Auto

Oldtimer-Auktion in Pebble Beach Gebrauchtwagen-Rap

Oldies unterm Hammer: Bei Bonhams gehen in zwei Tagen 101 Fahrzeuge in die Autkion. Allerdings wurden nur 77 davon verkauft.

Oldies unterm Hammer: Bei Bonhams gehen in zwei Tagen 101 Fahrzeuge in die Autkion. Allerdings wurden nur 77 davon verkauft.

Rund um Pebble Beach blüht der Gebrauchtwagenhandel der besonderen Art: Hier wechseln Autos für Millionen den Besitzer. Andere werden angepriesen wie auf dem Fischmarkt.

Von außen klingt es wie ein Countrysänger auf Speed, eine Art Redneck-Rap schallt durch die Türen. Wenn man den seltsamen Tönen folgt, landet man im Saal des Marriott-Hotels, wo gerade die Russo & Steele-Auktion läuft. An diesem Abend wird eine bunte Mischung aus amerikanischen Muscle-Cars und europäischen Sportwagen, angereichert durch den ein oder anderen Vorkriegsoldie, versteigert. Der Mann am Mikrofon ist Drew Alcazar.

Er nimmt sich ungefähr eine Minute Zeit, um das jeweilige Auto vorzustellen. Dabei spricht er nur etwas schneller als Dieter Thomas Heck beim Abspann der Hitparade 1975. Anschließend steigert Drew das Tempo. Die Gebote memoriert er im Maschinengewehrtempo und kommt dabei langsam in den Groove, der die Auktion nach Rap klingen lässt. Das Ganze erinnert stark an den Fischmarktschreier, der immer noch einen Aal dazu packt, um die Ware loszuwerden.

Keine Parkplatzprobleme mehr: Dieser Panzer fand allerdings keinen neuen Besitzer.

Keine Parkplatzprobleme mehr: Dieser Panzer fand allerdings keinen neuen Besitzer.

Welches Autos dabei unter den Hammer kommt, scheint fast egal. Ein schwarze Ferrari Mondial aus erster Hand wird genauso in maximal drei Minuten abgehandelt wie ein Jaguar XK 150 Coupé. Beide Fahrzeuge hätten mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt und auch höhere Gebote als die 18.000 Dollar für den Ferrari oder die 35.000 Dollar für den Jaguar. Beides war den Besitzern zu Recht zu niedrig.

Zynische Promotion steigert den Wert

Mehr Zeit nimmt sich das Auktionsteam bei Pretiosen amerikanischer Herkunft. Vor allem dann, wenn der Besitzer zugegen ist. Ein etwas schräg aussehendes Lincoln Coupé aus den sechziger Jahren - eine Sonderanfertigung, von der es nur wenige Exemplare gibt - wird besonders lange vorgestellt. Weil die Gebote trotzdem nur langsam auf das erhoffte Niveau klettern, ruft Drew einen älteren Herrn auf, den er als den Designer des Lincoln vorstellt. Die kleine Hommage endet mit dem Hinweis, dass der ältere Herr tatsächlich schon sehr betagt sei, wie man ja sehe, und dass das Auto sofort im Wert steige, wenn dieser denn dahingeschieden sei. Die etwas zynische Masche kommt an, die Gebote steigen weiter und wenige Rap-Strophen später rollt der Lincoln von der Bühne.

Ein teures Stück: Für den Ferrari 375 MM Berlinetta wurden 4,62 Millionen Dollar bezahlt, ...

Ein teures Stück: Für den Ferrari 375 MM Berlinetta wurden 4,62 Millionen Dollar bezahlt, ...

Oldtimer-Auktionen haben oft etwas Würdeloses. Aber so tief wie bei Russo & Steele sinkt das Niveau nur selten. Andererseits besteht genau darin auch der besondere Kick dieser Auktion. Man kommt schnell und manchmal für kleines Geld an ein Traumauto. Drew Alcazar meldet nach seinem dreitägigen Auktions- und Schnellsprechmarathon jedenfalls ein deutliches Plus der Umsätze gegenüber dem Vorjahr. Für zusammen gut sieben Millionen Dollar gingen immerhin knapp die Hälfte der vorgestellten Wagen weg.

Panzer bleibt stehen

Die richtig großen Zahlen werden aber anderswo geschrieben. Bei Bonhams beispielsweise. In zwei Tagen fiel der Hammer für 101 Autos. Davon wurden 77 tatsächlich verkauft und brachten insgesamt 18,6 Millionen Dollar (14,7 Mio. Euro). Das meiste Geld erhielt der Besitzer eines Porsche 917 Spyder von 1970. Genau 3.967.000 Dollar (3,14 Mio. Euro) war der Rennwagenklassiker dem neuen Eigner wert. Für rund 2,5 Millionen wechselte ein Mercedes SS Sport Tourer von 1930 den Besitzer. Aber auch einige Schnäppchen rollten bei Bonhams von der Rampe: ein Porsche 912 für 19.890 Dollar (15.750 Euro) oder ein Jaguar XK 120 Roadster für 39.195 Dollar (30.983 Euro) zum Beispiel. Zehn Prozent des Erlöses gehen an das Auktionshaus. Alles bekommt Bonhams nicht verkauft. Ein knallgelber Schützenpanzer, als Lösung als Parkplatzprobleme angepriesen, fand keinen Käufer, obwohl man während der Auktion mit Platzpatronen beweisen konnte, dass die Kanone noch funktioniert.

... ebenso wie für diesen Talbot Lago T 150 aus dem Jahr 1938.

... ebenso wie für diesen Talbot Lago T 150 aus dem Jahr 1938.

Für Sammler ist die Auktionswoche in und um Monterey ein Mekka. Mehr schöne teure Autos gibt es so geballt nirgends auf der Welt käuflich zu erwerben. Alleine in der Woche vor dem Concours d’Elegance in Pebble Beach finden sieben große Auktionen statt.

16 Millionen-Oldies

Am erfolgreichsten dürfte RM-Auctions gewesen sein. Rund 67 Millionen Dollar setzten die Briten in Pebble Beach um und versilberten gleich 16 Fahrzeuge für mehr als eine Million Dollar. Jeweils 4,62 Millionen Dollar (3,65 Mio. Euro) gab es beispielsweise für einen Ferrari 375 MM Berlinetta von 1954 und ein Talbot Lago T 150 Drophead Coupé des Baujahres 1938. Richtig teuer bezahlt werden Autos, die Preise bei einem der wichtigen Concours in Pebble Beach oder in der Villa d‘Este im nächsten Frühjahr versprechen.

Wer hier erfolgreich mitsteigern kann, gehört zur Crème der Auto-Enthusiasten. Jay Leno, der amerikanische Talkmaster beispielsweise ist ein gern gesehener Gast. Ob er diesmal etwas ersteigert hat, lässt der Fernsehstar offen. Bei Russo & Steele war er jedenfalls nicht.

Quelle: ntv.de, sp-x

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen