Fingerübung eines Popstars Hyundai lässt erstmals auf Intrado blicken
24.02.2014, 10:54 Uhr
Der Intrado steht für die Zukunft von Hyundai. Ob der Crossover so in Serie gehen wird ist aber noch unklar.
Hyundai erweitert seinem Designchef Peter Schreyer das Feld. Gemeinsam mit Thomas Bürkle gießt er für den Genfer Autosalon die Zukunftsvision der Koreaner in klare Linien und nennt sie Intrado: Klar, emotional und extrem dynamisch soll die sein.
Es ist die erste Fingerübung, die sich Peter Schreyer für Hyundai erlaubt hat, seit er neben seiner Position als Chefdesigner von Kia ins Präsidium der Muttermarke berufen wurde. Intrado heißt das Concept Car auf das die Koreaner noch vor der Premiere auf dem Autosalon in Genf die Journalisten einen Blick werfen ließen. Der Name ist Teilen des Flugzeugflügels entlehnt. Was deutlich macht, in welche Richtung die Gedanken der Designer sich bei der Erschaffung des etwa vier Meter langen Crossovers bewegen. Die Grundidee für den Intrado ist dem Kitesurfen entlehnt. Eben jener Sportart, bei der man auf einem kleinen Surfbrett steht und von einem Kite genannten Lenkdrachen übers Wasser gezogen wird.
Verzicht auf allen Zierrat
Doch noch etwas galt es zu beachten: Schreyer musste sich bei seiner Zeichnung des Intrado mit der seit dem Hyundai i30 und i40 von Thomas Bürkle, der seinerzeit für BMW den 1er entwarf, eingeführten Designlinie Fluid Sculpture anfreunden. Hat er auch. Allerdings verpasste der in Korea wie ein Popstar gefeierte Autodesigner dem Intrado ganz klare Züge. Die von ihm als Fluid Sculpture 2.0 bezeichnete Überarbeitung der Linien strafft die Außenhaut und befreit von allem Zierrat. Schwünge an den Kotflügeln wichen fast geraden Sicken. Der von Bürkle eingeführte und für Hyundai inzwischen markentypische Hexagonalgrill ist noch wuchtiger geworden. Das Logo hatte das Zentrum schon lange verlassen. Da aber keine verbindende Spange mehr die Mitte teilt, scheint es jetzt noch weiter in Richtung Motorhaube aufgerückt zu sein.
Flankiert wird der Grill von sehr schmalen Scheinwerfern und zwei Bumerang-förmigen Lufteinlässen zur Rechten und zur Linken. Und da, so Bürkle nichts am Intrado der Zierde dient, sondern alles seinen Sinn hat, sorgen diese dynamischen Öffnungen für eine bessere Aerodynamik in den Radhäusern. Seitlich wird der Luftstrom von den als Portaltüren geplanten und mit deutlich seitlich über dem Schweller abstehenden Kanten weitergeleitet. Eine Technik, die laut Bürkle dem Rennsport entlehnt ist.
Leichtbau und Spannung im Heck
Dem Rennsport ist auch der Karosserieaufbau verpflichtet. Allerdings ist Hyundai hier sogar noch einen Schritt weitergegangen. Neben dem obligaten Karbon und hochfesten Stahl wurde hier, um die Verwindungssteifigkeit zu erhöhen und den Preis zu senken, Glasfieber beigemischt. Hyundai nennt diese neue Mischung CBFR. Der Materialmix beschert der Karosserie eine solche Steifigkeit, dass auf die B-Säule des Intrado verzichtet werden kann.
Auch das Heck des Intrado bringt Spannung in das Gesamtbild. In der Seitenansicht nimmt es den Schwung der Dachlinie perfekt auf, um dann fast spitzwinklig in Richtung Stoßfänger abzufallen. Im ersten Moment wirkt es ein wenig wie der Bürzel des Federviehs, aber spätestens, wenn man den Blick ruhen lässt und sich um den Intrado bewegt, wird die Dramatik und Emotionalität deutlich, die Schreyer gerade hierhin gepackt hat: Schmale scharf geschwungene LED-Leuchten, eine sehr hohe Heckscheibe, die aus dem Dach zu fließen scheint und erneut starke Schwünge im Stoßfänger, die den Luftfluss positiv beeinflussen sollen, prägen das Bild.
Vorbild für kommende Modelle

Symmetrie und Minimalismus kennzeichnen das Interieur des Intrado. Die Farbe Orange ist auch eine Hommage an das Kitesurfen.
Da der Inatrado aber vor allem die "Milleniumgeneration" ansprechen soll, hat das Team um Schreyer und Bürkle weitergedacht. Die beschriebene Außenhaut ist letztlich ein Ergebnis des Interieurs. Das wurde nämlich zuerst entworfen und ebenfalls auf absolute Funktionalität ausgerichtet. Ob dazu gehört, dass nur vier Sitze im Intrado sind, darf bezweifelt werden. Aber nur so wird es möglich, das Gestühl der Studie zu zentrieren, von den Türen zu entfernen und den Mitteltunnel weit in den Fond zu ziehen. Anzeigen und Bedienelemente sind auf das Nötigste reduziert worden. Drehzahlmesser und Tankanzeige gleichen der Höhenruderanzeige in einem Flugzeug.
Die langarmigen Hebel für Blinkgeber und Scheibenwischer sind in die Mittelspeichen des abgeflachten Lenkrades gewandert und werden von dort nur noch mit den Daumen bedient. Ein Touchscreen krönt die Mittelkonsole, dessen Bedienung natürlich denen der Smartphones entlehnt ist. Auch Gangschaltung des Automatikgetriebes, die elektronische Handbremse, die Lenkradeinstellung und Rückfahrkamera werden nur noch über symmetrisch in der Mittelkonsole angeordnete Kippschalter bedient. Das minimiert optische Verwirrungen und soll für Dynamik und Klarheit sorgen.
Das Concept Car soll, wie könnte es anders sein, befeuert durch eine mittig im Chassis verbaute Brennstoffzelle durch die Straßen rollen. Wie schon im ix35 vorgestellt, generiert die E-Maschine 136 PS und drückt 300 Newtonmeter ohne jede Verzögerung auf die Antriebsräder. Gespeichert wird der Wasserstoff beim Intrado in zwei Tanks. Wobei der Größere vor, der kleinere hinter der Hinterachse platziert ist. Über die Zukunftschance ihres Genfer Messestars wollen Schreyer und Bürkle nicht spekulieren. Auch der deutsche Hyundai-Chef Markus Schrick meint, dass vor allem die Reaktionen des Publikums über die Zukunft des Intrados entscheiden werden. Eins steht allerdings für die Designer fest: "Seine nüchterne und dennoch emotionale Form wird Vorbild für kommende Serienmodelle unserer Marke sein."
Quelle: ntv.de