SUV gegen Kleinwagen Audi frisst Fiat
24.07.2008, 10:30 UhrDie massiv gestiegenen Spritpreise und der Klimawandel haben ein Umdenken unter Deutschlands Autokäufern bewirkt. Sparsame Kleinwagen werden immer beliebter. Im ersten Halbjahr wurden im Kleinstwagen-Segment 27 Prozent mehr Fahrzeuge zugelassen. Große Geländewagen stehen dagegen immer mehr wie Blei bei den Händlern. Doch was gut für die Umwelt ist, kann für Insassen durchaus gefährlich werden. Zwar bieten auch die hierzulande angebotenen Kleinwagen einen hohen Sicherheitsstandard - den EuroNCAP-Crashtests sei Dank - doch bringen sie naturgemäß ein geringeres Eigengewicht mit und haben schlicht weniger Blech und Volumen um die Insassen als Schutz.
Der Fiat 500, ein äußerst schmuckes Modell, das letztes Jahr seine Premiere feierte, hat bei den Sicherheitsprüfungen als einer der besten seiner Klasse abgeschnitten. Fünf Sterne bekam der kleine Italiener. Doch hat er "nur" ein Eigengewicht von 1,1 Tonnen in die Waagschale zu werfen. Das komplette Gegenteil stellt ein Audi Q7 dar. Auch er hat mit Bravour die Sicherheitstests bestanden, doch gewichtsmäßig spielt er in einer eigenen Liga. 2,5 Tonnen Gewicht bringt er mit, mehr als das Doppelte des Italo-Imports. Was passiert, wenn der riesige SUV frontal mit dem Kleinwagen kollidiert?
Lenkrad-Airbag platzt
Der ADAC ist in einem Kompatibilitäts-Crashtest dieser Frage nachgegangen. Das Ergebnis ist erschütternd. Die Fahrgastzelle des Fiat bleibt zwar intakt, doch für die Insassen des Kleinwagens hätte es dennoch schlecht ausgesehen. Die Wucht der Kollision bringt den Lenkrad-Airbag zum Platzen. Dadurch schlägt der Kopf des Fahrers trotz Schutzmechanismus auf das Lenkrad auf. Auch ein Kontakt mit der A-Säule können Kopf- und Seitenairbags nicht verhindern.
Die unterschiedlich großen Massen der beiden Fahrzeuge zeigen auch auf dem Rücksitz des Kleinwagens große Wirkung. Der ADAC geht davon aus, dass Kinder auf dem Rücksitz einen solchen Unfall nicht schadlos überstanden hätten. Die Wucht der Kollision überfordert auch dort die sonst guten Sicherheitsvorkehrungen. Im SUV hingegen ist die Belastung der Insassen durch den Crash nicht übermäßig. Die Folge eines solchen Unfalls wären wahrscheinlich höchstens kleinere Blessuren.
SUV-Hersteller müssen reagieren
Die Rückschlüsse des Verkehrsclubs münden in einem Appell an die Hersteller von SUVs und Geländewagen. Die Längsträger, die der Fahrzeugfront des Q7 ein hohes Maß an Steifigkeit geben, nehmen bei dem Unfall nicht ausreichend Energie auf und bohren sich sogar teilweise in die Fahrgastzelle des Fiat. Dort, so die Forderung des ADAC, müssen die Autobauer nachlegen, auch um der Sicherheit der SUV-Inassen willen. Denn je mehr Energie die Träger absorbieren können, desto weniger wird auf die Passagiere übertragen. Schließlich können die Geländewagen auch mit festen Hindernissen oder ihresgleichen zusammenstoßen.
Für die Kleinwagen-Hersteller bleibt relativ wenig zu tun. Zwar kann auch hier in Sachen Insassenschutz noch nachgelegt werden, doch die Möglichkeiten werden großteils ausgeschöpft. Der ADAC fordert vom Gesetzgeber die Einführung solcher Partnerschutz-Crashtests als Zulassungskriterium, um die passive Sicherheit gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern zu erhöhen. Da gilt vor allem für die klobigen Geländewagen.
Dass sich etwas getan hat in Sachen passiver Sicherheit, zeigt der deutliche Rückgang von Verkehrstoten und Schwerverletzten in den letzten Jahren. Den Hersteller kann nicht Tatenlosigkeit unterstellt werden. Der Crashtest des China-Imports Brilliance hat gezeigt, was passieren würde, wäre die passive Sicherheit auf dem Stand der siebziger Jahre stehen geblieben.
Quelle: ntv.de