Manipulation beim "Gelben Engel" ADAC schönte Zahlen schon seit Jahren
19.01.2014, 21:56 Uhr
Der Lack ist gerade etwas ab.
(Foto: dpa)
Das Vertrauen in den ADAC ist zutiefst erschüttert. Wie Geschäftsführer Obermayer offenbar einräumt, wurden die Zahlen bei der Umfrage zum "Lieblingsauto der Deutschen" seit Jahren manipuliert. Experten zweifeln inzwischen alle ADAC-Tests an.
Die Zahlen für den ADAC-Autopreis "Gelber Engel" könnten schon seit geraumer Zeit manipuliert worden sein. ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter soll die Teilnehmerzahlen zu der Umfrage zum "Lieblingsauto der Deutschen" über Jahre hinweg nach oben geschönt haben. Dies habe ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair der "Süddeutschen Zeitung" bestätigt, berichtet das Blatt. Obermair kündigte eine umfassende Aufklärung an.
Am Sonntag hatte der Autoclub in München zunächst eingeräumt, dass die Teilnehmerzahlen für die diesjährige Wahl höher dargestellt worden waren als sie tatsächlich waren. Der Kommunikationschef des ADAC und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", Michael Ramstetter, legte sein Amt und sämtliche andere Funktionen bei dem Autoclub nieder. Ramstetter selbst bestätigte der "Süddeutschen Zeitung" die Manipulationen. "Ich habe Scheiße gebaut", sagte Ramstetter wörtlich. Er übernehme "die alleinige persönliche Verantwortung" für diese Vorgänge.
Ramstetter habe bei Gesprächen mit der ADAC-Führung eingeräumt, die Zahl der Stimmen bei der Leserwahl des VW Golf zum "Lieblingsauto der Deutschen" manipuliert zu haben. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte vor wenigen Tagen als erstes Blatt über Mauscheleien beim ADAC-Preis "Gelber Engel" berichtet.
Ramstetter habe seinen persönlichen Fehler zugegeben und sein Fehlverhalten entschuldigt, hieß es bei der "Bild am Sonntag". Er bedauere, der Glaubwürdigkeit des ADAC Schaden zugefügt zu haben. Die ADAC-Spitze hat dem Bericht zufolge eine interne Prüfung der Preisvergabe auch für die vergangenen Jahren angeordnet. Im kommenden Jahr solle der Leserpreis in einem notariell beaufsichtigten Verfahren vergeben werden.
Auch andere Tests suspekt
Die Manipulationsvorwürfe werfen nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen auch ein Schlaglicht auf andere Tests und Statistiken des Clubs. "Auch die Pannen- und Tunnelstatistik müsste man jetzt untersuchen", sagte Dudenhöffer. In der Öffentlichkeit genießen diese Tests ein hohes Ansehen und Vertrauen. "Wenn sie beim Gelben Engel lügen, könne man das auch für die anderen Bereiche nicht ausschließen", betonte Dudenhöffer. Im System des ADAC laufe grundsätzlich etwas falsch.
Der Autoexperte führt dies vor allem auf fehlende Kontrollmechanismen in dem Verband und einer fehlenden Corporate Governance, Regeln für eine gute Unternehmensführung, zurück. Für die Autohersteller sei jetzt der Werbewert des Auto-Rankings beim "Gelben Engel" negativ, meinte Dudenhöffer.
Dem ADAC - mit rund 19 Millionen Mitgliedern größter Autoclub in Europa und größter Verein in Deutschland - droht nun eine massive Vertrauenskrise. Denn nach dem ersten Bericht zu möglichen Manipulationen hatte ADAC-Geschäftsführer Obermair bei der offiziellen Feier zur Auszeichnung des VW Golf mit dem "Gelben Engel" vor den geladenen Gästen noch von "Unterstellungen und Unwahrheiten" gesprochen. Obermair hatte sogar gespottet, immerhin seien die vier Buchstaben des ADAC richtig abgedruckt worden. Offen ist, ob nun auch Obermair seinen Hut nehmen muss.
Grüne fordern Aufklärung
Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter spricht sich indes für Konsequenzen bei dem Automobilclub aus. "Einen solchen Betrug darf sich ein Automobilclub mit fast 19 Millionen Mitgliedern nicht leisten", sagte er dem "Spiegel".
Der Grünen-Fraktionschef forderte eine lückenlose Aufklärung. "Der ADAC trägt angesichts seiner vielen Mitgliedern eine große öffentliche Verantwortung, mit der er gewissenhaft umgehen muss", sagte Hofreiter, der in den vergangenen Jahren den Bundestags-Verkehrsausschuss leitete. "Das gilt nicht nur für das 'Lieblingsauto der Deutschen', sondern auch für alle Versuche der politischen Einflussnahme", so der Grünen-Politiker.
Quelle: ntv.de, ghö/sba/dpa