Offroader-Premieren in Paris Ein SUV jagt das nächste
10.10.2014, 07:29 Uhr
Honda zeigt einen bodenständigen HR-V.
(Foto: Honda)
Sie nennen sich Sport Utility Vehicle und retten viele Autohersteller durch manche Absatzkrise. Auch auf dem Pariser Autosalon werden unzählige SUV-Premieren gefeiert. Hier ein Überblick über die aufsehenerregendsten Modelle.
Am Anfang war der Jeep. Zusammen mit dem Land Rover galt er in Europa lange Zeit als der Geländewagen schlechthin, sein Markenname wurde sogar zum Gattungsbegriff. Wenn heute vom Diebstahl eines Geländewagens die Rede ist, wird selten nach einem urigen Offroader gefahndet. Bei Langfingern besonders begehrt sind vielmehr BMW X5, Mercedes M-Klasse oder auch ein edler Range Rover. Die Zahl der Fans dieser hochbeinigen Mixturen aus Kombi und Geländekönner wächst von Jahr zu Jahr. Die Neuheiten-Ecken der meisten Stände auf dem Pariser Salon sind zugeparkt von großen und kleinen Vertretern dieser Trendmobile, die längst nicht mehr eckig sind.
Die Enkel des Jeeps tragen heute die Abkürzung SUV, wobei dessen englische Aussprache "Äsjuwie" deutsche Lippen arg strapaziert. Weshalb wohl auch künftige Käufer des neu entwickelten Suzuki Vitara im Freundeskreis immer sagen werden, dass sie einen "Suff" fahren. Sport Utility Vehicle hin oder her, bei der Pariser Premiere des Vitara wurde weniger der Sport als die Nützlichkeit betont. Die Daten: 1,6 Liter-Benziner mit 109 PS als Basis, weitere Triebwerke zur Wahl, Frontantrieb, Allrad gegen Aufpreis. Der Normal-Vitara wurde zugunsten der "Grand"-Version vor 15 Jahren aufs Altenteil geschickt und jetzt wiederbelebt.
Land Rover überrascht, Ssangyong glättet
Gut zwei Geldbeutel-Klassen höher überrascht Land Rover mit der Neuauflage seines Bestsellers Freelander, der jetzt Discovery Sport heißt. Er vollzieht den Wandel vom vernünftig-praktischen Allradler zum sportlichen Lifestyle-SUV mit Anklängen an das Schwestermodell Evoque oder den teuren Range Rover Sport. Nur knapp 4,60 Meter lang, verwöhnt er dank 2,75 Meter Radstand die Hinterbänkler, die zudem leicht erhöht sitzen. Zwei Dieselvarianten sind zu haben, dazu das Spitzenmodell mit 240 PS starkem Benziner, auch ein Frontantrieb ist erhältlich. Die Preise beginnen bei knapp 32.000 Euro. Sein großes Plus: Dank bekannt ausgeklügelter Allradtechnik der Engländer fühlt sich der kleine Discovery (das bisherige Modell bleibt im Programm) auch im schwereren Gelände pudelwohl.
Erheblich günstiger ist ein weiteres Exponat, das in den Ausstellungshallen am Porte de Versailles auf die Besucher der größten europäischen Autoschau des Jahres wartet. Voraussetzung ist allerdings, dass eine der beiden Ssangyong-Studien XIV Air oder Adventure auch in Serie geht. Beide gehören mit nur 4,20 Metern zu den kleineren ihrer Art und sollen zu mehr Popularität der weitgehend unbekannten koreanischen Marke beitragen. Bereits erhältlich ist der größere Korando (145 PS), der mittlerweile eine geglättete, recht ansehnliche Form aufweist. Deutlich populärer sind aber immer noch die anderen beiden Marken aus dem asiatischen Land: Sowohl Hyundai als auch Kia gehören zu den erfolgreichsten Anbietern in der inzwischen so großen Nische SUV.
Ford Edge lässt starke Triebwerke zu Hause
Sein Debüt feiert in Paris der große Kia Sorento. Er ist mit 4,87 Metern gut zehn Zentimeter länger als bisher, trägt nun das neue Kia-Gesicht mit dem chromglitzernden Kühlergrill und wirkt durch das hinten abgesenkte Dach einen Hauch sportlicher. Für kleingewachsene Erwachsene, vor allem aber Kinder, kann eine dritte Sitzreihe bestellt werden, die dann aber das sonst so üppige Ladevolumen (605 Liter) zusammenschrumpfen lässt.
In der großen SUV-Klasse, die in Europa von den drei süddeutschen Premium-Marken und dem Range Rover dominiert werden, will jetzt auch Ford mitmischen. Deshalb holen die Kölner das bekannte US-Modell Edge über den Teich. Die großen und starken Triebwerke aus dem Heimatland wird er aber nicht mitbringen. In Europa muss er sich mit einem Zweiliter-Diesel begnügen, der in zwei Leistungsstufen zu haben sein wird. Der Edge kommt mit einer guten Serienausstattung daher, auf Wunsch gibt es diverse Assistenzsysteme und natürlich Allradantrieb. Marktstart ist im Sommer nächsten Jahres. Volvo zeigt mit dem XC90 sein erstes neues Modell, seit die Kooperation mit Ford beendet ist. Es besticht durch sparsame Vierzylinder und einen aufgeräumtes Innenraum.
Im weitläufigen Pariser Ausstellungsgelände am anderen Ende feiert auch BMW eine Weltpremiere. Die zweite Generation des nicht ganz unumstrittenen X6 geht an den Start und ist nur für Kennen von ihrem Vorgänger zu unterscheiden. Dafür wurde die Motorenpalette renoviert und entspricht jetzt dem Angebot des Schwestermodells X5. Von dem wiederum steht eines der sparsamsten SUV auf dem BMW-Stand. Der im nächsten Jahr erscheinende X5 mit Plug-In-Hybrid braucht nach Norm nur 3,8 Liter auf 100 Kilometer und kann gut 30 Kilometer rein elektrisch unterwegs sein. Seine Batterie kann auch an der Steckdose wieder aufgeladen werden. Damit gleicht er dem Porsche Cayenne, der demnächst ebenfalls mit Plug-In-Technik unterwegs sein wird.
Baut Toyota für die Fotografen?
Eine Überraschung der ganz anderen Art lieferte Fiat. Der mittlerweile italienisch-amerikanische Konzern zeigt eine weitere Version der letzten verbliebenen erfolgreichen Modellreihe. Der 500 X teilt sich viele seiner Gene mit dem Jeep Renegade, ist auf 4,25 Meter Länge gewachsen, 1,61 Meter hoch und verfügt über mehr Bodenfreiheit. Es stehen drei Benziner und drei Diesel zur Wahl und auf Wunsch gibt es auch eine Allradversion. Der Hoffnungsträger ist bereits ein Serienmodell und kann ab dem Frühjahr 2015 erworben werden. Ganz im Gegensatz zum Toyota C-HR Concept. Das martialisch anmutende Gefährt im Buggy-Stil wurde wohl eher für die Objektive der zahllosen Fotografen gebaut. Dagegen wirkt der ebenfalls als Studie bezeichnete Honda HR-V fast schon bodenständig.
Allen aber ist gemein: Der SUV-Trend ist ungebrochen, für Nachkommenschaft in der Sippe der Stadtindianer scheint auf Jahre hinaus gesorgt.
Quelle: ntv.de, sp-x