Wodka-Bar auf Rädern Breschnews "600er"
31.01.2008, 18:32 UhrPolitisch galt er als Mann der Stagnation, privat liebte er die schnelle und luxuriöse Fortbewegung: Kreml-Herrscher Leonid Breschnew (1906-1982) hatte diverse teure Autos in seinem Fuhrpark. Unter ihnen war auch ein Mercedes W100 - besser bekannt als der legendäre "600er", früher der Wagen der Staatsmänner, der Schönen und der Reichen. An diesem Freitag endet die Internet-Auktion im Auftrag des Finanzamts Potsdam, bei der ein mehr als 40 Jahre alter Mercedes 600 aus seiner Sammlung angeboten wird. Die spektakuläre Versteigerung war Anfang Januar mit dem Mindestgebot von 52.500 Euro gestartet.
Wenige Stunden vor Auktionsende lag das höchste Gebot bei 80.300 Euro. Das Finanzamt hatte den 1966 gebauten Wagen vor einigen Jahren gepfändet. Es sei nicht nachweisbar, dass Breschnew das Auto selbst benutzt habe, räumte ein Sprecher des Finanzministeriums ein. Der Wagen sei aber auf den Geheimdienst KGB in Moskau zugelassen gewesen. So ein Auto sei sicherlich nicht von KGB-Leuten aus der zweiten Reihe gefahren worden. Wie der Mercedes am 18. Juli 1991 nach Deutschland zurückkam, ist nicht geklärt.
Manches liegt im Dunkeln
Laut Gutachten ist die Staatskarosse in einem mehr als guten Zustand, der Lack - schwarz-metallic - ist einwandfrei, er wurde 1992 erneuert. Der V-8-Motor mit 6,3 Liter Hubraum leistet 184 KW, rund 250 PS. Der Tacho zeigt 90.000 Kilometer. Weißwandreifen, Schiebedach, graue Ledersitze und Automatik runden das Bild ab.
Von wem der Luxusschlitten stammt, darf der Ministeriumssprecher nicht sagen. Auch sonst liegt manches im Dunkeln. Dem Fahrzeugpass zufolge wurde das Auto 1966 von der Sowjetverwaltung in Moskau als Regierungswagen angemeldet. Wie das Auto in die Sowjetunion gelangte, ist unbekannt. Bekannt ist, dass das Modell, von dem zwischen 1964 und 1981 rund 2200 gebaut wurden, viele Fans hatte. Dazu gehörten Mao, Tito, John Lennon oder Elvis Presley.
Bei dem Wagen handelt es sich allerdings um die kurze Version, also nur etwa fünfeinhalb Meter lang. Dafür gibt es eine Mini-Bar mit genügend Platz für Wodka, Eiswürfel und Gläser. Der Wagen sei in einem sehr guten Zustand, betonte auch das Finanzministerium, dem an einem guten Erlös gelegen sein muss. Einziger Wermutstropfen ist der in den Zeiten des Klimawandels nicht mehr ganz zeitgemäße Verbrauch: Rund 25 Liter auf 100 Kilometer.
Von Matthias Benirschke, dpa
Quelle: ntv.de