Öko-Institut warnt E-Autos weniger gut fürs Klima
30.01.2012, 12:50 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Bis zum Jahr 2020 sollen in Deutschland eine Million Elektrofahrzeuge unterwegs sein. Ein ökologischer Gedanke, der nach einer Studie des Öko-Instituts aber das Ziel für den Klimaschutz glatt verfehlen könnte. Spätestens dann, wenn die Energie für das Elektroauto aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird.
Die mobile Zukunft ist elektrisch. Alle Kraft der Entwickler in der Autoindustrie ist auf dieses Ziel ausgerichtet. Auch die Politik ist sich einig: Das Klima unserer Erde ist nur durch Nachhaltigkeit und geringeren CO2-Ausstoß zu gewährleisten. Allein bis zum Jahr 2020 soll es auf dem deutschen Markt eine Million Elektrofahrzeuge geben. Dieses Ziel hat die Bundesregierung im "Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität" bereits im August 2009 formuliert.
Eine Studie, vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben, zeichnet jetzt aber ein anderes Bild. Das Öko-Institut, ein unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut, fand heraus, dass der Ausbau der Elektroflotte bis zum Jahr 2022 zwar zu einer Reduktion der Treibhausgas-Emission im Verkehrsbereich von sechs Prozent führt, sich aber mit effizienteren Benzinmotoren weit mehr, nämlich 25 Prozent, einsparen ließen.
Den Grund für diese Klimabilanz sieht das Öko-Institut dem Bericht zufolge in den Strommengen, die durch Elektroautos verbraucht werden. Die Klimabilanz wäre nur dann ausgewogen, wenn dafür zusätzliche Mengen erneuerbarer Energien in den Strommarkt eingeführt würden. Kommt es dazu nicht, würden die angeblich so grünen Fahrzeuge den vorhandenen Anteil am Ökostrom belasten.
Elf Terawattstunden bis 2030
Das Öko-Institut geht davon aus, dass durch die Elektromobilität bis zum Jahr 2030 eine zusätzliche Stromnachfrage von elf Terawattstunden entsteht. Das entspricht etwa zwei Prozent des heutigen Gesamtverbrauchs in Deutschland. Die zusätzliche Nachfrage erhöht aber auch den Bedarf an klimaschädlichen Kohlekraftwerken. Der bis 2030 zusätzlich für Elektroautos produzierte Strom käme zu 40 Prozent aus Braunkohle-, zu 35 Prozent aus Steinkohle- und zu fünf Prozent aus Erdgaskraftwerken.
Um diesem Szenario aus dem Weg zu gehen, müsste die Bundesregierung zeitgleich mit dem Ausbau der Elektromobilität, den Ausbau von weiteren Stromerzeugungsanlagen aus Sonne, Wind und Wasser fördern. Nur dann wäre der Strom, den Elektroautos zum Fahren benötigen, wirklich emissionsfrei.
Konsequenzen für den Ressourcenbedarf
Die Studie des Öko-Instituts weist aber noch auf ein anderes Problem hin. Mit dem Ausbau der Elektromobilität in Deutschland und der Welt wird der Ressourcenbedarf an einen kritischen Punkt gelangen. Bereits jetzt ist der Wettlauf auf die sogenannten Seltenen Erden eröffnet. Neodym, Praseodym, Dysprosium und Terbium werden für die Herstellung der Elektromotoren benötigt.
Am markantesten ist der Anstieg beim Edelmetall Dysprosium. Bis zum Jahr 2030 benötigt die Elektromobilität 482 Prozent mehr des Metalls. Neben der Autoindustrie wird Dysprosium auch von der Photovoltaik-Branche, bei der LED-Herstellung und beim Bau von Windkraftanlagen benötigt. Um Versorgungsengpässe zu vermeiden, fordert das Öko-Institut einen effizienteren Einsatz der Rohstoffe. Zum anderen müssten Recyclingstrategien für Seltene Erden und andere kritische Metalle entwickelt werden, um Verknappungen zu vermeiden.
Derweil dürften Elektroautos laut Europas größtem Autohersteller Volkswagen in den kommenden Jahren ein Nischenprodukt bleiben. "Viele, viele Jahre werden wir noch mit dem Verbrennungsmotor unterwegs sein", sagte der Konzernbeauftragte für den Bereich Elektroautos, Rudolf Krebs, dem "Tagesspiegel". "Elektroautos werden in einer Marktnische erfolgreich sein und nicht alle Kundenwünsche erfüllen können." Sie seien ideal für die Stadt, für Pendler, für den Lieferverkehr und als Zweitwagen. "Wir dürfen den Kunden deshalb nicht vorgaukeln, dass wir über Nacht alles elektrisch machen."
Quelle: ntv.de