Auto

Chevrolet Orlando Ein Amerikaner aus Korea

Schwimmt unauffällig mit: der in Korea gefertigte Chevrolet Orlando.

Schwimmt unauffällig mit: der in Korea gefertigte Chevrolet Orlando.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Der Name klingt nach Sonne und Strand: Mit dem siebensitzigen "Orlando" will Chevrolet ab März Familien in die Ferien schicken. Damit mehr für die Urlaubskasse übrig bleibt, beginnen die Preise schon bei 18.990 Euro.

Wer beim Autokauf mit einem begrenzten Budget kalkulieren muss, sucht häufig ein Fahrzeug, das möglichst viel kann. Das ist einer der Gründe, warum die Segmente der leichten SUV und der Vans von Nachfragekrisen kaum beeindruckt seit Jahren stetig wachsen. Um von diesem Kuchen zu naschen, wurde der Orlando entwickelt. Ein Einstiegspreis deutlich unter 20.000 Euro soll helfen, sich unter den Familienlimousinen einen festen Platz zu erobern.

Die potenziellen Käufer der VW-Modelle Touran oder Sharan hat die amerikanische Marke dabei weniger im Blick. Als Hauptkonkurrent hat Chevrolet den Mazda 5 ausgemacht. Allerdings kann der Orlando dessen Schiebetüren nicht bieten, sondern muss versuchen, über Ausstattung und Qualität Kaufanreize zu schaffen. Chevrolet will Vollsortimenter werden. Mit seinem Einstiegspreis ist der Orlando klar der Herausforderer im Segment. 22.890 Euro sind für die LTZ-Version zu veranschlagen, die ab Werk Alufelgen, Licht- und Regensensor, Navigationssystem und Tempomat mitbekommt.

Sieben Sitze sind Standard

Die Optik ist eher konventionell zu nennen, ein Aufreger ist das Design des Orlando nicht. Eine ansteigende Fenster- und eine leicht abfallende Dachlinie setzen Akzente, die trapezförmige dritte Seitenscheibe verhindert, dass die Sicht beim Rangieren allzu stark eingeschränkt wird. Mit 4,65 Metern Länge und 1528 Kilogramm Leergewicht (Benziner) ist er noch handlich genug, um von jedem volljährigen Familienmitglied problemlos beherrscht zu werden.

Hinter der Klappe finden entweder sieben Personen oder rund 1500 Liter Gepäck Platz

Hinter der Klappe finden entweder sieben Personen oder rund 1500 Liter Gepäck Platz

(Foto: Textfabrik/Busse)

Das Innenraumkonzept ist auf sieben Plätze ausgelegt. Die dritte Reihe ist dabei voll versenkbar und der ebene Ladeboden ist ein für den Transport von Gütern nicht zu unterschätzender Vorteil. Wie nicht anders zu erwarten, ist der Zustieg auf die Plätze 6 und 7 nicht wirklich bequem, jedoch lässt die Klappkonstruktion der zweiten Reihe eine ordentliche Zustiegslücke. Die rund 40 Millimeter über dem Niveau der beiden vorderen Sessel angebrachten hinteren Passagiersitze entsprechen nicht nur einem sinnvollen Trend (auch der VW Sharan nutzt die so genannte Kinobestuhlung) sie befördert auch ein verbessertes Raumgefühl für die hinten Sitzenden. Da sie besser sehen, empfinden sie die Atmosphäre im Innern als luftiger.

Wer die volle Sitzplatzkapazität ausnutzt, kommt um Kompromisse beim Gepäcktransport nicht herum. Sieben Personen zum Ferienflieger an den Flughafen zu bringen, ist eine leichte Übung für den Orlando, nur die Koffer bleiben dann zurück. 89 Liter Gepäckvolumen sind kein wirklich vorzeigbarer Wert, da stößt das Fahrzeugkonzept, wie bei anderen Marken auch, an seine Grenzen. Anders ist es, wenn der Wagen als Fünfsitzer seine Transportaufgaben erledigt. Dann stehen mindestens 454 Liter Volumen zur Verfügung. Auch für die große Einkaufstour im Baumarkt ist der Orlando fit, hinter den Vordersitzen können im Bedarfsfall fast 1500 Liter Volumen genutzt werden.

