BMW R 1200 GS Adventure Ein Alleskönner unter der Lupe
28.05.2011, 15:54 UhrDie BMW R 1200 GS ist seit Jahren das meistverkaufte Motorrad in Deutschland. Warum das so ist, klärt der Test mit dem neuen Sondermodell "Adventure 30 Jahre".

Das weiß-blau-rote Sondermodell lehnt sich an die Motorsportfarben der Marke an.
"30 Years GS" steht auf dem Tank. 30 Jahre BMW-Zweizylinder-Enduro also. GS bedeutet in BMW-deutsch "Gelände und Straße". Weltenbummler in allen Ecken der Erden setzen seit Jahren auf den robusten Boxer aus München. Und natürlich immer mehr Tourenfahrer. Denn nur bei diesem dicken Bayern bekommen sie fast alle Wünsche erfüllt: großvolumiger Motor, ABS, ASC, elektronisches Fahrwerk, Griffheizung, Zusatzscheinwerfer, Bordcomputer, 33 Liter Riesentank, höhenverstellbarer Fahrersitz, Handprotektoren, Alukoffer und und und. Das ist einen Test wert.

Auch wenn bestimmt 95 Prozent aller Besitzer Autobahnen und Landstraßen bevorzugen: Schotter ist kein Problem.
Seit ein paar Jahren ist die große Reiseenduro das meistverkaufte Motorrad in Deutschland. Denn für viele ist Geiz immer noch nicht geil. Sie investieren in die Basisversion mindestens 13.150 Euro, die Adventure Version gibt es ab 14.750 Euro. Das weiß/blau/rote Sondermodell lehnt sich an die Motorsportfarben der Marke an und erinnert an die erste G/S. Mit den großen Handprotektoren und Unterfahrschutz kostet die Edition mit reichhaltigem Zubehör rund 20.000 Euro.
Mit an Bord sind unter anderem das empfehlenswertes Safety-Paket inklusive ABS, Reifendruckkontrolle und Stabilitätskontrolle für 1.420 Euro, das Comfort-Paket mit Heizgriffen, weißen Blinkern und Bordcomputer für 470 Euro. Und das besonders empfehlenswerte Touring-Paket für 1.540 Euro inklusive elektronischem Fahrwerk mit drei Stufen, zwei Zusatzscheinwerfern und Kofferträger. Dazu kommen noch zwei Alukoffer und ein Topcase für noch mal 1.040 Euro.
Behaglichkeit auf langen Touren
Kaum verwunderlich ist, dass GS-Fahrer meist etwas älter und solventer sind und es gerne etwas gemütlicher haben. Hektisches Kurvenreiten auf einer dünnen Bank kommt für sie nicht mehr in Frage. Dick gepolsterte Sitzbank, breiter Lenker, hohe und verstellbare Spoilerscheibe, ABS sowie einige Komfortfeatures sind deshalb die Kriterien, nach denen das Bike häufig ausgesucht wird. Das ist natürlich auch für jüngere Fahrer recht angenehm und verwöhnt auf langen Etappen.
Da genau gehört die GS hin, ganz gleich ob auf Asphalt oder auf Schotter. Auch wenn bestimmt 95 Prozent aller Besitzer Autobahnen und Landstraßen bevorzugen. In der Stadt sind die 256 Kilogramm Leergewicht recht mühsam zu bewegen, trotz 81 kW/110 PS und butterweich zu schaltenden Sechsgang-Getriebe. Die GS ist zu ausladend für den kurzen Ampel-Zwischensprint, das Durchschlängeln zwischen Fahrzeugkolonnen in der Rushhour anstrengend und das kurze Auf- und Abspringen beim Einkauf mühsam.

In der Kombination mit dem 33 Liter fassenden Tank sind lange Non-Stop-Touren von mehr als 500 Kilometer möglich.
Der Weg ist das Ziel, im "Komfort"-Modus wird das bei der um 2 Zentimeter höhergelegten Adventure mehr als angenehm erreicht. Wem bei häufigen Schaltvorgängen der Fahrstuhl-Effekt nervt, ändert durch einen Knopfdruck am linken Griff einfach das elektronische ESA-Fahrwerk und damit die Federvorspannung (Einzelfahrer, Soziusbetrieb, Betrieb Gepäck) und Dämpfung (Normal, Sport und Komfort). Bei "Sport" geht es zwar straffer zur Sache, straff heißt bei BMW aber nicht extrem sportlich – ein üppiger Restkomfort bleibt vorhanden.
Freundlicher Weltenbummler
Doch die GS kann auch anders. Ist das 1,2-Liter-Triebwerk erst mal auf Temperatur, röchelt der Boxer sein heiseres Lied von der weiten Welt. Der Motor reagiert spontan auf die Befehle der rechten Hand und die massigen Zylinderköpfe recken sich neugierig in den Wind, als ob sie jetzt auf eine kleine Asphalt-Politur warten. Hinter den Köpfen verstecken sich radial angeordnete Ventile, zwei oben liegende Nockenwellen und 120 Newtonmeter Drehmoment.
Das reicht schon bei niedrigen Touren für mächtigen Vortrieb. Zwar dreht der Boxer bis 7.750 Umdrehungen und fährt bis zu 210 km/h schnell und souverän, richtig wohl fühlt er sich aber im mittleren Drehzahlbereich und bis 160 km/h. Da wackelt kein Lenkrad und kein Verkleidungsteil vibriert, ein leichtes Lüftchen umweht den Helm und im Hintergrund klingt der von einer elektronisch gesteuerten Abgasklappe kernig modulierter Sound.
Die gutmütige Alleskönnerin, die es nicht darauf anlegt, in der Haarnadelkurve frenetischen Applaus zu ernten, kommt mit einem Verbrauch um die 6,4 Liter auf 100 Kilometer aus. In Kombination mit dem 33 Liter fassenden Tank sind lange Non-Stop-Touren von über 500 Kilometer möglich. Was selbst mit Sozius keine Qual wird. Mit einer Zuladung von 219 Kilogramm wird sogar noch reichlich Gepäck eingepackt. In brenzligen Situationen regelt dann das ABS feinfühlig und hält die Fuhre stabil, die Bremsen selbst lassen in Sachen Druckpunkt und Dosierbarkeit keine Wünsche offen. Was ja nicht unwichtig ist – ganz gleich ob bei der großen Reise oder auf der täglichen Fahrt zur Arbeit.
Quelle: ntv.de, sp-x