n-tv.de-Interview "Das Herz gewinnen"
25.07.2008, 17:19 UhrMit einem Paukenschlag ist der neue Insignia von Opel vom Londoner Himmel gefallen. Die Premiere von Opels Mittelklassemodell war spektakulär. n-tv.de sprach mit dem Vize-Präsident von General Motors Europe, Mark Adams.
Das Design des Insignia soll ein Symbol für die Zukunft der Marke Opel sein. Für alle, die Probleme mit dem Verständnis der Designersprache haben, bitte erklären Sie uns, was es besonderes mit dem Insignia auf sich hat.
Adams: Der Insignia soll Emotionen wecken. Mit weichen und fließenden Formen soll er Blicke auf sich ziehen. Gleichzeitig soll er Eleganz und Wertigkeit ausstrahlen. Wir haben das in die Formel gegossen "Sculptural atristry meets german precision", also kraftvolle Formengebung trifft deutsche Genauigkeit. Kleine Details wie Falten und Sicken, die Gestaltung der Leuchten und auch des Innenraumes - alles haben wir unter dieser Formel gestaltet.
Das mit der deutschen Genauigkeit ließe sich ja nachprüfen. Wo wird denn das Auto gebaut?
In Rüsselsheim.
GM-Vize Bob Lutz sagt, Design wird für den Autoverkauf immer bedeutsamer. Teilen Sie diese Ansicht?
Allerdings. Und mein Team und ich sind dankbar dafür, dass wir beim Insignia diesen höheren Stellenwert, der dem Design im Unternehmen beigemessen wird, für uns nutzen konnten. Wir hatten die Freiheit, Neues auszuprobieren und das Design zu nutzen, um an einem positiven Image für die beiden Marken Opel und Vauxhall arbeiten. Design sehe ich als den visuellen Kontext einer Marke.
Aber ist es nicht immer schwieriger unter allerlei Auflagen, zum Beispiel des Fußgängerschutzes und dem Diktat der Aerodynamik im Design besondere Akzente zu setzen? Da muss es doch irgendwann zwangsläufig zur Uniformität kommen.
Muss es nicht. Das ist ja gerade die Herausforderung. Schauen Sie, in der Formel1 wird jedes Jahr ein neues Reglement herausgegeben, das eigentlich zum Ziel hat, die Autos langsamer zu machen. Die Konstrukteure schaffen es aber immer irgendwie, dass die Autos noch ein bisschen schneller werden. Auf den ersten Blick scheinen die Auflagen und Notwendigkeiten die Freiheit der Designer einzuschränken, aber ich glaube, dass wir mit dem Insignia ein gutes Beispiel dafür gegeben haben, was möglich ist.
Denken denn die Kunden auch so intensiv darüber nach, ob und warum ein Auto gut aussieht? Welche Bedeutung hat ihrer Meinung nach das Design für die Kaufentscheidung?
Sicher sind beim Kunden zuerst einmal Fragen der Funktionalität wichtig. Welche Leistung brauche ich für welchen Zweck, wie viel Platz haben die Leute in der zweiten Reihe und bekomme ich genügend Koffer für den Urlaub unter. Und wenn das stimmt, also der Kopf zufrieden ist, dann kommt das Herz ins Spiel. Dann geht es darum, ob mich die Form anspricht. Fassen sich die Oberflächen gut an, habe ich ein gutes Gefühl, wenn ich drin sitze. Und um das Herz zu gewinnen, deshalb geben wir uns mit diesen Details so viel Mühe.
Nach offizieller Modell-Nomenklatur soll der Insignia den Vectra ersetzen. Tatsächlich ist das neue Auto mit seinen Abmessungen schon im Bereich des vormaligen Omega. Wie passt das zusammen?
Der Insignia ist vor allem eines: Groß genug, um in seinem Segment und unter seinen Wettbewerbern eine Spitzenstellung einzunehmen. Durch das flache, couphafte Dach wirkt das Auto vielleicht auch noch gestreckter, als es tatsächlich lang ist.
Welche Wettbewerber sehen Sie in erster Linie?
Wir sprechen die gleichen Kunden an, die sich für einen VW Passat, einen Ford Mondeo oder einen Citroen C5 interessieren. In diesem Umfeld wollen wir durch Großzügigkeit und hohe Qualität Punkte sammeln.
Modelle wie Admiral oder Diplomat haben Opel einst zu einer ernst zu nehmenden Alternative im Oberklassen-Segment gemacht. War es aus heutiger Sicht ein Fehler, sich aus dem Segment zu verabschieden?
Es macht gegenwärtig keinen Sinn, zum Beispiel gegen einen 7er BMW antreten zu wollen oder so etwas als Ziel auszurufen. Aber wir haben aus unserer Sicht jetzt ein sehr konkurrenzfähiges Produkt, das in seiner Liga vorne mitspielt und das ist, wenn Sie so wollen, schon ein halber Schritt zurück zu dem, was wir mal bei Opel an Oberklasse-Autos hatten.
Zum Ende des Halbjahres 2008 hatte Opel in Deutschland einen Marktanteil von 8.8 Prozent. Hat der Insignia das Zeug, Opel wieder zu der Zehn-Prozent-Marke zu machen, die sie einmal war.
So etwas hängt nicht von einem einzelnen Modell ab. Der Insignia ist ein wichtiger Teil des Puzzles und wir versprechen uns einen spürbaren Fortschritt von ihm. Aber man muss den Gesamtzusammenhang sehen. Man kann den Wiederaufbau einer Marke nicht an einem Auto festmachen. Wir haben mit dem Corsa vor zwei Jahres einen guten Anfang gemacht, der Insignia wird diese Tendenz fortsetzen. Eine Kombiversion ist schon in Arbeit, sie wird seine Position festigen. Und dann können wir sehen, wie nah wir den zehn Prozent kommen.
Mit Mark Adams sprach Axel F. Busse
Quelle: ntv.de