Auto

Lebensretter-Jubiläum 25 Jahre Airbag

Geburtshelfer der Technik waren die Amerikaner, die bereits in den 70er Jahren mit dem Aufprallschutz experimentierten. Letztlich gelang aber dem Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz im Jahr 1980 der Durchbruch. Der Stuttgarter Autozulieferer Bosch hatte dazu das weltweit erste Airbag-Steuergerät für die Serienfertigung geliefert. Den ersten Fahrerairbag konnten sich Käufer der S-Klasse gegen einen Aufpreis von damals 1.525 D-Mark einbauen lassen. Von 1991 an war das Schutzkissen in den Oberklasse-Autos serienmäßig.

Heute gehört die Technik bei den meisten Autoherstellern zum Standard. Allein in Europa werden etwa 100 Millionen Schutzkissen jährlich verkauft, schätzte Andreas Bstock, Marketingchef des Airbag-Herstellers TRW in Alfdorf (Rems-Murr-Kreis). Tendenz steigend. In Deutschland habe er sich sogar zum Marketinginstrument entwickelt. "Ein Auto ohne Airbag lässt sich überhaupt nicht mehr verkaufen", ist sich Unfallforscher Alexander Berg vom Prüfkonzern DEKRA in Stuttgart sicher. In der Regel habe ein Fahrzeug heute sechs bis acht der Sicherheitskissen eingebaut: vorne, an den Seiten, für Kopf und Knie.

Einen besonderen Schub habe die Entwicklung von Sicherheitstechnik für das Auto hier zu Lande nach der Rekordzahl von mehr als 21.000 Verkehrstoten 1970 erhalten, sagte Berg. Erst wurde der Sicherheitsgurt eingeführt, kurz darauf der Airbag entwickelt. Wie viele Leben das Luftkissen bisher gerettet hat, könne er nicht abschätzen, sagte Berg. Der kontinuierliche Rückgang der Verkehrstoten auf rund 7.000 im Jahr 2004 sei aber zu großen Teilen auch dem Sicherheitsgurt zu verdanken. "Man muss beide Techniken als Paket sehen."

Der Airbag berge aber auch Gefahren, warnt der Unfallforscher. "Das ist kein Schmusekissen". Wer bei einem Unfall nicht angeschnallt ist, kann sich durch die Wucht des entgegenkommenden Ballons schlimmstenfalls sogar das Genick brechen. In Deutschland sind laut Berg bisher nur zwei solche Todesfälle bekannt, in Amerika sollen es aber mehr als 100 sein. Der Airbag habe über die Jahre aber deutlich an Aggressivität verloren. Vor allem das mehrstufige Zünden der Gaspatronen, womit die Füllmenge des Kissens in Millisekunden an die Schwere des Unfalls angepasst wird, biete dem Fahrer inzwischen optimalen Schutz. "Früher wurde immer gleich die ganze Ladung abgefeuert." Ausgelöst wird der Airbag ab einer Aufprallgeschwindigkeit von 20 bis 30 Kilometern in der Stunde.

Die Technik der Airbags sei mittlerweile weitgehend ausgereift, meinte Berg. Die Zukunft der Forschung liege nun in der Entwicklung aktiver Sicherheitssysteme, die im Voraus Unfälle verhindernden sollen. So könne ein Auto künftig möglicherweise über Radar die zu fahrende Strecke überblicken und selbstständig reagieren. "Ganz werden sich Unfälle aber auch mit der besten Technik nicht vermeiden lassen", sagte Berg. Ein Argument dafür, dass uns Airbags noch einige Zeit begleiten werden.

Von Arwed Gintenreiter, dpa

Quelle: ntv.de

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