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So viele Modelle wie noch nie BMW packt die 4er-Reihe aus

Eine Klasse abwärts soll der Erfolg des BMW X6 vom neuen X4 wiederholt werden.

Eine Klasse abwärts soll der Erfolg des BMW X6 vom neuen X4 wiederholt werden.

(Foto: Axel F. Busse)

Die Motorenwerker aus München machen gefühlt mehr Tempo als der FC Bayern: Innerhalb von nur vier Monaten stellen sie das sechste und siebte neue Modell vor. Diesmal am Start: das SUV-Coupé X4 und der Viertürer der 4er-Baureihe.

Ein Zugeständnis an das Design: Das flach stehende Heckfenster schränkt beim BMW X4 die Sicht nach hinten ein.

Ein Zugeständnis an das Design: Das flach stehende Heckfenster schränkt beim BMW X4 die Sicht nach hinten ein.

(Foto: Axel F. Busse)

Mit dem 4er Gran Coupé wird die sportliche Ausgabe der neuen Mittelklasse und eine weitere Karosserieform ergänzt. Nach dem Vorbild des ebenfalls um zwei Zustiege aufgewerteten 6er-Coupés soll die Flachversion des 3ers die Kunden anlocken, die häufiger die Rücksitzbank benutzen wollen. Rahmenlose Seitenscheiben unterstreichen dabei den dynamischen Charakter dieses Modells.

Auf der Plattform des BMW X3 entstand der X4, der die vom X6 erstmals umgesetzte Idee eines SUV-Coupés eine Fahrzeugklasse tiefer verankert. Allenfalls den Porsche Macan könnte man als vergleichbaren Wettbewerber des X4 ansehen, anderswo gibt es derartige auf Sitzhöhe, Allradantrieb und dynamische Linienführung getrimmte Autos nicht. Wie alle X-Modelle von BMW wird auch der X4 in Spartanburg gefertigt. Die dortigen Kapazitäten werden nach und nach um 50 Prozent auf dann 450.000 Einheiten jährlich ausgebaut, womit das im US-Bundesstaat South Carolina gelegene Werk dann die größte Produktionsstätte der Bayern weltweit sein wird.

"Die Performance muss stimmen"

Klaus Fröhlich, bei BMW verantwortlich für die kleinen und mittleren Baureihen, sieht die potentiellen Absatzmärkte des X4 in den USA, in China, Deutschland und Italien. Vor allem in dem südeuropäischen Land ist der X6 gemessen an der Gesamtgröße des Marktes sehr gut angeschrieben. Zeitweise lagen die absoluten Verkaufszahlen sogar über denen in Deutschland. Insgesamt machen die X-Modelle bei BMW schon fast 30 Prozent der gesamten Pkw-Herstellung aus. Viele Autobauer setzen auf weiteres Wachstum und differenzieren ihre Allrad- und Hochdach-Limousinen weiter. Kürzlich kündigte BMW noch einen X7 an. Welches Verkaufspotenzial dem neuen X4 genau zugetraut wird, möchte bisher allerdings niemand offiziell sagen.

Trotz seiner Bulligkeit, soll die Fahrdynamik auch beim X4 nicht zu kurz kommen.

Trotz seiner Bulligkeit, soll die Fahrdynamik auch beim X4 nicht zu kurz kommen.

Gegenüber dem zweitürigen 4er setzt das dazugehörige Gran Coupé auf Vielseitigkeit und bequemen Zustieg für weitere Insassen. Aber, so Klaus Fröhlich, "die Performance muss stimmen". Dafür sollen wahlweise vier Diesel- oder drei Benzinmotoren sorgen. Sie leisten zwischen 184 und 306 PS auf der Seite der Ottomotoren, zwischen 143 und 313 auf der Seite der Selbstzünder. Darüber hinaus kann der Kunde zwischen Heck- und Allradantrieb wählen, und bei den meisten Varianten auch zwischen einem Handschalter mit sechs Gängen oder einer Achtgang-Automatik.

