Besonders bei Hamburgerinnen Blinken ist "out"
08.07.2009, 11:58 UhrDas Blinken scheint auf Deutschlands Straßen aus der Mode gekommen zu sein. Verkehrsoziologen begründen das mit einem subjektiven Gefühl der Sicherheit. Autofahrer halten Kommunikation für unnötig.
Blinken ist für viele Autofahrer längst keine Selbstverständlichkeit mehr. "Wir haben keine Lust mehr zu kommunizieren, was wir tun, weil wir uns sehr sicher fühlen", erläuterte der AvD-Verkehrssoziologe Alfred Fuhr in Frankfurt.
"Verbindlich gelernte Normen" wie Blinken oder Rad fahren mit Licht hätten mit dem allgemeinen "gesellschaftlichen Individualisierungsschub" an Bedeutung verloren. Viele Fahrer glaubten, es reiche, wenn sie die anderen Verkehrsteilnehmer sähen und legten keinen großen Wert darauf, auch selbst gesehen zu werden.
Telefonieren am Steuer und die wachsende Wahrnehmung des Autos "als Cockpit und eine Art Flugzeug-Ersatz" verstärkten diesen Trend, sagte der Experte des Automobilclubs von Deutschland. Viele Fahrer seien nach dem Motto unterwegs: "Ich steig in A ein und in B aus und der Rest interessiert mich eigentlich nicht." Die Sanktionen für Nicht-Blinker seien zudem schwach: Wer erwischt werde, müsse nur zehn Euro bezahlen. "Dafür wird man kaum angehalten und die Überwachung ist schwierig."
Gefährliches Nicht-Blinken
Fuhr warnte: "Auf der Autobahn nicht zu blinken, ist richtig gefährlich." Der Wechsel der Fahrspur sei Schätzungen zufolge die Ursache jedes vierten Unfalls. Im Stadtverkehr komme es immer wieder zu Auffahrunfällen, weil jemand vergessen habe etwa vor einer Hofeinfahrt zu blinken. "Was einen guten Autofahrer von einem schlechten unterscheidet ist, dass er aufmerksam ist, dass er gesehen werden will, dass er mit den anderen kommunizieren will und am Geschehen teilnimmt", fasste Fuhr zusammen.
"Typische Gruppen von Nicht-Blinkern sind Kurierfahrer mit Kleinbussen und Klein-Lkw sowie Oberklasse-Fahrer", fasste Fuhr die Ergebnisse einer Untersuchung des AvD von 2003 auf Autobahnen zusammen. Auch im Verkehr innerhalb von Berlin, Frankfurt und Hamburg hätten Kleinwagen-Fahrer häufiger den Blinker gesetzt. "Frauen blinken mehr als Männer." Die größten Blink-Muffel allerdings waren der Untersuchung zufolge "Cabrio fahrende Hamburgerinnen".
Quelle: ntv.de, dpa