Auto

Mehr Leistung, weniger Verbrauch BMW setzt auf technische Tricks

Von Axel F. Busse
"Effizienz" heißt das Zauberwort. Die Mittel so einsetzen, dass größtmöglicher Nutzen dabei herauskommt. Für die Bayerischen Motoren-Werker ist Effizienz eine ganz zentrale Vokabel. Deshalb stellen sie auch bei einem Präsentationstermin zwei völlig unterschiedliche Autos vor. Wenn man die Presse schon mal da hat ...

Effizienz bestimmt für die Münchner Autobauer aber nicht nur den organisatorischen Rahmen, sondern auch die technischen Inhalte. Jetzt, wo alle über Klimawandel, CO2-Ausstoß und verbrauchsgünstige Pkw reden, sagt Dr. Stefan Wolff, der bei BMW fürs Energie Management zuständig ist: "Dies ist keine kurzfristige Reaktion auf die aktuelle Debatte". Vielmehr gehe es darum zu zeigen, dass die Firma sich schon lange mit der Thematik beschäftige. Gern will man ihm das glauben, denn bis eine gute Idee verbesserter Motorentechnik Eingang in den Produktionsprozess findet, vergehen Monate – mindestens.

Am kleinsten BMW kann man derzeit am besten sehen, wie das geht. Die Kupplung als Ein- und Ausschalttaste für den Motor. Der neue Dreitürer, der die 1er-Baureihe ab Ende Mai bereichert, wird mit dieser Technik angeboten. An der Ampel zum Beispiel heißt das, Gang raus, Kuppeln, Motor stirbt, Kuppeln, Motor erwacht, Gang rein, weiterfahren. Als Serienausstattung wird das Merkmal auch in die anderen 1er-Modelle Einzug halten, mit Ausnahme des 116i und des 130i.

Volkswagen hat den Versuch mit der Start-Stopp-Automatik bereits hinter sich. Der Erfolg war eher bescheiden. BMW verspricht, dank dieser und weiterer Effizienz-Maßnahmen könne man einen 170-PS-Kompakten mit wenig mehr als sechs Litern Durchschnittsverbrauch über einen Stadt- und Landstraßenparcours bewegen. Es geht tatsächlich. Und wer es nicht schon vorher wusste, wird bei dieser Testfahrt belehrt: Der Fahrer hat es überwiegend selbst in der Hand, ob er ein effizientes Auto fährt oder einen Spritschlucker und Umweltverpester. Und damit es jeder lernen kann, will BMW das unterhaltsame An-Aus-Spiel nach und nach in jeder Modellreihe anbieten.

Obendrein hilft der Einser auch noch dabei, die verbrauchsgünstigste Fahrweise zu finden. Eine Schaltpunktanzeige im Zentraldisplay signalisiert dem Fahrer, wann die Motor-Getriebe-Einheit am wirkungsvollsten arbeitet. Wer sich brav an die Vorschläge hält, der Versuchung widersteht, den technischen möglichen Sprint von 0 auf 100 km/h in 7,8 Sekunden zu erledigen und auch sonst ein vorbildlicher Autofahrer ist, wird mit dem Verbrauch von nur 6,4 Litern je 100 km belohnt. 22.100 Euro verlangt BMW für den dreitürigen 120i, genau 750 Euro weniger als für den Fünftürer mit gleicher Motorisierung.

Motorkraft soll dazu dienen, von A nach B zu kommen. Bei herkömmlichen Triebwerken wird Motorkraft aber auch dazu genutzt, zum Beispiel mittels Treibriemen eine Wasserpumpe in Gang zu halten. Warum also nicht die Wasserpumpe nur dann ihr Werk verrichten lassen, wenn sie gebraucht wird – und zwar elektrisch? Auch so eine Effizienz-Maßnahme. Sie dient dazu, dass Motorleistung nicht sinnlos vergeudet wird.

Im neuen 5er-BMW ist diese Weiterentwicklung jetzt zu haben. Genau so wie zum Beispiel Präzisionsdüsen, die in der Lage sind, Kraftstoffmengen von zwei Milligramm zu versprühen. Wird dieser Spritnebel gezündet, läuft der Motor in einem vorbildlichen Magerbetrieb. Die neuen Sechszylinder-Motoren verfügen, so nennt der Hersteller das, über eine Direkteinspritzung der zweiten Generation.

Sehen kann man von alledem nicht viel, aber spüren. Beim 530i stehen immerhin gut 40 PS mehr zu Buche als vorher (272 statt 231). Jede dieser zusätzlichen Pferdestärken ist vom Kunden mit 58,50 Euro zu vergüten (Grundpreis 45.000 statt 42.600 Euro). Damit sich der Aufwand dennoch für den Käufer lohnt, sinkt der EU-Normverbrauch bei dieser Motorisierung um fast zwei Liter je 100 Kilometer. Konkret sind es 7,7 und das ist aller Ehren wert bei einem Auto, das in 6,3 Sekunden auf hundert spurten und 250 km/h fahren kann.

Wer vornehmlich diese Werte anstrebt, darf freilich nicht auf einstellige Verbrauchswerte hoffen. Aber er wird merken, dass nicht nur am Motor, sondern auch am Fahrwerk geschraubt wurde. Er muss Gas geben, die Gänge ausdrehen, herzhaft einlenken und die Querbeschleunigung wirken lassen. Sparsam ist das nicht, macht aber Spaß. Und es belegt, dass eine gewiss nicht als lahme Ente bekannte Limousine noch ein bisschen aufregender werden kann. Wer den Vorzug genießt, einen direkten Vergleich fahren zu können, wird es nicht bestreiten: Eine Spur griffiger, einen Zacken präziser, einen Deut weniger Seitenneigung zeigt der spurtstarke Dreiliter-Fünfer.

Ob die sportliche Note die Komfortfähigkeit dominiert, ob die Anti-Plattfuß-Reifen für schlechtem Straßenbelag zu hart sind und ob das alles den Preisaufschlag von 2400 Euro gegenüber dem Vorgänger wert ist – diese Entscheidung kann dem Kunden ohnehin niemand abnehmen.

Quelle: ntv.de

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