"Joschka demontiert sich selbst" Fischer macht Werbung für BMW
02.12.2013, 17:28 UhrIn den 70ern sprechen viele Linke spöttisch vom Baader-Meinhof-Wagen. BMW ist für sie das Großkapital, also der Feind. Der frühere grüne Außenminister Joschka Fischer nimmt das heute nicht mehr so genau. Das beweist ein ungewöhnlicher Werbe-Clip.
"Wunderschönes Gefühl. Ich bin beeindruckt", sagt Joschka Fischer. Er, der sein Glück kaum fassen kann, sitzt am Steuer des neuen BMW i3 und lacht spitzbübisch. "Ich fahr pro Tag nicht mehr als 100 Kilometer, ich brauch da keinen so großen Wagen", sagt er. Ein ideales Stadtauto also, dazu die zukunftsweisende Umweltverträglichkeit, der grüne Ex-Außenminister schwärmt vom i3.
Der frühere Sponti, der Anfang der 80er selbst als Taxifahrer arbeitete, wirbt in einem Videoclip für das neue Elektroauto. Für BMW ist er schon seit 2009 tätig, allerdings bisher nur als Berater hinter den Kulissen und nicht vor der Kamera. Der dreiminütige Film zeigt, wie Fischer seinen i3 aus dem Leipziger BMW-Werk abholt. Bei der Übergabe habe er ein Leuchten in Fischers Augen gesehen, erzählt der Werksleiter zufrieden.
"Es ist schade"
BMW ist der einzige deutsche Hersteller, der ein völlig eigenständiges Elektroauto auf den Markt bringt. Sechs Jahre Arbeit haben die Münchner in dieses Projekt gesteckt und geschätzte drei Milliarden Euro für ihre "elektrische Revolution" investiert. BMW selbst spricht davon, eine neue Zeitrechnung eingeläutet zu haben. Die größten Erfolge dürfte der i3 aber in den USA feiern. Dort könnten noch im laufenden Jahr sogar zwischen 60.000 und 90.000 Fahrzeuge an die Kunden gehen. In Deutschland rechnen die Münchner mit maximal 4000 verkauften Fahrzeugen bis Jahresende.
Die Kampagne mit Fischer soll den Verkauf ankurbeln. Doch der visuelle Einsatz des Grünen für BMW kommt nicht überall gut an. "Joschka demontiert sich vor allem selbst. Idiotisch & unnötig. Und ärgerlich", twittert die Berliner Grünen-Abgeordnete Anja Schillhaneck. Theresa Kalmer, die Vorsitzende der Grünen Jugend, sagt: "Es ist schade, dass sich Joschka in die erste Reihe für eine Firma stellt, die mit grüner Politik nichts zu tun hat."
Nach seinem Abschied aus der Politik gründete Fischer eine eigene Beratungsfirma mit dem Namen "Joschka Fischer & Company". Seit 2005 arbeitete er unter anderem mit den Energieversorgern RWE und OMV, aber auch mit Siemens und Rewe zusammen. Außerdem ist der 65-Jährige ein begehrter Vortragsredner.
Quelle: ntv.de, cro/hpr