Peugeots neuer 508 Ein probates Mittel
08.02.2011, 10:03 Uhr
Neuer Anlauf, neues Glück? Peugeot ersetzt mit dem 508 die eher erfolgsfreien Modell 407 und 607.
(Foto: Markus Mechnich)
Downsizing total: Peugeot macht aus zwei Modellen eines und baut dabei gleich noch statt der bisherigen Sechs- nun Vierzylindermotoren ein. Eigentlich ist der neue 508 aber ein kompletter Neuanfang, denn Peugeot hat zwar nicht alles anders, aber vieles besser gemacht.
Bei Kleinwagen lässt sich Peugeot wirklich nichts vormachen. Da haben die Franzosen das ganze Repertoire drauf. Seit einigen Monaten verkaufen sie auch recht erfolgreich Vans (Modell 5008), Crossover (Modell 3008) und mit dem RCZ auch ihr erstes Sportcoupé, das übrigens weit über den Erwartungen liegt. Fehlt also noch eine neue Limousine, die das Portfolio nach oben abrundet. Diese Rolle hatte bisher der 607 inne. Doch den Vergleich mit der Mercedes E-Klasse oder den 5er BMW konnte der Edel-Franzose nie so recht aufnehmen. Dazu waren das Design zu extravagant, die Motoren zu schwach und der Komfort nicht ganz auf dem Level der Konkurrenz. Ähnlich sah es beim 407 aus, der mit seinem breiten Lufteinlass stets ein Exot auf den deutschen Straßen blieb und gegen Passat und Co. ebenfalls kaum einen Stich machen konnte. Daher wählte man bei Peugeot einen radikalen Schnitt und machte aus den beiden Modellen eines.

Im Innenraum haben sich die Franzosen viel Mühe gegeben. Nicht alles ist edel, aber das Interieur hinterlässt einen guten Eindruck.
(Foto: Markus Mechnich)
Auch die Aufgabe des 508 wird keine leichte werden. Soll er doch einerseits Oberklasse darstellen, andererseits aber zum Mittelklasse-Preis an die Kunden gehen. Ein schwieriger Spagat, den Peugeot aber ganz gut hinbekommen hat. n-tv.de konnte bereits einige Testkilometer mit der neuen Limousine abspulen.
Keine Haute Couture
So sehr die beiden sich durch ein extravagantes Design ausgezeichnet haben, so konservativ ist Peugeot jetzt mit der äußeren Gestalt geblieben. Die Front des Fahrzeugs ist geradezu brav gezeichnet. Kanten im Blech rahmen auf der Kühlerhaube das Markenemblem ein, das über dem nun schmalen, in Chrom eingefassten Kühlergrill sitzt. Schmale Frontscheinwerfer mit LED-Tagfahrleuchten ragen seitlich weit in den Kotflügel. Nein, dieser Peugeot ist nicht französische Haute Couture, eher Bauhaus modern. Der Stil steht dem Auto allerdings nicht schlecht. Schließlich sind die Käufer der Mittelklasse wenig experimentierfreudig, und langweilig ist der Auftritt eben auch nicht. Er hat eher was von britischem Understatement.
Die Konkurrenz, gegen die der Peugeot 508 antritt, ist zahlreich und recht ausgereift. Insbesondere die Premiummarken geben ihren Mittelklasse-Modellen reichlich Technik aus der Oberklasse mit auf den Weg. Freilich gegen reichlich Geld. Da muss Peugeot also auch etwas bieten - und so findet sich in dem Modell so ziemlich alles, was das Angebot hergibt. Über dem Cockpit zeigt das Headup-Display, im 508 neuerdings in Farbe, die wichtigsten Informationen. Auf einem Sieben-Zoll-Bildschirm weist das Navigationssystem den Weg und bringt Musik auf das optionale JBL-Lautsprechersystem. Dabei kann sich der Fahrer mit dem Massagesitz durchkneten lassen und die Beine auf der Sitzverlängerung ausruhen.
Viel Licht durchs Dach
Sehr viel Mühe hat Peugeot bei der Verarbeitung im Innenraum gegeben. Die Materialien sind nicht überall top, denn die Blenden sind am Ende doch Plastik. Doch der Gesamteindruck ist recht edel für seine Klasse. Damit kann sich der 508 auf jeden Fall sehen lassen. Schön ist das riesige Panorama-Glasdach, das sich beim Kombi mit einer Fläche von 1,62 Quadratmetern fast bis zur Heckklappe zieht. Es macht den Innenraum hell und freundlich, kann aber auch elektrisch verdeckt werden. Das Platzangebot vorne und im Fond des 4,79 Meter langen Autos kann sich sehen lassen. Der im Vergleich zum 407 um 9,2 Zentimeter verlängerte Radstand kommt aber vor allem den Passagiere im Fond zugute. Praktisch veranlagt zeigt sich der Kombi mit niedriger Ladekante und einem Volumen von 560 Litern, das auf bis 1598 Liter durch Umklappen der Rücksitze erweitert werden kann.
Die erste Fahrt absolvieren wir mit dem Spitzenmodell, dem 2,2 Liter großen GT. Eine neu entwickelte McPherson-Vorderachse mit Doppel-Dreiecksquerlenker macht diesen sportlicher, was auf der Fahrt schnell spürbar wird. Für eine französische Limousine ist der Peugeot damit geradezu hart gefedert, was sich aber vor allem bei flotter Kurvenfahrt positiv bemerkbar macht. Und mit dem 204 PS geht es denn auch ordentlich nach vorne. Zwischen 2500 und knapp 4000 Umdrehungen entwickelt der Motor sein größtes Temperament, in höheren Drehzahlbereichen fehlt es ihm etwas an Durchschlagskraft. Die Sechsgang-Wandlerautomatik schaltet zügig und präzise. Es können aber auch mit den beiden Paddels hinter dem Lenkrad oder dem Aluminium-Schalthebel die Gänge gewechselt werden.
GT zeigt sich straff
Die gefühlte Sportlichkeit lässt sich auch in Zahlen ausdrücken. In 8,9 Sekunden erreicht der 508 GT die 100 Stundenkilometer und schafft es auf maximale 232 km/h Spitzengeschwindigkeit. Die Vorteile des Diesels liegen aber in der Elastizität (5,3 Sekunden von 80 auf 120 km/h) und im Verbrauch. Denn trotz der sportlichen Ambitionen begnügt sich der Franzose mit 5,9 Litern im Schnitt nach EU-Norm. Auf Landstraßen sollen ihm gar 4,7 Liter genügen. Auch wenn wir bei der kurzen Ausfahrt keine Verbrauchswerte ermitteln konnten, überzeugt uns der Bordcomputer mit moderatem Konsum.

