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Bilder vom Opel Insignia Angriff auf die Mittelklasse

Bei Opel hat man schon seit längerem ein Problem in der Mittelklasse. Der Vectra hat den Anschluss an die Konkurrenz verloren. Während die deutschen Premiummarken immer ungenierter in diesem Segment wildern, hat man in Rüsselsheim an einem schlechten Ruf zu leiden. Als 1988 der damals neue Vectra vorgestellt wurde, litt die Marke unter einem nicht mehr zu verheimlichenden Qualitätsproblem.

Der Kadett E hatte schon mit zahlreichen Mängeln, schlechtem Material und schwacher Verarbeitung zu kämpfen. Innen klapperte es, und die Motoren waren anfällig. Beim Vectra war es nicht viel besser. Das ruinierte einen guten Ruf, der sich über die Modelle Kapitän, Admiral und Ascona lange aufgebaut hatte. Die Träume ganzer Nachkriegsgenerationen waren auf diese Autos ausgerichtet. In diesen Schatten fiel die Premiere des Vectra A. Keine guten Vorzeichen.

Premiere Mitte Juli


Seitdem hat sich viel getan bei der Marke mit dem Blitz. Die Qualität stimmt wieder, und mit pfiffigen Ideen für innen sowie innovativem Design konnten auch wieder Erfolge erzielt werden. Der Zafira beispielsweise entpuppte sich als solider Van, bei dem sich auch der Verkaufserfolg einstellte. Nur der Vectra führte weiter ein Schattendasein und erreichte Zulassungszahlen wie eine bessere Importmarke.

Jetzt soll alles anders werden. "Neuer Name, neues Auto, neue Ära", so der einer der wortgewaltigen Werbesprüche für den Neuen. Nichts weniger als der Aufbruch zu neuen Ufern verspricht sich Opel von der Premiere des Insignia am 22. Juli in London. Selbst der Zeitpunkt ist bewusst gewählt. Mitten im Sommer, da ist Aufmerksamkeit garantiert, selbst wenn ein Teil der Kundschaft in Urlaub sein dürfte. Die Medien dürften sich über ein solches Thema im Sommerloch jedenfalls freuen.

Limousine oder Coup?

Seit der IAA im letzten Jahr zeigt Opel in Salami-Taktik scheibchenweise Details des Insignia. Zunächst die Scheinwerfer, dann die Heckleuchten und schließlich das Auto als Ganzes. Nur mit dem Innenraum hielt man sich bisher zurück. Dabei wurden auch hier innovative Dinge versprochen. Ergonomischer und mehr auf den Fahrer ausgerichtet soll er werden. Jetzt hat Opel auch diese letzten Details gelüftet.

Aber zunächst kann der Insignia schon von außen durchaus beeindrucken. Die Karosserieform kommt einem Coup ziemlich nahe. Die Motorhaube ist weit nach unten gezogen und das Heck recht kurz, dafür aber diffizil. An der Seite haben die Designer eine Sicke vom Kotflügel bis zu den hinteren Radläufen gezogen. Fast ein "Swoosh", wie bei Nike. Das alles soll Dynamik beweisen und von der Optik her gelingt das recht gut. Der Insignia wirkt keinesfalls wie die eher biederen Familienkutschen aus der Vectra-Generation.

Schwungvolle Linien

Ähnlich geschwungen geht es im Innenraum zur Sache. Der Fahrersitz wird eingerahmt von einem Schwung, der nahtlos von der Tür über das Armaturenbrett bis zur Mittelkonsole reicht. Zwei gut ablesbare Rundinstrumente bilden den Mittelpunkt hinter dem Lenkrad. Die schwungvolle Linienführung setzt sich auch über die Haltegriffe der Türen, die Ablagen in der Mittelkonsole bis zur Form der Sitze im Fonds fort. Spannend wird es dort, die Kopffreiheit zu testen, denn nach den ersten Eindrücken neigt sich der Himmel dort doch wieder stark der Erde zu und könnte größeren Passagieren eventuell Kopfschmerzen bereiten.

Doch Opel hat vorgesorgt. Mit einem Radstand von 2,73 Meter und einem Außenmaß von 4,83 Meter ist der Insignia kräftig gewachsen. Schluss mit der Bescheidenheit der Vectra-Tage. Dabei ist er auch fülliger geworden. Mehr als zwei Zentner hat der Opel zugelegt. Ein stattliches Päckchen, das mit herumgeschleppt werden muss. Innovatives gibt es von den schmucken Scheinwerfern zu berichten. Die sind nicht nur eine Zierde, sondern beherbergen auch die neueste Generation der adaptiven Scheinwerfer (Adaptive Front Lighting System, AFL) von Opel. Die Bi-Xenon-Leuchten begrenzen mit neun Beleuchtungsszenarien den Lichtkegel, von der Autobahnraserei bis zur Fahrt in der Stadt. Auf der Landstraße schaltet ein Assistent das Fernlicht ein und bei Gegenverkehr wieder aus.

Entscheidend für Opel und Saab

Bei den Motoren wird es vorerst keine grundlegenden Neuerungen geben. Die Benziner gibt es zum Start in sechs Varianten. Sie leisten zwischen 110 und 260 PS. Spitzenmotorisierung wird ein 2,8-Liter V6-Motor sein. Als Diesel-Varianten werden vier Optionen angeboten, die zwischen 110 PS und 250 PS haben. Bei den Selbstzündern steht ebenfalls ein V6-Motor mit 2,9 Liter Hubraum an der Spitze. Opel will möglichst zügig mit Ecoflex-Motoren nachziehen. Diese sollen den Verbrauch signifikant senken. Dürfte bei der Gewichtszunahme wohl auch vonnöten sein. Auf Wunsch gibt es auch wieder schwedische Allradtechnik zu bestellen. Die 4x4-Option kommt aus dem Hause Saab.

Die heftige Getrommel aus Rüsselsheim zur Premiere des Insignia ist durchaus zu verstehen. Mit dem neuen Modell steht eine der wichtigsten Premiere seit Jahren für den ganzen General-Motors-Konzern auf dem Programm. Der Neue soll auch für den bald folgenden Saab 9-5 die Basis bilden. Das dürfte die entscheidende Neuerscheinung der Schweden überhaupt sein. Floppt das Mittelklasse-Modell, dann dürfte der Verkauf der Marke unabwendbar sein. Und nicht zuletzt will GM auch in den USA mit den verbrauchsärmeren Modellen aus Europa Erfolge feiern. Als Saturn Aura wird er dort auf den Markt kommen. Eine große Aufgabe für den Insignia. Ob er sie bewältigen kann, wird sich diesen Sommer zeigen.

Quelle: ntv.de

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