50 Jahre Ford Transit Bankräubers Lieblingsvan
18.05.2011, 15:36 Uhr
Ford Transit Saphire aus den Jahren1965 (l) und 2010.
Er begann unter dem Projektnamen Rotkäppchen, verblüffte mit seiner Vielseitigkeit und überzeugte wegen seines Tempos, das nicht nur zu legalen Zwecken von Nutzten war. In diesem Jahr feiert der Ford Transit einen runden Geburtstag.
Vor 50 Jahren mutierte der Kölner Eilfrachter FK 1000 zum Taunus Transit. Fast zeitgleich setzte Henry Ford II bereits den Startschuss zur Entwicklung eines Nachfolgers, der unter dem Projektnamen "Rotkäppchen" Geschichte schrieb. Als erstes Ford-Nutzfahrzeug wurde der neue Transit in den USA konzipiert und gezeichnet, um danach parallel in Deutschland und in Großbritannien zur Serienreife entwickelt zu werden. Mit bis dahin beispielloser Aufbau- und Variantenvielfalt, optionaler Dieselmotorisierung und dem Ruf fast unzerstörbarer Robustheit entwickelte sich die 1965 lancierte zweite Transit-Generation zu einem kultigen Kasten für Familie, Freizeit und Gewerbe.
Schon der Stammvater des aktuellen Transit Transporters konnte Vielseitigkeit in die Waagschale werfen: Der "Eilfrachter" genannte Kölner Kleinlaster übertrumpfte mit 1000 Kilogramm Zuladung seinen Wolfsburger Konkurrenten in vergleichbarer Spezifikation um nicht weniger als 250 Kilogramm Nutzlast. Auch in der Disziplin Ladevolumen distanzierte der Ford dank Frontmotoranordnung den Wettbewerber mit VW-Käfer-Technik deutlich. Dafür mussten die Fahrer des Ford-Frachters mit den Fahrwerksnachteilen eines Nutzfahrzeugs vorliebnehmen: Starrachsen vorn und hinten sowie eine deutliche Kopflastigkeit durch das sehr weit vorn angeordnete Triebwerk verhinderten Pkw-Eigenschaften. Insgesamt wurden von den Ford-Eillastern rund 256.000 Einheiten gefertigt, genug um Platz zwei in der Verkaufsstatistik zu belegen, aber nicht mehr als ein Achtungserfolg gegenüber den 1,85 Millionen Einheiten, die von der ersten VW-Transporter-Generation vom Band rollten.
Ford glänzt als Verwandlungskünstler
Als sich die europäischen Ford-Töchter nicht auf einen gemeinsamen Nachfolger für den deutschen Taunus Transit und den britischen Thames-Transporter einigen konnten, griff die Konzernführung aus Dearborn durch. Henry Ford II beauftragte den amerikanischen Ingenieur Ed Baumgartner mit der Leitung des Entwicklungsteams "Rotkäppchen" (englisch: "Redcap"), das schon 1963 ein Transporterkonzept mit eigenständiger Plattform für eine bis dahin beispiellose Variantenvielfalt und mit Kurzhaubendesign zugunsten besserer Geräuschisolation und günstigerer Crashtestergebnisse präsentierte.
Während der VW damals vor allem seine vom Käfer mitbegründete Legende pflegen musste, glänzte der Ford als neuer Verwandlungskünstler mit rund 50 unterschiedlichen Aus- und Aufbauvarianten, darunter auch ein edel ausgestatteter Luxusbus mit Dachverglasung und ein Wohnmobil mit modischem Polyester-Faltdach. Grenzüberschreitende Erfolge feiert der Transit deshalb seitdem auch als Tourbus legendärer Rock- und Popgruppen.
Meistgesuchter Van Großbritanniens
Zum ersten Sprinter unter den damals meist untermotorisierten Transportern avancierte der Transit mit kräftigen V4-Motoren aus dem Pkw-Sortiment und mit bis zu 46 kW/62 PS freisetzendem britischen 2,4-Liter-Dieselmotor. 1971 debütierte ein 56 kW/75 PS leistender 2,0-Liter-V4-Benziner, der den 125 km/h schnellen Transit FT 125 im Club der Eillaster an die Vmax-Spitze beschleunigte. Scotland Yard erklärte den flotten Ford 1972 sogar zum meistgesuchten Van Großbritanniens. "In 95 Prozent aller Banküberfälle setzten die Täter auf einen Transit mit den Fahrleistungen eines Pkw als ideale Wahl" erläuterte ein Polizeisprecher.
Schon bis zum ersten Facelift im Jahr 1978 konnten über 1,2 Millionen Einheiten abgesetzt werden. Zum Sprung an die Spitze der europäischen Verkaufsranglisten reichte dies allerdings noch nicht ganz, entsprechend groß waren die Erwartungen an die 1986 präsentierte Transit-Neuentwicklung. Mit dem aerodynamischen Klassenbestwert von cW 0,37 und bisher noch nicht da gewesenem Pkw-Komfort, vor allem aber dank einer abermals gesteigerten Varianten- und Motorenvielfalt trug der Transit tatsächlich erstmals die Krone des meistverkauften Transporters in Europa.
Einzigartige Variantenvielfalt
Das 50. Jubiläum feiert der Transit mit insgesamt rund 6,5 Millionen produzierten Einheiten aus Werken in Großbritannien, der Türkei, Vietnam, China und früher auch Belgien. Möglich machten dies von Beginn an relativ günstige Preise und eine einzigartige Variantenvielfalt bei Auf- und Umbauten in Kombination mit der Wahlmöglichkeit zwischen Vorderrad-, Hinterrad- und Allradantrieb. Der Sprung in die Zukunft und auch nach Amerika soll dagegen erst mit der für 2012 angekündigten fünften Transit-Generation und neuem Elektroantrieb gelingen.
Quelle: ntv.de, sp-x