Wer sich für das Gran Coupé entscheidet, wird seine Fahrgäste nicht nur bequemer ein- und aussteigen lassen, sondern ist auch in der Lage für sie mehr Gepäck mitzunehmen. Der hintere Überhang misst mehr als einen Meter und der Kofferraum fasst so 35 Liter mehr als im zweitürigen Coupé. Die große Heckklappe ist als Option elektrisch zu öffnen, unter ihr sind insgesamt 480 Liter Gepäckraum nutzbar. Legt man die Rücksitze um, wächst der Wert auf 1300 Liter.

Eingeschränkte Kopffreiheit

480 Liter Kofferraum offeriert der 4er Coupé seinen Insassen unter der weit aufschwingenden Heckklappe.

480 Liter Kofferraum offeriert der 4er Coupé seinen Insassen unter der weit aufschwingenden Heckklappe.

(Foto: Axel F. Busse)

Von 2,81 Metern Radstand sind für die Insassen jedoch keine Wunderdinge zu erwarten. Der Fußraum für die Fondgäste ist ausreichend, mehr aber nicht. Man sollte sich mit dem vor einem Sitzenden schon so gut verstehen, dass er seine Sitzschiene nicht voll ausnutzt. Dass von einem flachen Coupédach keine üppige Kopffreiheit zu erwarten ist, weiß jeder potenzielle Kunde vorher. Vom Arbeitsplatz des Fahrers aus fallen am Gran Coupé zwei weitere Details auf: Wer gerne hoch sitze, um guten Überblick zu haben, dem wird im Sichtfeld nach schräg vorn der Innenspiegel im Weg sein und die Gurte hätten durchaus noch eine Höhenverstellung vertragen können.

Von ganz anderem Kaliber ist natürlich die Übersicht im X4. Zwar liegt die Sitzposition genau 20 Millimeter tiefer als beim X3, doch das beruhigende Gefühl, alles im Blick und Griff zu haben, bleibt erhalten. Knapp mehr als 200 Millimeter Bodenfreiheit und Felgen, die auf Wunsch bis zu 21 Zoll messen (Serie 18 Zoll), geben dem Bayern einen robusten Auftritt. Charakteristisch sind die ansteigende Seitenlinie sowie die Sicke, die in Höhe des hinteren Türgriffs eine kleine Unterbrechung hat. Die markentypisch L-förmigen Heckleuchten sind in LED-Technik ausgeführt.

Antriebsseitig wird der X4 eine Premiere liefern, denn er ist das erste BMW-Modell, das mit dem Vierzylinder-Diesel aus dem neuen Motorenbaukasten ausgerüstet wird. Der Selbstzünder holt aus zwei Litern Hubraum erstaunliche 190 PS bei einem Drehmoment von 400 Newtonmetern. Alle Motorvarianten bis auf das neue Triebwerk werden standardmäßig mit der Achtgang-Steptronic verbunden, die über Schaltpaddel am Lenkrad auch manuell zu bedienen ist.

Rücksitze niedrig angebracht

Bezüglich Dynamik und Kurvenverhalten gibt es am 4er Coupé nichts auszusetzen.

Bezüglich Dynamik und Kurvenverhalten gibt es am 4er Coupé nichts auszusetzen.

(Foto: Axel F. Busse)

Das Motorenangebot reicht vom 184 PS starken Einstiegs-Benziner bis zum 306 PS starken Dreiliter-Sechszylinder. Die Dieselfreunde können noch mehr Leistung bekommen, denn dort reicht das Spektrum bis 313 PS. Insgesamt stehen sechs Antriebsvarianten zur Auswahl.

Im Innern herrscht die bekannte BMW-Wohnlichkeit, selbst die Passagiere auf den Rücksitzen genießen trotz des abgeflachten Daches gute Kopffreiheit. Das kann der größere Bruder X6 zum Beispiel nicht bieten. Erreicht wird das durch einen Trick: Die Polster der Rücksitze sind vergleichsweise niedrig angebracht, mit der Folge, dass die Beine stark angewinkelt werden müssen. Gleichzeitig ist die Schenkelauflage recht kurz. Die Sicht aus dem flachen Heckfenster ist eher bescheiden, zum sicheren Rangieren sollte man daher auf die Investition in eine Rückfahrkamera nicht verzichten.

