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BMW rüstet Mittelklasse auf 3er-Hybrid auch für die linke Spur

Der 3er-Hybrid kostet 8000 Euro mehr als der teuerste Diesel.

Der 3er-Hybrid kostet 8000 Euro mehr als der teuerste Diesel.

Das hat sich bisher noch kein Hersteller getraut: das stärkste und teuerste Modell einer Baureihe mit Hybrid-Antrieb anzubieten. BMW macht es nun vor. Der Doppelherz-Dreier kommt im November auf den deutschen Markt.

BMW hat es geschafft, den Kofferraum des ActiveHybrid auf Gardemaß zu belassen.

BMW hat es geschafft, den Kofferraum des ActiveHybrid auf Gardemaß zu belassen.

Hierzulande dürfte dem 3er-Hybrid ein weitgehend unauffälliges Dasein beschieden sein. Somit würde er dann auch das Schicksal seines größeren Bruders, dem Active Hybrid 5 teilen. Der ist bisher so gut wie unsichtbar auf deutschen Straßen geblieben, denn in der oberen Mittelklasse greifen drei von vier Kunden, die sich eine Premium-Limousine zulegen wollen, zum Dieselantrieb. Auch in der Dreier-Reihe von BMW liegt der Selbstzünder bei den Verkaufszahlen klar in Front. Wozu also einen Hybriden nehmen, der fast 8000 Euro mehr kostet, als der teuerste Diesel?

Der US-Markt zwingt zum Umdenken

Wer über den Tellerrand schaut erkennt, weshalb BMW nun das 4. Hybridmodell in sein Pkw-Angebot starten lässt. In den USA, in Japan und auch in China kümmert sich kaum jemand um die drehmomentstarken und verbrauchsgünstigen Diesel. Dort aber, vor allem in Kalifornien, werden die Umweltgesetze immer wieder verschärft, so dass auch Benziner mit günstigen Abgaswerten gesucht werden.

Gemeinsam mit dem Elektromotor leistet das Aggregat 340 PS.

Gemeinsam mit dem Elektromotor leistet das Aggregat 340 PS.

Gleichzeitig ist der ActiveHybrid 3 für den Hersteller gegenüber einer kompletten Neuentwicklung ein vergleichsweise günstiges Auto, denn das kombinierte System aus Sechszylinder-Benziner und Elektromotor findet fast baugleich im X6, 5er und 7er-Modell Verwendung. Kombiniert ist es mit einem Achtgang-Getriebe, das seidenweich schaltet und mit einer Start-Stopp-Automatik versehen ist.

Lobend ist zu erwähnen, dass es BMW gelang, ein bekanntes Manko von Hybridautos weitgehend auszumerzen. Der Kofferraum der Limousine beträgt 390 Liter, ist also fast so groß wie beim herkömmlichen 3er. Es sei, so Projektleiter Dr. Herbert Negele, "ein wesentliches Entwicklungsziel" des Autos gewesen, die Ladekapazität so weit wie möglich zu erhalten. Dies gelang durch den tiefen Einbau des Lithium-Ionen-Akkus auf der Hinterachse. Er wiegt 46 Kilogramm inklusive Kühlsystem, das durch einen gesonderten Kreislauf Teil der Bord-Klimaanlage ist. Die Batterie besteht aus 96 Zellen und ist auf eine Kapazität von 675 Watt-Stunden ausgelegt. Insgesamt bringt der ActiveHybrid 3 135 Kilogramm mehr Leergewicht auf die Waage als der 306 PS starke BMW 335i.

Einen stärkeren 3er gibt's erst mit dem M3

Glatte 34 PS mehr sind es beim Hybrid-Modell. Erst wenn der neue M3 das grelle Licht der Autosalons erblickt, wird es einen stärkeren 3er geben. Bis dahin schiebt der Kombi-Antrieb die Insassen mit 450 Newtonmeter Drehmoment an und soll dabei nicht mehr als 5,9 Liter Benzin je 100 Kilometer schlucken. Das sind EU-Normwerte, die dem Fahrer eines 3er-Diesels nur ein müdes Lächeln abnötigen. Alle in der BMW-Liste stehenden 3er-Diesel sind mit unter fünf Litern je 100 Kilometer angegeben.

Währen der ersten Ausfahrt rund um München wollte sich der Hybrid mit nicht weniger als acht Litern zufrieden geben, aber bekanntlich bedarf es auch einiger Gewöhnung, um das volle Sparpotenzial des Hybrids auszuschöpfen. Sanfteres Gasgeben ist ebenso angesagt wie vorausschauendes Fahren und behutsames Bremsen, damit die kinetische Energie nicht in Wärme, sondern in Strom umgesetzt werden kann. Übrigens kann man mit dem ActiveHybrid 3 bis zu vier Kilometer rein elektrisch zurücklegen, also emissionsfrei fahren, und das geht mit einem Diesel definitiv nicht. Der Elektromotor trägt 40 Kilowatt und 210 Newtonmeter zur Gesamtleistung des Systems bei.

Freunde findet der künftige Hybrid-Fahrer vor allem in ruhigen Wohngebieten, wo er fast lautlos an den Nachbarn vorbei gleitet. Auch dort, wo lokale Verkehrseinschränkungen wegen Smog-Belastung drohen, werden die Hybrid-Piloten künftig im Vorteil sein. Dass der 3er-Hybrid auch maximal 250 km/h fahren kann, wird dabei weniger interessieren, denn auf der linken Spur spart auch ein Kombi-Antrieb mit Elektrounterstützung nicht wirklich. Und für eine Investition von 52.300 Euro will man ja schließlich ein wirtschaftliches Auto fahren.

Quelle: ntv.de

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