Die Version GT ist die sportlichste und glänzt mit besonders straffem Fahrwerk.
(Foto: Markus Mechnich)
Auf der zweiten Etappe fahren wir den 1,6 Liter großen Benziner mit 155 PS. Damit ist der Peugeot 508 sogar etwas spritziger, braucht dafür aber etwas höhere Drehzahlen als sein Selbstzünder-Bruder. Kein Wunder, denn das Leistungsmaximum steht erst bei 6000 Umdrehungen an. Im Gegensatz zur GT-Version ist dieses Modell allerdings wieder sehr viel französischer, sprich: Das Fahrwerk ist deutlich weicher und komfortabler abgestimmt.
Umfangreiche Business-Ausstattung
Die Ausrichtung der Mittelklasse-Limousine zeigt sich vor allem an den Ausstattungslinien, die sich Peugeot hat einfallen lassen. Neu ist hier die Business-Line, die so ziemlich alles mitbringt, was das Herz begehrt und vor allem die Liste der Sonderausstattungen hergibt. Dort stehen nur noch Metallic-Lackierung, Bi-Xenon-Beleuchtung und eine Standheizung als wesentliche Aufrüstungsoptionen zur Verfügung. Drei Diesel-Varianten stellt Peugeot als Motoren zur Verfügung. Die günstigste mit 110 PS aus 1,6 Litern Hubraum ist für knapp über 30.000 Euro zu haben, die teuerste mit 165 PS kostet 32.718 Euro.

Die nach hinten abfallende Dachlinie macht sich bei der Kopffreiheit im Fond kaum bemerkbar.
(Foto: Markus Mechnich)
Wer etwas günstiger einsteigen möchte, der kann mit dem 1,6 Liter großen Benziner und 120 PS bei 23.050 Euro bereits einen 508 bekommen. Für den SW genannten Kombi berechnet Peugeot einen Aufpreis von 1050 Euro. Das Spitzenmodell GT gibt es ab 37.650 Euro für die Limousine oder 39.100 Euro für den Kombi. Die Allrad-Hybrid-Technik "Hybrid4" wird wohl im kommenden Jahr auch für den 508 zu haben sein.
Dieser Anlauf könnte was werden: Der Peugeot 508 ist ein sehr ordentliches Angebot zu einem attraktiven Preis. Vielleicht fehlt etwas Extravaganz, die mancher Kunde vielleicht dann doch vermissen könnte. Dafür zeigt sich der Franzose in der Summe durchaus hochwertig und mit reichlich Nutzwert. Zu einer vergleichbaren Limousine der Premiummarken können, je nach Ausstattung, Preisunterschiede von 5000 Euro und mehr entstehen. Das ist schon ein Wort. Daher wird dieser Franzose seinen Weg machen und mit Sicherheit deutlich mehr Kunden finden als seine beiden Ahnen.
Quelle: ntv.de