Erinnerungen an Opel-Interieur

Ergonomisch gut geformte Sitze, die dem Rücken Halt geben und an den Wangen stabil genug sind, waren in der Vergangenheit nicht als Stärke von amerikanischen Marken bekannt. Deshalb überrascht der Orlando auch mit den ausgeprägten Seitenwülsten der Frontsitze, wo die Insassen schwungvoll genommene Kurven in aufrechter Haltung erleben können. Erfreulicher Weise fehlt der Innenausstattung jene plastikdominierte Sparsamkeit, die US-Produkten in der Vergangenheit häufig anhaftete. Die Atmosphäre im Orlando ist aufgeräumt, wirkt überraschend solide und wertig.

Wer sich das Cockpit genauer anschaut, findet eine Grundarchitektur wieder, die Opel-Fahrer von verschiedenen Modellen her kennen. Der hoch sitzende Bildschirm der Navigation gehört ebenso dazu wie die Anordnung verschiedener Schalter und anderer Bedienelemente. Ein Clou versteckt sich genau unter dem Monitor: per Tastendruck klappt das ganze Schalterpanel nach oben weg, um den Aufbewahrungsort für MP3-Player oder andere externe Unterhaltungsquellen frei zu legen.

Die Anzeigen für die zentralen Fahrinformationen sind leider Opfer einer leichten Designverirrung geworden. Statt sie fahrerfreundlich unter einer gemeinsamen Scheibe zu platzieren, wurden die Instrumente in verschiedenen Segmenten untergebracht, die durch Kunststoffstege voneinander getrennt sind. Mag sein, dass dies originell ist, der Ablesbarkeit erweist diese Idee aber keinen guten Dienst.

Drei Motoren zur Auswahl

Für die Probefahrt wurde die Version eines zwei Liter großen Turbodiesels gewählt, bei dem die Kunden die Wahl zwischen drei Varianten haben werden. Mit einem manuellen 6-Gang-Getriebe ist der Motor in den Leistungsstufen 130 PS und 163 PS zu haben. Letztere kann auch mit einer Sechsgang-Automatik bestellt werden. Als vierte Variante steht ein 1,8 Liter großer Benziner zur Verfügung, der 141 PS abgibt. Chevrolet hofft, nach der Anlaufphase des Orlando den Dieselanteil bis auf 50 Prozent am Gesamtvolumen steigern zu können. Das angepeilte Verkaufsziel für ein volles Jahr in Deutschland: 5000 Exemplare.

Das Testfahrzeug mit 163 PS und Handschaltung hinterließ einen ebenso stimmigen wie munteren Eindruck. In den meisten Lastzuständen, wie sie im Alltag vorkommen – also selten mehr als 3500 Umdrehungen – verhielt sich der Motor unauffällig, geräuscharm und leistungswillig. Lediglich bei höheren Drehzahlen machte sich ein knurriger Unterton bemerkbar, der sich durch zügigen Gangwechsel beheben ließ.

Fahrwerk und Lenkung erscheinen bei dem in Korea gefertigten Auto so europäisch, dass man die amerikanische Marke dahinter leicht vergessen kann. Das Auto reagiert direkt und unmittelbar auf Richtungsänderungen, von der Vorderachse kommen ausreichend Rückmeldung, so dass sich ein griffiges und handliches Fahrgefühl einstellt.

Die beiden handgeschalteten Dieselvarianten sollen laut EU-Verbrauchstest mit sechs Litern Kraftstoff je 100 Kilometer auskommen. Die Automatikversion ist mit einem Liter mehr veranschlagt. Die als Nutzer ins Auge gefasste Standardfamilie dürfte sich folglich bei Auslastung von vier Sitzen und mit Urlaubsgepäck auf einem Verbrauch um neun Liter einstellen. Der Benziner ist gemäß Normtest mit 7,3 Litern zufrieden.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen