Fahrwerk und Design zählen Im Alfa 159 wird leidenschaftlich gelitten
24.01.2014, 10:50 Uhr
Vor allem wegen seiner Optik und seines Fahrwerks ist der Alfa Romeo 159 eine Empfehlung.
Der Alfa 159 ist eine der letzten Legenden, die die italienische Marke unter dem Fiat-Dach erschaffen konnte. Allerdings ist nicht nur sein sportliches Äußeres, sondern auch seine Fehleranfälligkeit in die Annalen der Autogeschichte eingegangen. Deswegen sollte man beim Kauf eines Gebrauchten einiges beachten.
Wappen-Kühlergrill und sechs Leuchten – die Front des zwischen 2005 und 2011 angebotenen Alfa Romeo 159 ist im Rückspiegel unverwechselbar. Auch die restliche Karosserie überzeugte die Käufer seinerzeit mit italienischem Chic. Allerdings hat der sportliche Italiener einige Kilo zu viel auf den Hüften. Erst mit dem letzten Facelift speckten Limousine und Kombi einige Kilo ab. Richtig viel Platz bieten beide Karosserieversionen nicht – Kofferraum und Passagierkabine sind im Vergleich mit anderen Segmentteilnehmern allenfalls durchschnittlich geräumig.

Wappen im Kühlergrill und sechs Leuchten: Die Front des Alfa 159 ist auch ohne Lichtgrafik unverkennbar.
Eine besondere Praxistauglichkeit war offenbar auch im lässig verarbeiteten Innenraum nicht das Entwicklungsziel der Italiener: Der Fahrer muss sich mit versteckt angebrachten Schaltern, einer unpraktischen Kofferraum-Entriegelung (erst seit 2008 gibt es einen Knopf an der Klappe) und einem recht altertümlich anmutenden Navigationsgerät abfinden. Wer sich bewusst für einen 159 entscheidet, macht das aber ohnehin wegen seines knackigen Fahrverhaltens und wegen des individuellen Auftritts.
Gebraucht wohl eher als Diesel
Der überwiegende Teil der auf dem Gebrauchtwagenmarkt angebotenen 159 wird von einem Diesel angetrieben. Beliebtestes Triebwerk ist der 1,9-Liter-Motor mit 150 PS, der gute Fahrleistungen mit akzeptablem Verbrauch vereint. Noch etwas stärker und trotzdem sparsamer ist der 2009 als Ersatz eingeführte 2,0-Liter-Selbstzünder mit 170 PS.
Aufgrund der kurzen Bauzeit ist er aber seltener zu finden. Die Dieselpalette umfasste über die Jahre sechs Motoren mit Leistungswerten zwischen 120 PS und 210 PS (optional mit Allrad- statt Frontantrieb). Alle Diesel sind mit einem Partikelfilter kombiniert und erhalten die grüne Feinstaubplakette. Unter den Benzinern passt lediglich der erst 2009 eingeführten 1,8-Liter-Turbo (200 PS) zum schweren Alfa. Der 3,2-Liter-V6 von General Motors mit Allradtechnik hingegen ist in der Praxis viel zu durstig, ohne bei Fahrleistungen oder Temperament voll zu überzeugen.
Lange Ausstattungs- und Fehlerliste
Passend zum Selbstverständnis als Premiummarke hat Alfa den 159 schon in der Basisversion recht großzügig ausgestattet, seit dem Lifting 2008 gab es zusätzlich zu Posten wie Klimaautomatik und CD-Radio auch Brembo-Bremsen und ein elektronisches Sperrdifferential. Zusätzliches Geld verdiente Alfa vor allem mit den zahlreichen angebotenen Design-und Sport-Ausstattungspakten. Immer an Bord waren jedoch sieben Airbags und der Schleuderschutz ESP. Beim EuroNCAP-Crashtest erreichte er die Maximalwertung von fünf Punkten.
Das Positive zuerst: Alfa gelingt es von Generation zu Generation, die Qualität seiner Mittelklassemodelle zu verbessern. Allerdings ist auch bei einem möglichen 159-Nachfolger noch ordentlich Luft nach oben – in fast allen Bereichen. Motorschäden wegen gerissener Zahnriemen beim Benziner, defekte Turbos beim Diesel, Probleme bei Elektrik und Elektronik, Ärger mit der Kupplung, gelegentliche Getriebeschäden… die Liste der Fehler ist lang. Auch Ölverlust und Rost an den Achsaufhängungen finden sich darauf. Vor allem die Modelle des Baujahres 2006 leiden zudem unter defekten Lenkgetrieben.
Alfa-Fahrer gelten als leidenschaftlich und leidensfähig. Trifft diese Charakterisierung zu, kann man Fan des 159 werden. Alle anderen sollten sich lieber bei der Konkurrenz umschauen. Auch wenn die vergleichsweise günstigen Preise ab rund 6500 Euro verlockend scheinen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x