Prius plus: Sieben auf einen Streich Familiäre Schadstoff-Vermeidung
18.07.2012, 16:39 Uhr
er Toyota Prius gilt seit Einführung im Jahr 1997 als Inbegriff für umweltfreundliches Autofahren.
Wer mit großer Familie einen umweltbewussten Lebensstil pflegt, konnte in der Vergangenheit Schwierigkeiten bei der Suche nach einem adäquaten Van bekommen. Diese vermeintliche oder tatsächliche Marktlücke schließt jetzt Toyota und bietet die erste Großraumlimousine mit Hybridantrieb an – den Prius plus.
Offiziell preist der Hersteller das Auto mit dem Namen "Prius +" an, denn nach Toyota-Rechnung gibt es nicht nur ein Plus an Sitzplätzen, sondern auch an Gepäckvolumen. Der Zugewinn an nutzbarem Raum entsteht durch 13,5 Zentimeter mehr Außenlänge und 8,5 Zentimeter mehr Fahrzeughöhe gegenüber dem herkömmlichen Prius. Die Antriebstechnik entspricht weitgehend dem, was aus dem seit 1997 gebauten Hybrid-Pionier bekannt ist.
Mit einer Ausnahme: Anstatt bei der Batterietechnik auf die auch in den Modellen Auris und Yaris verwendeten Nickel-Metallhybrid-Akkus zu setzen, baut Toyota in diesem Fahrzeug erstmals eine Lithium-Ionen Batterie ein. Solch ein Energiespeicher hat bekanntlich den Vorteil, auf weniger Raum eine größere Kapazität speichern zu können. Um Platz für die zwei zusätzlichen Sitze zu gewinnen wurde der Akku nicht im hinteren Wagenteil platziert, wie bei den meisten Hybriden üblich, sondern hochkant zwischen den Vordersitzen. So entstand dort eine zusätzliche Konsole mit Ablageboxen.
Plug-in-Prius im Herbst
Eingedenk der Sensibilität US-amerikanischer Kunden wird der Prius aber nicht weltweit mit diesen System angeboten. In Übersee erfolgt die Auslieferung mit einer herkömmlichen Batterie. Bei den europäischen Modellen wird die Kühlung über einen Ventilator gewährleistet, der unter dem Fahrersitz angebracht ist. Hier wie dort sollen sowohl der Umweltaspekt als auch die Betriebskosten Kaufargumente sein. Die CO2-Emission ist mit 96 Gramm je Kilometer angegeben und Toyota erinnert daran, dass mittlerweile in 15 europäischen Staaten die Kfz-Steuer auf einem CO2-basierten Rechenmodell erhoben wird. Wenn Toyota im Herbst díe Plug-in-Version des Prius vorstellt, werden fünf Hybrid-Modelle im Angebot sein.
Die 99 PS des Vierzylinder-Verbrennungsmotors und die 60 kW des Synchron-Elektromotors addieren sich zu einer Systemleistung von 136 PS oder 100 kW. Nur der Schubkraft des drehmomentstarken E-Motors ist es zu verdanken, dass der Zug beim Anfahren als einigermaßen temperamentvoll empfunden wird. In 11,3 Sekunden hat der Prius + die 100-km/h-Marke erreicht.

Längere Reisen sollten - wegen des allgemeien Wohlbefindens - in den ersten zwei Reihen absolviert werden.
Mit knapp 4,61 Metern Länge ist der Prius + trotz seines Zuwachses immer noch ein recht handliches Auto. Die zusätzlichen zwei Sitze sind im Normalfall eingeklappt und befinden sich im Kofferraumboden. Sollen sie aufgestellt werden, ist zunächst die Kofferraumabdeckung zu entfernen, aber anders als bei anderen Vans, wo man nun die Aufgabe hat, das Rollo irgendwo zu verstauen, wo es möglichst wenig stört, kann es beim Prius + unter der Kofferraumboden in eine Halterung eingeklinkt werden, wo es auch nicht klappern kann. Die Nutzung der Plätze 6 und 7 lässt noch ein Gepäckvolumen von 232 Litern. Kinder sitzen am bequemsten in der dritten Reihe, mit längeren Erwachsenen-Beinen kann man wegen des dort höheren Fahrzeugbodens Verstauprobleme bekommen. Als Fünfsitzer hat der Prius + 784 Liter, was gegenüber dem kleinen Bruder einen Raumgewinn von 339 Litern bedeutet. Wird auch die zweite Reihe (verschiebbare Einzelsitze) umgelegt, sind es 1750 Liter.
Umfangreiche Ausstattung
Der Innenraum ist hell und freundlich, woran das Panorama-Glasdach wesentlichen Anteil hat. Es ist in der Ausstattungslinie "Life" enthalten, die mit 31.700 Euro 1800 Euro mehr kostet als die Basisversion. Ferner gehören ein Head-Up-Display, Rückfahrkamera, Multimedia-Anlage und ein schlüsselloses Zugangssystem dazu. Das Navigationsgerät Toyota Touch&Go schlägt mit 950 Euro extra zu Buche. Leichmetallfelgen, Klimaanlage, Tempomat und Regensensor sind sowieso an Bord. Die Längsverstellung der Lenksäule verdient ihren Namen nicht, denn der Einstellbereich ist denkbar gering. In der Topversion Tech Edition für 36.800 Euro liefert Toyota noch ein Pre-Crash Safety-System, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage sowie einen Parkassistenten mit.
Mehr Fahrzeugsubstanz und zusätzliche Sitze erhöhen das Leergewicht des Autos gegenüber dem Normal-Prius um rund 125 Kilo. Das Gewicht beträgt je nach Ausstattung zwischen 1495 und 1565 Kilo. Um das Fahrzeug nicht noch schwerer werden zu lassen, sind an der Fahrgastzelle viele hochfeste Stähle verwendet worden, die Motorhaube ist aus Aluminium und statt eines Glasdaches hat man dort ein Fenster aus Kunststoff eingebaut. Gewichtsersparnis gegenüber herkömmlichem Glas: 17 Kilo. Damit, so Toyota konnte auch der Fahrzeugschwerpunkt gesenkt werden, was der Fahrdynamik zugute komme.
Doch beim Fahren stellt sich schnell heraus, dass die Stärken des Wagens nicht so sehr im dynamischen Fahren liegen. Das stufenlose Getriebe reagiert mit großer Gelassenheit, so dass die Schubkraft zum Beispiel für ein spontanes Überholmanöver nur mit leichter Verzögerung einsetzt. Das sollte berücksichtigen, wer es zwischen A und B eilig hat. Die Aufgabe des Prius + ist es aber in erster Linie, eine größere als für Limousinen übliche Zahl an Passagieren mit möglichst geringem Kosten- und Emissionsaufwand zu befördern. Die Fähigkeit, zwei Kilometer rein elektrisch zurücklegen zu können, klingt zunächst mal bescheiden, doch wird oft vergessen, dass diese Distanz sich durch Nachladen der Batterie immer wieder erneuert. Toyota verweist auf eigene Tests, wonach auf einer Strecke von rund 50 Kilometern mehr als die Hälfte der Fahrzeit völlig emissionsfrei zurück gelegt wurde.
Quelle: ntv.de