Citröen DS3 Ein Nein zu Retro
25.02.2010, 10:25 Uhr
Hier ist nichts mit Klassik: Citröen setzt beim Design des DS3 bewusst nicht auf Retro.
(Foto: Markus Mechnich)
Sport und Lifestyle will Citröen mit dem DS3 verbinden. Herausgekommen ist ein flotter Kleinwagen im Apple-Look. Und Sport kann er auch. Mit der ursprünglichen DS, der Göttin, hat das Auto allerdings nichts gemein.
Als Citröen im vergangenen Jahr das Comeback des großen Namens DS bekannt gab, herrschte Aufregung unter den Fans der französischen Marke. Was würde da kommen? Kann es eine zweite DS geben? Entsprechend groß war die Enttäuschung in der Fangemeinde der originalen DS, als bekannt wurde, dass es nicht eine DS geben werde, sondern eine Modellpalette, die den legendären Namen trägt. Und die Autos werden außer der Bezeichnung nichts mit dem Auto namens DS aus den 50er Jahren gemein haben.
Bei Citröen hat man sich bewusst gegen Retro entschieden. "Wenn wir ein Auto mit dem technischen Vorsprung der DS hätten bauen wollen, dann müsste dieses über dem Boden schweben. So groß war damals der Abstand", vergleicht der Presse-Chef von Citroën Deutschland, Thomas Albrecht, die Premiere der DS in den fünfziger Jahren mit dem Auftritt des Neuen. In der Tat war die DS damals in vielerlei Hinsicht eine Revolution. Viel Revolutionäres kann der DS3 von heute hingegen nicht bieten. Dennoch ist er ein interessantes Auto geworden.
Lifestyle sorgt für Absatz
Die Marke Citröen will in die Lifestyle-Ecke. Denn da lässt es sich gut Geld verdienen, was der Mini und der Fiat 500 bereits hinreichend bewiesen haben. In Deutschland peilt die Marke einen Anteil von drei Prozent an. Und das in einem schrumpfenden Markt. Speziell dabei sollen die DS-Modelle helfen. Der DS3 ist das erste Kind dieser Linie. Hippe, urbane Autos, im jugendlichen Zeitgeist gestaltet, können zum Bestseller werden. Ganz in diesem Geiste ist der DS3 gestaltet. Die Linienführung ist extravagant, die Farben poppig und das Zubehör ausgefallen: So könnte man das Äußere des französischen Lifestyle-Mobils auf den Punkt bringen.
Dennoch soll, laut Citröen, Funktion über Form stehen. Aus der Marketingsprache übersetzt heißt das, dass der DS3 ein echter Viersitzer ist und einen würdigen Kofferraum vorweisen kann. Die Sitzprobe hinten zeigt tatsächlich, dass auch Menschen mit 1,90 Meter Körpergröße ordentlich sitzen können. Für den Einstieg braucht es allerdings etwas Gelenkigkeit. Den DS3 wird es ausschließlich mit drei Türen geben. Der Kofferraum ist mit einem Volumen von 285 Litern durchaus als solcher zu bezeichnen.
Neues Logo
Alleinstellungsmerkmal in Sachen Design ist die "Haifischflosse" auf der B-Säule, die die Designer durch ein einfaches Abdunkeln des oberen Teils der Verkleidung der B- und C-Säule erreicht haben. An der Fahrzeugfront bringen zwei vertikale LED-Leisten den großen Lufteinlass in der Mitte zur Geltung. Darüber thront das neue DS-Logo von Citröen, das die Autos vom Rest der Modellpalette abgrenzen soll.

Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten bietet der DS3 recht viel Nutzwert: Vier vollwertige Sitze und ein Kofferraum, der seinen Namen auch verdient.
(Foto: Markus Mechnich)
DS soll künftig bei Citröen für exklusive Modelle abseits des Mainstreams stehen. Bessere Materialien, innovativeres Design und eine höhere Qualität sollen für diese Produktlinie kennzeichnend werden. Wie sieht das also beim DS3 aus? Die erste Sitzprobe verläuft durchaus gefällig. Was beim C3 schon begonnen wurde, nämlich Plastikverkleidungen mit Klavierlack-ähnlichem Material zu veredeln, hat man beim DS3 konsequent fortgesetzt. Das Armaturenbrett ist, ebenso wie die Mittelkonsole, so verkleidet und mit aufgeschäumtem Plastik abgedeckt. Das Lenkrad und die Pedalerie hingegen zieren Aluminium-Applikationen. Auch der Schaltknauf ist aus Metall.
Farben über Farben
Mit reichlich Zubehör lässt sich das Auto weiter veredeln. Wer mag, kann die Verkleidung des Armaturenbretts in Wagenfarbe bestellen oder Fußmatten ordern, die mit den optionalen Dachaufklebern korrespondieren. Ab der mittleren Ausstattungsvariante kann die Dachfarbe separat ausgewählt werden. Damit soll dem Kunden mehr Chancen auf Individualität gewährt werden. Die Verarbeitung ist nicht Premium, setzt sich qualitativ doch deutlich vom Schnitt seiner Klasse ab.

