Auto

Alfa Romeo MiTo Hingucker aus Italien

Schick kommt er daher, der Alfa Romeo MiTo.

Schick kommt er daher, der Alfa Romeo MiTo.

Alfa Romeo, das war immer schon ein innerer Kampf. Der Verstand sagt: Denk an die bescheidene Verarbeitung, an das viele Plastik und daran, dass die Fachwerkstatt teuer ist. Das Herz sagt: Schau, wie schön er ist, achte auf die aggressive Schnauze und die kompromisslose Form, und dass er sportlich ist und keine lahme Ente. Und so kann der Alfa Mito als italienischer Angriff auf die ganzen Polos und Minis auf den Straßen optisch absolut überzeugen. Ein Hingucker eben. Kompakt, weich, dennoch angriffslustig. Als wir zur Probefahrt starten, sind wir also nicht verwundert, dass zwei Italiener gerade durch die Scheiben den Innenraum bestaunen und dabei leuchtende Augen haben.

Mit seinen Fahrleistungen kann der sportliche Italiener durchaus glänzen.

Mit seinen Fahrleistungen kann der sportliche Italiener durchaus glänzen.

Sitzen können Fahrer und Beifahrer gut im Mito, eng wird es hinten, mehr wäre aber in der Kleinwagen-Klasse zuviel verlangt. Der Alfa ist im Vergleich zu seinen direkten Konkurrenten dennoch ein großes Auto. Der Kofferraum reicht jedenfalls locker für den Einkauf. Und wenn die Fahrt nicht zu lange dauert, kann es auch die bescheidene Kleinfamilie in den Urlaub schaffen. Wir fahren den 120-PS-Diesel. Der klingt sportlich, schlägt sich jedoch direkt nach dem Zünden in einer sichtbaren Lenkrad-Vibration nieder. Die Armaturen sind übersichtlich, die Bedienelemente für elektrische Fensterheber und Spiegel lassen sich gut erreichen, gleiches gilt für den Blinker. Lediglich der Tempomat liegt etwas ungünstig – und die linke Hand muss das Lenkrad verlassen, um ihn zu steuern. Den schlechten Überblick aus der Heckscheibe macht eine akustische Einparkhilfe wett. Keine Frage, auf den ersten Blick hält der Mito, was er von außen verspricht: ein schick gestaltetes, jugendliches Auto. Der zweite Blick zeigt jedoch auch die typisch laissez-faire Verarbeitung: Wenn schon alles aus Plastik ist, warum kann es nicht wenigstens ordentlich angebracht sein? Unser Mito hat jedenfalls das ein oder andere schiefe Knöpfchen oder Lüftungskläppchen – für Symmetrie-Fetischisten ist das nichts.

Wehe, wenn er losgelassen ...

Von Berlin aus in die Lausitz, führt uns der Weg zunächst Richtung Autobahn. Schon die ersten Meter machen klar: Mit der Schaltung muss man sich anfreunden. Die Schaltwege sind enorm lang, vor allem der zweite Gang will nicht so, wie man es sich wünscht. Zunächst braucht er mehrere Überredungsversuche, um ihn einzulegen. Dafür gibt es insgesamt sechs Gänge, was einen niedrigen Verbrauch und ein ruhiges Fahren verspricht. Die Gänge sind vernünftig ausgelegt und erlauben im Stadtverkehr ab dem dritten Gang eine angenehme Fahrt. Auf der Zufahrtsstraße zur Autobahn bietet sich der erste Einsatz des DNA-Systems an. Über einen an der Mittelkonsole angebrachten Schalter kann das Fahrverhalten von "Dynamic" über "Normal" bis "All-Weather" eingestellt werden. Lenkung, Bremsen und Motor werden an die jeweilige Fahrsituation angepasst. Wer "Dynamic" einschaltet, erlebt ein kleines, sehr angenehmes Wunder. Das sonst recht brave, nicht sehr durchzugsstarke Diesel-Aggregat lässt plötzlich den "Italian Stallion" von der Leine. Der Wagen geht direkt nach vorne, das Gas spricht unverzüglich an, der Spaßfaktor steigt um ein Vielfaches. Dass der Bord-Computer schon nach kurzer Zeit einen höheren Verbrauch anzeigt, bleibt natürlich nicht aus. Vernünftig ist der Modus nicht, aber dafür unwiderstehlich.

Das "DNA-System" verleiht dem Kleinwatgen zusätzlich Flügel.

Das "DNA-System" verleiht dem Kleinwatgen zusätzlich Flügel.

Auf der Autobahn erreicht der Mito bei 3500 Umdrehungen im sechsten Gang seine Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h. Und bis zu diesem Wert beschleunigt er gut. Negativ fällt nur auf, dass ab etwa 190 km/h ein leichtes Eiern in der Lenkung beginnt, das etwas beunruhigt. Ein BMW-Jäger ist der Mito insgesamt nicht, aber die linke Spur muss ihm auch nicht fremd bleiben. Sein wahres Können zeigt der Wagen auf den engen Landstraßen zwischen den idyllischen Lausitzer Dörfern. Der Wagen frisst sich bei eingeschaltetem „"Dynamic"-Modus in die Kurven und beschleunigt auf den kurzen Geraden, dass es den Fahrer in den Sportsitz drückt. Dabei ist der Mito stets gut zu steuern und vermittelt ein sicheres Fahrgefühl. Wer so auf die Tube drückt, muss jedoch mit über sieben Liter Diesel büßen. Wer im normalen Modus fährt, kommt sehr viel billiger weg, hat aber auch deutlich weniger Freude.

Bruce Springsteen unerwünscht

Ganz so günstig ist der Mito eh nicht. Zum Schnäppchen-Preis ist er jedenfalls nicht zu haben. Der kleinste, 95 PS-starke Mito 1.4 16 V schlägt mit 14.700 Euro in die Haushaltskasse, als Turismo-Version mit Klimaanlage und Leichtmetallrädern schlägt er mit 16.200 Euro zu Buche. Der 155 PS-Benziner liegt normal bei 17.950 Euro, in der luxuriöseren Variante bei 19.450 Euro. Die gleichen Preise zahlt der Kunde für die 1.6-Liter Diesel-Version mit 120 PS.

Während der Tour ernten wir immer wieder neugierige Blicke für die sturmschwarze Optik des Wagens, die wirklich besticht. Alfa scheint entlang der polnischen und tschechischen Grenze doch noch eine Seltenheit zu sein. Das USB-Stick-gefütterte Navigationssystem liefert präzise Ansagen, führt uns sicher durch das hügelige Terrain. Es gibt jedenfalls keine dramatischen Unterschiede zum parallel laufenden "TomTom One". Lediglich das Bose-Soundsystem, vom Lenkrad aus steuerbar, zickt etwas: Zwar liefert es einen bassigen, durchdringenden, klaren und ausreichend lauten Sound, jedoch tadelt unser Exemplar sogar zwei brandneue CDs als nicht lesbar. Das ist aber sicher kein generelles Problem.

Nach etwa 300 Kilometern stellen wir den Wagen ab, es dämmert schon. Der Mito macht sich gut zwischen den anderen Wagen auf dem Hotel-Parkplatz. Er sieht fesch aus, frisch - und eben anders. Alfa Romeo, das bleibt eben ein Kampf zwischen Herz und Verstand.

Quelle: ntv.de

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