Er agressiv, Sie langsam Autofahrer pflegen Klischees
28.08.2003, 17:29 UhrAuf Deutschlands Straßen lebt das Klischee: Männer gelten einer Studie zufolge weiter als aggressiv, riskant und rücksichtslos, Frauen dagegen wie eh und je als ängstlich, langsam und unsicher. Die alten Vorurteile werden von beiden Geschlechtern gleichermaßen gepflegt, wie die Zeitschrift "Auto Bild" und die AXA-Versicherung in Hamburg unter Berufung auf eine Untersuchung berichteten.
In einem Punkt allerdings ist sich die Autofahrernation einig: Alle halten sich für souveräne, defensive und sichere Fahrer. An der repräsentativen Befragung hatten sich 1000 Frauen und Männer zwischen 18 und 65 Jahren beteiligt.
Realität sieht anders aus
"Dass die Realität dann doch manchmal anders aussieht als die Befragten uns glauben machen wollen, bestätigt die Studie", meinten die Initiatoren. Danach fährt jeder dritte Mann und jede fünfte Frau gelegentlich unter leichtem Alkoholeinfluss, und beinahe ebenso viele nehmen es auch mit dem Anschnallen nicht so genau. "Die Neigung, sich im Straßenverkehr fahrlässig zu verhalten, erscheint insgesamt relativ hoch ausgeprägt", berichtete Anja Schweitzer von der psychonomics AG, die die Befragung vorgenommen hatte.
Er: ab 30 verweiblicht, sie: mit Eigenstil ehrlicher
Vor allem Männer unter 30 Jahren neigen den Ergebnissen zufolge zu riskanter Fahrweise: Sie haben nicht nur Spaß an schnellen Autos (71 Prozent), fast jeder Dritte meint auch, dass man auf der Autobahn schon mal dicht auffahren muss. "Dies deckt sich mit den Statistiken, die für diese Gruppe die höchste Unfallwahrscheinlichkeit ausweisen", sagte Schweizer. Im späteren Alter gleiche sich der Schadensbedarf von Männern und Frauen an, berichtete AXA-Vorstandsvorsitzender Norbert Rollinger. "Männer ab 30 verweiblichen eigentlich ein bisschen in ihrem Fahrstil."
Für weiteren Zündstoff an Stammtischen, im Büro oder daheim dürfte aber auch diese Befragung sorgen. Klischeegerecht gaben etwa die meisten Männer an, keine Probleme mit dem Rückwärtseinparken (85 Prozent) und einem Reifenwechsel (95 Prozent) zu haben. Anders die Frauen: Rückwärts einzuparken ist nur für 73 Prozent kein Problem, ein Reifenwechsel nur für 38 Prozent. Außerdem sind dem "starken Geschlecht " Motorstärke, technische Raffinessen und Image der Automarke wichtiger als den Frauen, bei denen dafür die Farbe eine größere Rolle spielte.
Fahrstile ähnlich charakterisiert
Deutliche Unterschiede konnte die Untersuchung beim Vergleich von Selbst- und Fremdbild ausmachen. Sowohl Männer als auch Frauen charakterisieren die Fahrstile der anderen Fahrer im Allgemeinen als überaus ähnlich: Männer gelten als aggressiv, riskant, hitzig und hektisch, während Frauen das Bild von eher ängstlichen, langsamen und unsicheren Autofahrerinnen anhängt. Beide Geschlechter dagegen nehmen den eigenen Fahrstil deutlich anders wahr und distanzieren sich klarvon den Stereotypen.
Angst beim Einfädeln
Ein weiteres Klischee bestätigte auch eine in Stuttgart vorgestellte bundesweite Umfrage der Prüf-Organisation DEKRA unter 1400 Kraftfahrern: Die meisten deutschen Autofahrer haben Probleme beim Einfädeln nach dem so genannten Reißverschluss-Prinzip. Danach haben fast zwei Drittel (63,7 Prozent) der Befragten Angst, nicht "hereingelassen" zu werden, wenn sie bei einer Fahrbahnverengung auf ihrer Spur bis ganz nach vorn fahren, um dann auf die andere Spur zu wechseln.
Quelle: ntv.de