Im Inneren hat Citröen kräftig poliert. Metall-Applikationen und klavierlack-ähnliche Oberflächen prägen das Interieur.
(Foto: Markus Mechnich)
Insgesamt sind 38 Farbkombinationen für Dach und Karosse denkbar. Wem das noch nicht genug ist, der kann sich für 400 Euro das Dach noch mit bemusterten Folien bekleben lassen. Schließlich lässt sich das Ganze noch mit entsprechenden Fußmatten abrunden. Da gibt es viel zu diskutieren in der jungen, urbanen Lifestyle-Beziehung, wenn ein DS3 bestellt wird.
Stabil in Kurven, unruhig beim Bremsen
So viel zu der Optik, aber das Auto muss ja auch fahren. Wir haben uns einen zitronengelben DS3 geschnappt, dem mit dem THP 150 die Spitzenmotorisierung inne wohnt. Eine gute Wahl, wie sich bereits auf den ersten Kilometern Landstraße herausstellt. Die 156 PS zerren ordentlich an der Vorderachse, aber der DS3 zieht stramm nach vorne. Mit jeder Minute steigt das Fahrvergnügen. Allerdings sorgt das erste scharfe Einbremsen für etwas Stirnrunzeln. Das Auto neigt dabei zum Ausbrechen an der Hinterachse. Da scheint die Bremsbalance nicht ganz stimmig zu sein.

Mit seinen Ahnen hat der DS3 nicht viel gemein. Er sucht sich seine Kunden unter der jüngeren Käuferschaft.
(Foto: Markus Mechnich)
Beim Fahrwerk hat Citröen den Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit gesucht. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass er bei langen Wellen etwas zu weich erscheint. Angesichts des dynamischen Potenzials des Autos ist das manchmal etwas schade. Aber die Marke muss sich an der Stelle wohl auch selbst treu bleiben. Citröen ist eben für komfortable Aufhängungen bekannt. In schnellen Kurven zeigt sich der DS3 allerdings schön stabil und neigt eher zum braven Untersteuern.
Fahrspaß auf der Landstraße
Die Fahrleistungen des Autos sorgen schon für Endorphin-Schübe. Die 240 Newtonmeter Drehmoment bei 1400 Umdrehungen pro Minute, die der Benziner aus seinen 1,6 Litern Hubraum entwickelt, bringen richtig Spaß auf den kurvigen, aber gut ausgebauten Landstraßen im Bergischen Land östlich von Köln. Mit den rund 1220 Kilogramm (Zulässiges Gesamtgewicht 1587 Kilogramm), die der Kleine auf die Waage bringt, hat der Vierzylinder keinerlei Probleme. Er verzeiht selbst das untertourige Herausbeschleunigen aus Kurven, obwohl die Höchstleistung erst bei 6000 Umdrehungen anliegt. Der Durst hielt sich auf unserer kurzen Ausfahrt dabei noch in Grenzen. Knapp unter zehn Liter sind im Galopp durchaus akzeptabel.
Die elektrische Servolenkung des DS3 funktioniert präzise und gibt auch bei höheren Geschwindigkeiten gute Rückmeldung. Erfreulich exakt zeigt sich auch das Sechsganggetriebe, das leider nur mit dem stärksten Benziner und dem stärksten Diesel angeboten wird. Die übrigen Motorisierungen müssen mit einem Fünfganggetriebe auskommen. Schade eigentlich. Der mittlere Benziner ist auch mit einer Viergangautomatik verfügbar.
Drei Benziner und zwei Diesel
Zum Start bietet Citröen drei Benziner- und drei Dieselvarianten an. Der kleinste Benziner ist ein 1,4-Liter-Motor mit 95 PS aus der Kooperation mit BMW, ebenso wie die 120-PS-Version mit 1,6 Litern Hubraum. Bei den Selbstzündern arbeitet der kleinste mit 90 PS. Ebenso wie die anderen beiden holt er seine Leistung aus einem Hubraum von 1,6 Litern. Mit der gleichen Leistung wird im Sommer eine Umweltversion kommen, die auf eine Emission von 99 Gramm CO2 getrimmt wird. Im Laufe des Jahres soll noch mit Start-Stopp-System und Bremsrekuperation nachgelegt werden. Der stärkste Diesel leistet 112 PS und bietet ein Drehmoment von 270 Newtonmetern.

Die Konkurrenz des DS3 heißt Mini und Fiat 500. Er soll in der Lifestyle-Ecke neue Kundschaft erobern
(Foto: Markus Mechnich)
Preislich beginnt das neue DS-Reich bei 15.200 Euro für den kleinsten Benziner. Die meistverkaufte Variante wird aber wohl die 120-PS-Version mit der mittleren Ausstattungsvariante werden. Denn die bietet schon eine zweifarbige Karosserie und andere interessante Optionen in Serie. Der Spitzenbenziner geht für knapp 20.000 Euro und der höchsten Ausstattungsvariante an den Kunden. Der stärkste Diesel kostet 20.700 Euro. Die 100 Vorbestellungen, die Kunden seit der Premiere auf der IAA im letzten Jahr tätigen konnten, waren erstaunlicherweise vornehmlich Spitzenbenziner. Wenn schon, denn schon, dachten sich wohl viele.
Keine Platz für Nostalgie
Auch wenn es den Autor immer noch schmerzt, dass ein Auto diesen legendären Namen trägt, das so gar nichts mit der Göttin zu tun hat: Es könnte was werden mit dem neuen DS. Er geht sicher in eine ganz andere Richtung als das Ahnenmodell. Aber es sind eben auch andere Zeiten. Die Kundschaft, die der DS3 anspricht, wird die DS maximal noch aus dem Fernsehen kennen.
Gemessen an heutigen Maßstäben ist das Auto auf der Höhe der Zeit. Er wird anderen Lifestyle-Mobilen wie dem Mini ordentlich Konkurrenz machen. Preislich unterbietet er den englischen Bayern teils doch deutlich, er hat die gleichen Benzin-Motoren an Bord und setzt sich vom Aussehen eben doch noch mehr von der Masse ab. Alleine schon, weil Citröen nicht auf dieselben Verkaufszahlen kommen wird wie der Mini. Das wird den Individualisten gefallen. Und für die ist der DS3 schließlich gemacht.
Quelle: ntv.de