Auto

Audi meldet 13. Rekordjahr Getrübte Aussichten

Wenn Audi in den letzten Jahren zur Jahrespressekonferenz lud, dann stand immer ein Feuerwerk an Rekordzahlen an. Das ist auch dieses Jahr grundsätzlich nicht anders. Die Marke von einer Million verkaufter Fahrzeuge hat man trotz der rückläufigen Märkte Ende 2008 geschafft, wenn auch knapp. Das Ergebnis ist mit einem Zuwachs von neun Prozent auf 3,177 Milliarden Euro erheblich gestiegen, trotz des ersten Tiefschlags im vierten Quartal, wo man nur noch 713 Millionen Euro verdienen konnte. Selbst die Kapitalrendite konnte erneut auf 19,8 Prozent (2008: 18,6 Prozent) gesteigert werden, durfte Vorstandschef Rupert Stadler verkünden. 13 Rekordjahre in Folge, was den Absatz angeht - immer wieder beeindruckend.

Soweit war alles wie immer bei der jährlichen Veranstaltung in Ingolstadt. Doch diese Rekordzahlen, die Finanzvorstand Axel Strotbek mit seinen soliden Wirtschaftsdaten unterstützen konnte, erklärten nicht die durchaus vorhandenen Sorgenfalten auf der Stirn des Managers. Zum 100. Geburtstag des Autobauers ziehen Wolken am ohnehin schon verregneten bayerischen Himmel auf.

Audi-Kampfgeist

Dem vor der Presse versammelten Vorstand dürfte klar sein, dass sie heute die vorerst letzte Pressekonferenz mit Rekordzahlen im Überfluss erleben dürften. Eine neue Nüchternheit hält, bei allem Erfolg, auch bei Audi Einzug. Im ersten Teil der Rede von Vorstands-Chef Stadler reihte sich eine Erfolgsmeldung an die nächste. Sonnige Szenarien von Absatzrekorden, neuen Modellen, nie dagewesener Produktvielfalt und Siegen im Motorsport wurden aufgelistet. Nahezu überall, wo man angetreten ist, steht man auf Platz eins.

In der anschließenden Rede von Strotbek fiel gleich drei Mal der Begriff des "ertragstärksten Automobilkonzerns der Welt". Die Zahlen untermauern diese Aussagen durchaus eindrucksvoll und senden ein deutliches Zeichen nach München und Stuttgart, wo die Konkurrenten weniger erfreuliche Dinge zu vermelden haben. Da ist er wieder, der Audi-Kampfgeist.

Der zweite Teil der Rede von Vorstand Stadler war dann eher nachdenklicher Natur. Von einem schwierigen Marktumfeld war da die Rede, heute und vor allem im laufenden Jahr. Schon im ersten Satz fiel das Wort, welches in diesen Wochen nicht nur, aber vor allem die Automobilindustrie beschäftigt: Krise.

Investitionen nur noch produktbezogen

Zwar will man weiterhin das operative Ergebnis steigern. Von 2,5 Prozent wurde gesprochen. Aber sowohl Strotbek wie auch Chef Stadler räumten ein, dass wohl selbst Audi im Jahresverlauf Absatzrückgänge vermelden müsse. Sogleich folgte das Bekenntnis zur erfolgreichen Produktpalette, zu neuen Modellen und erfolgreichen Marketingmaßnahmen. Doch so langsam wurde deutlich, warum auch beim Vorstand für Markting und Vertrieb, Peter Schwarzenbauer, sich immer mal wieder ein leichtes Stirnrunzeln abzeichnete.

Vom schonenden Umgang mit Ressourcen, von Klimaschutz und einer deutlicheren Orientierung an Werten war da die Rede. Worte, die man aus der Autobranche erst in jüngerer Zeit zu hören bekommt. Woher dieses neue Bewusstsein stammt, wurde bei der Präsentation der Absatzzahlen von Januar und Februar 2009 deutlich. Im ersten Monat gingen sie um 28,6, im zweiten um 11,1 Prozent zurück. Aber immer noch besser als der Wettbewerb, versteht sich.

Investitionen gibt es aber nur noch produktbezogen. Das ist die Audi-Antwort auf die Absatzschwäche. Alles andere werde erst mal zurückgestellt und käme auf den Prüfstand.

Entgegen dem Redemanuskript nutzte Stadler beim gesprochenen Wort die Möglichkeit, das ein oder andere Statement zu relativieren, ein "hoffentlich" einzubauen und die Aussage vom "führenden Premiumhersteller in Europa" kam irgendwie nicht ganz so souverän rüber, wie es sich gedruckt liest. Über das Gesamtjahr rechnet man mit einem Absatzrückgang von etwa zehn Prozent, was die Vorstände an diesem Tage noch mal bestätigten. An dieser Stelle fehlte der Verweis auf den Wettbewerb, obwohl man voraussichtlich auch hier besser abschneidet.

Rekorde hart erarbeitet

Nachfragen nach Kurzarbeit und den Perspektiven des Werkes in Neckarsulm, wo die schwächelnden Modelle A6 und A8 gebaut werden, beantwortete Personalvorstand Widuckel professionell, aber knapp. Die natürlich gestellte Frage nach der Meinung von Audi zu der Situation von Opel und möglichen Staatshilfen wurden erst mal ignoriert. Erst als sie zum zweiten Mal gestellt wurde, machte der Vorstandsvorsitzende Stadler klar, dass man die Situation bei Opel nicht kommentieren möchte. Staatshilfen dürfen in keinem Fall den Wettbewerb verzerren, sonst seien die Probleme bedauernswert.

Bei Audi ist man erfolgsverwöhnt, aber nicht abgehoben, wie der Vorsitzenden des Vorstandes, Rupert Stadler, den rund 300 anwesenden Journalisten erklärt. Die Rekorde seien hart erarbeitet und nicht im Rausch zugeflogen. Der Weg sei nicht immer ein Zuckerschlecken gewesen. Vielleicht ist man aufgrund der Rückbesinnung in diesen Tagen etwas zurückhaltender geworden.

Audi profitiert stark vom Verbund mit Volkswagen, wo sich Plattformen, Module und Motoren nahezu beliebig austauschen lassen. Vielleicht lässt die neue Bescheidenheit auch ahnen, dass es bei der Pressekonferenz der Konzernmutter Volkswagen am 12. März nicht ganz so rekordverdächtig zugehen könnte oder gar weniger angenehme Überraschungen drohen. Vielleicht sind das aber auch nur böse Gerüchte. Die kommenden Wochen der Wahrheit bei den Autobauern mit Jahreszahlen im Tagesrhythmus werden es zeigen.

Quelle: ntv.de

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