Auferstehung einer Legende Horex baut wieder Motorräder
19.01.2012, 15:08 Uhr
Nach mehr als 40 Jahren kehrt eine Horex auf die Straßen zurück. Die neue Maschine soll ab 2013 in Deutschland, Österreich und der Schweiz verkauft werden.
Motorräder von Horex waren legendär. Doch 1960 wurde die Produktion eingestellt und die "Motorräder für Motorradfahrer" verschwanden aus dem Straßenbild. Jetzt geht Horex wieder an den Start: Mit einem Roadster, der von einem 1,2-Liter-VR-Sechszylinder mit 160 PS beflügelt wird.
Sie hatten so imposante Namen wie Imperator, Resident oder Rebell. Ältere Motorradfreunde sollten sich auch noch an den Hersteller erinnern: Horex. Zwischen 1923 und 1960 baute die Firma sehr sportliche Ein- und Zweizylindermotorräder, die auf der Straße andere Verkehrsteilnehmer das Fürchten lehrte.

"Motorräder für Motorradfahrer" war bereits in den 1920er Jahren der Werbespruch von Horex.
Die erste Horex hatte 248 ccm und war ein wahres Rennpferd. Firmengründer Friedrich Kleemann prägte den Spruch: "Gebaut von Motorradfahrern für Motorradfahrer". Bereits 1925 produzierte Horex Maschinen mit bis zu 800 ccm. Zwei Jahre später entstand der heute fast berühmte langhubige Parallel-Zweizylinder mit einer obenliegenden Nockenwelle für den Rennsport, der zwischen 17,6 kW/24 PS und 22 kW/30 PS entwickelte. Noch vor dem Krieg konzipierten die Ingenieure den 350-ccm-Viertaktmotor SB 35, der auch bei Modellen der längst vergessenen Marke Victoria zum Einsatz kam.
Während des Zweiten Weltkriegs baute Horex keine Maschinen, ab 1948 startete die Produktion der SB35 wieder. Ab 1950 wurde die Nomenklatur geändert. Man trennte sich von den gloriosen Namen und brachte die "Regina" auf den Markt. In den Anfängen der Wirtschaftswunderjahre gönnte man sich wieder einen "schnellen Bock" mit Teleskopgabel und Hinterradfederung – die 350er Maschine wurde das erfolgreichste Motorrad von Horex und die meistverkaufte 350er der Welt. 1953 kam eine Regina mit 250 ccm und 12 kW/17 PS auf den Markt und noch eine 400er mit 16 kW/22 PS, die gerne auch als Familienkutsche mit Seitenwagen genutzt wurde.
Der Imperator kehrt zurück
Nach fast 20 Jahren 1951 ließ Horex den Imperator auferstehen. Der neue Zweizylinder wurde mit einem halben Liter Hubraum ausgestattet. Aber erst drei Jahre später, mit 0,4 Litern Hubraum, schaffte sie den Weg zum Kunden, dafür aber mit 19,1 kW/26 PS für die damalige Zeit gut genährt. Ab 1958 wurde der Hubraum auf 450 ccm vergrößert und die Leistung stieg auf 22 kW/30 PS.
Als Nachfolger der Regina in der kleinen Hubraumklasse kam 1955 die Resident, ebenfalls mit einem 250er oder 350er-Motor mit nun 13,2 kW/18,5 PS beziehungsweise 17,6 kW/24 PS. Es sollte die letzte Neuvorstellung für die nächsten 57 Jahre werden, denn 1956 stellt Horex die Produktion seiner Motorräder ein. Horex wurde 1960 von der Daimler-Benz AG übernommen und kurze Zeit später aufgelöst. Ein paar Restmaschinen wurden noch unter anderem Namen verkauft, ehe die Namensrechte an Friedel Münch gingen, der die Horex 1400 TI als Liebhaber-Fahrzeug in kleiner Stückzahl vertrieb.
Werner –Comic belebt Horex-Legende
In den 1980er Jahren lebte der Name bei den Werner-Comics von Rötger Feldmann auf. In dem Band "Werner – eiskalt" baute sich der Protagonist ein Motorrad mit Horex-Motoren. Die gezeichnete Idee wurde 1989 zur Realität: Feldmann trat bei einem Rennen mit seinem "Red Porsche Killer" an, der mit vier Horex-Motoren ausgestattet war. Allerdings machte ein Schaltfehler alle Siegambitionen zunichte.
Ursprünglich wollte die Traditionsmarke schon 2011 ihre Motorräder verkaufen. Geplant war zunächst ein neu entwickelter und schmaler 1,3-Liter-VR-Sechszylinder mit Kompressor und bis zu 147 kW/200 PS. Jetzt entschied man sich aber, zuerst eine Saugvariante mit 118 kW/160 PS anzubieten. Statt des eigentlich angepeilten Zahnriemenantriebs setzen die Ingenieure auf einen konventionellen Kettenantrieb.
Die Technik ist keineswegs antiquiert. Das Drehmoment des Dreiventilers mit Kompressor wird laut Horex bei über 150 Newtonmetern liegen, die Höchstgeschwindigkeit bei 250 km/h abgeregelt. Der sportliche Roadster verfügt serienmäßig über ABS und Einarmschwinge mit Zentralfederbein.
Als Serienhersteller sieht sich Horex aber nicht, sondern als Produzent von Nischenfahrzeugen. Insgesamt sollen im nächsten Jahr 150 Händler in Deutschland, Österreich und der Schweiz mehr als 1000 Maschinen verkaufen: Stückpreis ca. 22.000 Euro.
Quelle: ntv.de, sp-x/fah/hpr