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Ungewöhnlicher Nebenjob Arbeiten an der Rennstrecke

Wenn am Sonntag die Formel-1-Rennwagen zum großen Preis von Bahrain an den Start rollen, wird Kathrin Brackwehr von einem Menschen ganz besonders beneidet: Ihrem Vater. Er ist ein großer Formel-1-Fan und wäre gerne dort, wo seine Tochter ist. Unmittelbar an der Strecke.

Kathrin ist aber weder Rennfahrerin noch Boxenluder, sondern Teilzeit-Servierkraft. Die Berlinerin arbeitet für eine österreichische Catering-Firma, die unter anderem für die VIP-Lounge des Ferrari-Rennstalls die Versorgung der Gäste sicherstellt. Erlesene Speisen und Getränke für Promis und ihre Begleitung, das Ganze in einer verglasten Box keine fünf Meter oberhalb der Start- und Zielgeraden - so sieht der Arbeitsplatz der 25-Jährigen aus.

"Beim ersten Mal war ich schon ein bisschen aufgeregt", erzählt sie von ihrer Premiere 2004 auf dem Nürburgring. Kurz darauf, beim Rennen in Monza, ist sie Michael Schumacher das erste Mal begegnet. "Da ich ihn nur aus dem Fernsehen kannte, war ich schon überrascht, als ich sah, dass er kleiner ist als ich." Die schlanke Studentin schmunzelt, wenn sie sich daran erinnert.

Juristin auf der Rennstrecke

Wie häufig, half auch bei ihr der Zufall mit, diesen ungewöhnlichen Job zu ergattern. "Eine Freundin von mir hat das vermittelt", erzählt sie. Das Catering-Unternehmen, das auch bei der Champions-League, der Fußball-Europameisterschaft 2008 und bei den ATP-Tennisturnieren engagiert ist, suchte damals Kräfte in Berlin, wo die Firma zu der Zeit eine Niederlassung unterhielt. Nach dem Auftakt beim Rennen in der Eifel ging es Schlag auf Schlag, eine gezielte Einweisung in die Grundlagen des erfolgreichen Kellnerns war alles, was sie vorher absolvieren musste.

"Da der Kontakt mit Menschen und auch das Reisen mir großen Spaß machen, ist es ein idealer Job für mich", sagt Kathrin, deren Berufsziel so gar nichts Exotisches an sich hat. An der Humboldt-Universität studiert sie Jura. Wenn alles reibungslos läuft, soll im nächsten Jahr das erste Staatsexamen abgelegt werden. "Aber da die Arbeit so abwechslungsreich und schön ist", räumt die sympathische Blondine ein, "wäre ich auch nicht enttäuscht, wenn es am Ende etwas länger dauert". Begonnen hat sie ihr Studium mit dem Fernziel, als Staatsanwältin in der Jugendgerichtsbarkeit tätig zu sein.

Bis dahin wird sie aber sicher noch häufig Felipe Massa, Kimi Räikkönen oder anderen Formel-1- und Tennisgrößen begegnen. "Die Service-Teams werden immer neu zusammengestellt", sagt sie, während sie einen Espresso und einen Weißwein einschenkt, "wir sind deshalb auch bei anderen Teams außer Ferrari eingesetzt". Im sogenannten "Formula One Paddock Club" werden nur die Lounge-Chefs auf Dauer besetzt, damit die Teams einen festen Ansprechpartner haben. In Shanghai war das Denise, eine Österreicherin.

Kellnerin auf Weltreise

"Aber niemand soll das hier für eine Vergnügungstour halten", warnt Kathrin Brackwehr. "Es gab auch schon Neulinge, die wir kein zweites Mal wieder gesehen haben, die haben sich wohl falsche Vorstellungen von den Anforderungen gemacht." Es kommt vor, dass mal zwölf Stunden am Stück gearbeitet werden muss, da pendeln sie und ihre Kollegen zwischen Tresen und Tischen hin und her, bringen Desserts und sammeln Geschirr ein. Je nach Bedarf werden die Teams, die das Catering-Unternehmen mitbringt, durch einheimische Kräfte aufgestockt. Da kommt es auf Harmonie und gutes Miteinander an.

"Am besten klappt es in Malaysia und Japan", weiß sie aus Erfahrung, aber hin und wieder gibt es auch schon mal ein leises Knirschen, wenn ein Rädchen in das andere greifen soll. "In Bahrain oder der Türkei wird es manchmal etwas holprig, die männlichen Mitarbeiter lassen sich dort von Frauen nicht so gerne etwas sagen", hat sie beobachtet. Auch wenn sie auf fast allen Kontinenten tätig ist, kommt sie mit nur einer Fremdsprache bestens über die Runden. Auf den internationalen Sportevents ist die Geschäftssprache natürlich Englisch und das beherrscht sie fließend.

Der Hauch von Exotik, für den ihre Freunde und Bekannten sie beneiden, ist bei Kathrin inzwischen gewichen. "Das Reisen genieße ich zwar sehr, aber es ist auch normal geworden. Die Arbeit selbst ist so wie in der Kaffeehaus-Kette oder der Kneipe an der Ecke." Mit dem Hang zu Reisen in ferne Ländern steht sie zu Hause allein da: "Meine beiden Schwestern haben kein Interesse erkennen lassen, auch mit einzusteigen."

Deshalb werden sie auch nicht erleben, was Kathrin noch immer besonders viel Freude macht. "Da fliegt man um den halben Globus, ist dann irgendwo auf der Welt mit einem Tablett voller Getränke unterwegs und wird plötzlich von einem Lounge-Gast wieder erkannt. Das finde ich toll."

Quelle: ntv.de

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