Ausfahrt mit dem Touring-Primus 3er Kombi mit großer Klappe
06.07.2012, 15:56 Uhr
Im Gegensatz zum eher schmal geschnittenen Vorgänger, hat die neue Generation des 3er touring platzmäßig aufgerüstet.
"Downsizing" ist keine gute Idee, wenn es um den Laderaum eines Kombis geht. Folgerichtig verfügt auch der neue BMW 3er touring über mehr Gepäckvolumen als der Vorgänger. Der Zuwachs an Beinfreiheit in der zweiten Reihe ist freilich gering.
Genau 495 Liter beträgt jetzt das Volumen des Kofferraums im 3er touring, bei umgeklappter Rücksitzbank sind es glatte tausend mehr. Das ist exakt die Größe, die auch das T-Modell der Mercedes C-Klasse bietet, dort sind es bei aufgestellter Rückbank aber 490 Liter. Auf 1430 Liter maximal kommt der Audi A4 Avant. Niemand kann also BMW-Produktionsvorstand Frank-Peter Arndt widersprechen, wenn er dem 3er zur Präsentation des neuen Kombis "die Spitzenposition im Segment" zuweist.
Das 3er-Modell ist bekanntlich der weltweit meistverkaufte BMW, und auch wenn der Anteil der Kombis insgesamt nur auf etwa 20 Prozent taxiert wird, so ist der Touring doch "in Europa ungeheuer wichtig". Am 22. September wird er in Deutschland offiziell in den Markt eingeführt und wird dort die unlängst vorgestellte Limousine ergänzen. Erstmals erschien 1971 ein BMW mit dem Zusatz "touring" an der Heckklappe, war aber eine zweitürige Schrägheck-Limousine. Seit 25 Jahren wird der 3er als Kombi angeboten, der nunmehr einen besonderen Service bietet.
Elektrische Hecktür serienmäßig
Öffnen und Schließen der Klappe wird bei allen Modellen, das heißt in der Serienausstattung, elektrisch erledigt. Die separat zu öffnende Heckscheibe blieb erhalten, ihr Öffnungsmechanismus wird durch einen Schalter unterhalb des Scheibenwischergelenks ausgelöst. Die Ladekante befindet sich in 62 Zentimetern Höhe, bequemes Beladen mit sperrigen Utensilien ist also gewährleistet. Wer es noch bequemer haben will, kann für 570 Euro extra einen Sensor bestellen, der unterhalb der Heckschürze des Fünftürers angebracht ist. Ein angedeuteter Kick mit dem Fuß löst dann den Öffnungsmechanismus aus. Niemand möchte das mehr missen, der mit Taschen oder Kartons beladen auf dem Supermarkt-Parkplatz ankommt und seine Last im Laderaum verstauen will. Die maximale Zuladung beträgt 550 Kilogramm.

Optisch gleicht der Touring bis zur B-Säule mit seinen bis zur Kühler-Niere gezogenen Scheinwerfern und der abfallenden Motorhaube der Limousine.
In den USA und in China interessiert man sich nicht sonderlich für den Touring, doch die europäische Ausrichtung dieses Fahrzeugangebots bedingt auch die Motorenauswahl. Außer zwei Benzinern stehen vier Modelle mit Dieselmotor zur Disposition. Mit mindestens 116 PS Leistung ist man dabei. Die hat der etwa ab November verfügbare und mit 32.350 Euro ausgepreiste 316d. Die Palette reicht bis zum 330d, der mit 258 PS und satten 560 Newtonmetern Drehmoment ein wahres Kraftpaket darstellt. Mit Mindestens 46.150 Euro ist er aber auch die kostspieligste Art, einen 3er-Kombi zu fahren. Gleichzeitig soll er mit einem Normverbrauch von 5,1 Litern je 100 Kilometer aber zu den wirtschaftlichsten seiner Klasse gehören.
