf geschlossen sind. Das nervt und ruiniert auf Dauer das Hemd.

Tolles Display

Glanzpunkt der LG G Watch R ist das 1,3 Zoll große Plastik-OLED, das der erste tatsächlich runde Bildschirm einer Android-Wear-Smartwatch ist. Bei Motorolas Moto 360 bleibt ein halbmondförmiger Bereich am unteren Rand ungenutzt. Das Display der G Watch R kann sehr hell leuchten und bleibt auch im Sonnenlicht ablesbar. Das hängt allerdings auch davon ab, wie es vom Nutzer eingestellt wurde, das Gerät hat keinen Sensor für Umgebungslicht, es gibt also keine automatische Helligkeitsregelung. Die Blickwinkel des Bildschirms sind sehr stabil, doch im Freien macht die stark spiegelnde Oberfläche oft einen Strich durch die Rechnung. Die Farben des Displays sind knackig, die Kontraste stark und mit einer Pixeldichte von rund 245 ppi ist es der zurzeit schärfste Smartwatch-Bildschirm.

Die Unterseite mit Pulssensor und Lade-Pins.

Die Unterseite mit Pulssensor und Lade-Pins.

(Foto: kwe)

Während beim Gehäuse eine PVD-Beschichtung vor Kratzern bewahrt, ist nicht hundertprozentig klar, ob das Display der runden G Watch wie beim Vorgänger von Gorilla Glass 3 geschützt wird. Inoffiziellen Angaben zufolge ist dies aber der Fall. Jedenfalls ist die Oberfläche angenehm glatt und die Beschichtung fettabweisend. Zusätzlichen Schutz bietet außerdem die Lünette, die das Display einrahmt, ohne dabei Wischgesten zu behindern.

Ausdauernder Akku

Die Unterseite der G Watch R ist nicht aus Metall, sondern aus Plastik. Dort sitzen ein zuverlässig arbeitender Pulsmesser und die Pins, über die die G Watch R aufgeladen wird, wenn sie im ebenfalls runden Ladedock liegt. Dort muss sie der Nutzer deutlich seltener ablegen als Konkurrenzprodukte. Bei mittlerer Helligkeit und durchschnittlichem Gebrauch, bei dem vor allem auf E-Mails und Nachrichten reagiert wird, hält das Gerät auch mal annähernd zwei Tage ohne Steckdose durch. Zur Not kann man in den Einstellungen festlegen, dass das Display nicht immer an ist. Viel spart man bei OLEDs, bei denen schwarze Bereiche keinen Strom verbrauchen, allerdings nicht. Nutzt man die Offline-Musik-Funktion oder navigiert viel, darf man auch bei dieser Smartwatch froh sein, den Tag zu überstehen.

Was Leistung und Innenleben betrifft, hat sich zur G Watch wenig geändert. Ein mit 1,2 Gigahertz getakteter Snapdragon 400 liefert mit 512 Megabyte Arbeitsspeicher genug Rechenkraft, um eine absolut flüssige Bedienung zu gewährleisten. Im Test gab es keinen einzigen Ruckler oder Hänger.

Android Wear noch am Anfang

Der Grund, warum die LG G Watch R trotz aller hier genannten Vorzüge nicht restlos überzeugen kann, liegt an Android Wear. Im Vergleich zu den Funktionen der ersten Version hat sich durch Updates nicht viel getan. Wichtigste Neuerungen sind die Bluetooth-Unterstützung für den Offline-Musik-Player und GPS, für das der G Watch R aber ein entsprechendes Modul fehlt.

So bietet Android Wear immer noch vor allem komfortable, aber kaum differenzierte Benachrichtigungen, eine gelungene Navigation und Sprachfunktionen, die nicht jeder gerne in der Öffentlichkeit nutzt. Wer auf mehr nützliche Funktionen durch kommende Updates hofft, bekommt für rund 269 Euro wahrscheinlich derzeit keine bessere Smartwatch. Es könnte sich aber auch lohnen, auf die vermutlich im Frühjahr kommende dritte LG G Watch zu warten, die wahrscheinlich etwas schlanker sein und ein GPS-Modul an Bord haben wird.

Quelle: ntv.de

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