In Europa dürfte der Verkaufsschwerpunkt, vor allem bei dem X4-SUV auf dem Dieselsektor liegen. Am 21. Juni geht es in Deutschland mit dem Gran Coupé los, am 12. Juli folgt der X4. Weltweit jedoch, getrieben vor allem durch China und die USA, werden auf absehbare Zeit Benzinmotoren bevorzugt. Deshalb standen für die ersten Testkilometer ausschließlich Benzin-Modelle zur Verfügung. Das 4er Gran Coupé mit der Typenziffer 428i stellt die mittlere Leistungsstufe des Portfolios dar. Dem nur zwei Liter großen Vierzylinder werden mittels Turboaufladung 245 PS entlockt. Für das rund 1600 Kilo schwer Auto durchaus genug. Um die Leistung zur vollen Entfaltung zu bringen, braucht es aber Drehzahl und die liegt über

5000 Umdrehungen.

Eine Frage des Charakters

Die Folge ist, zum Beispiel bei energischen Überholvorgängen am Berg, dass die akustische Begleitung einen angestrengten Unterton bekommt und man froh ist, wenn die Automatik die höheren Gänge gefunden hat. Da das Maximum an Drehmoment (350 Newtonmeter) schon überschritten ist, wenn der Motor volle Leistung bringt, ist nicht in jeder Situation mit einem souveränen Auftritt zu rechnen. Wer den energischen Anzug sucht, wird wahrscheinlich doch bei den Dieselmodellen landen, die zum Teil mehr als 200 Newtonmeter zusätzliches Drehmoment generieren. Das Handling des 4er Gran Coupés ist präzise und leichtgängig, im Fahrmodus Sport reagieret das Getriebe sensibel auf Bewegungen des Gaspedals und schaltet zuverlässig in die Übersetzungsstufe, die anforderungsgerecht ist und Fahrspaß bringt. Mit 9,4 Litern je 100 Kilometer Verbrauch endete diese Testfahrt. Das sind knapp zwei Litern über dem im Datenblatt verbrieften Wert.

Noch etwas durstiger präsentierte sich der X4 35i, statt der vom Hersteller auf dem Prüfstand ermittelten knapp acht Liter je 100 Kilometer standen am Ende 11,2 auf der Uhr. Verwunderlich ist das allerdings nicht. Erstens schöpft er seine Kraft aus drei statt aus zwei Litern Hubraum und zweitens müssen bei ihm rund 300 Kilo mehr Fahrzeugmasse in Bewegung gebracht werden. Der niedrigere Schwerpunkt wirkt sich positiv auf das Fahrerlebnis aus, die Seitenneigung der Karosserie in schnellen Kurven ist gering. Die variable Sportlenkung vermittelt guten Kontakt zur Straße. Was das Verhältnis Drehmoment zur Leistung angeht, ist das fühlbare Ergebnis dem 4er Gran Coupé mit Benzinmotor ähnlich. Zum Charakter eines bulligen Allrad-SUV würde der zupackende Diesel besser passen und selbst mit weniger als 306 PS einen überzeugenderen Eindruck machen. Schließlich hat der schwächere der beiden Sechszylinder-Selbstzünder schon ab 1500 Umdrehungen 580 Newtonmeter Drehmoment, während es der große Benziner "nur" auf 400 bringt.

Die Preise der beiden Neuen beginnen in Deutschland bei 46.100 Euro (für den X4 20i) und enden bei 60.100 (für den X4 35d). Das Gran Coupé ist entsprechend günstiger einsortiert, beginnend bei 35.750 Euro (420i) und endend bei 54.300 Euro für den 313 PS starken Diesel mit Allradantrieb und Achtgang-Automatik.

Quelle: ntv.de, PS

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