Laut BMW setzt die Neuauflage des Fahrzeugs "mit markentypischer Dynamik, einem Plus an Funktionalität und Variabilität sowie einer praxisgerechten Serienausstattung neue Akzente bei den Premium-Sportkombis". Sein größerer Innenraum sei vielseitig nutzbar und er "überzeugt gleichermaßen als sportlich-elegantes, dynamisches Reisefahrzeug wie auch als komfortabel und geräumiger Begleiter im Sport- und Freizeiteinsatz." Soweit die PR-Prosa des Herstellers. Proportionen und Design lassen zweifelsfrei die unverwechselbare BMW-Kontour erkennen, auch wenn die Fahrzeuglänge um 97 Millimeter und der Radstand um 50 Millimeter wuchsen. Die gestreckte Silhouette mit sanft abfallender Dachlinie und die weit nach hinten reichenden Fensterflächen laufen dabei auf das kraftvoll gezeichnete Heck zu.
Achtgang-Automatik für 2260 Euro
Da die Spur an der Vorderachse um 51 Millimeter und an der Hinterachse gar um 72 Millimeter verbreitert wurde, scheint das Auto noch potenter auf der Straße zu stehen. Im Innenraum ist der Zuwachs allerdings nicht so augenfällig wie außen. Von den 50 Millimetern mehr Radstand kamen nur 17 Millimeter in der zweiten Sitzreihe an – so viel beträgt der Zuwachs an Kniefreiheit für die Passagiere, die auf den Rücksitzen Platz nehmen. Ein wirklich geräumiges Auto ist der Dreier-Kombi für die hinten Sitzenden deshalb auch in der fünften Generation nicht geworden.
Analog zur Limousine sind für den Kombi natürlich alle Informations-, Entertainment und Assistenzsysteme erhältlich, die auch die Stufenheck-Variante kennt. Da wäre zum Beispiel das Head-Up-Display, das nicht nur über Tempo und seine etwaigen Beschränkungen Auskunft gibt, sondern auch Navigations-Informationen liefert. Es wird mit einem Aufpreis von 980 Euro berechnet. Geschaltet wird je nach Gusto mittels manuellem Sechsgang-Getriebe oder Achtgang-Automatik. Die allerdings verursacht einen Aufpreis von 2260 Euro, verspricht aber gegenüber den handgeschalteten Modellen eine Spritersparnis zwischen 0,2 und 0,3 Liter je 100 Kilometer. Dass alle 3er-Torurings mit automatischem Start-Stopp-System ausgestattet sind, versteht sich inzwischen von selbst.
Für den ersten Fahreindruck stand leider keines der auf den europäischen Märkten präferierten Diesel-Modelle bereit. Immerhin wählten allein in Deutschland im ersten Halbjahr 2012 mehr als drei Viertel aller 3er-Kunden eine Dieselvariante. Dem 245 PS starke 328i, der seine Kraft aus einem Twin-Scroll-aufgeladenen Vierzylinder holt, dürfte in Deutschland deshalb eher ein Nischendasein beschieden sein. Die mit ihm absolvierte Testfahrt erfüllte allerdings die Erwartungen in jeder Hinsicht.
Einerseits zeigte der Touring sich als agiles und dynamik-orientiertes Reisemobil, das an Bequemlichkeit und unkomplizierter Bedienung keine Wünsche offen lässt. Der vergrößerte Ratstand hat keinen negativen Einfluss auf das Handling, als sportlicher Mittelklasse-Kombi wird der 3er Touring seine Käufer sicher weiterhin erfreuen. Andererseits lieferte die Ausfahrt auch gleich die Begründung, warum Benziner hierzulande nicht so beliebt sind. Nach etwa einem Drittel Stadtverkehr und zwei Dritteln forscher Autobahnfahrt gab der Bordcomputer einen Verbrauchswert zum Besten, der weit jenseits der auf dem Prüfstand ermittelten 6,5 Liter lag. Mit 11,8 Litern ging das Testfahrzeug durchs Ziel.
Quelle: ntv.de