S-Type-Nachfolger Jaguar XF kommt
28.08.2007, 11:00 UhrVon Axel F. Busse
Auf der Klaviatur einer spannungsgeladenen Inszenierung spielen die Jaguar-Marketingstrategen perfekt: Seit auf der North American Auto Show in Detroit Anfang des Jahres die Studie C-XF gezeigt wurde, halten kleine Nachrichtendosen für die Öffentlichkeit den Hunger nach Informationen über die neue Limousinen-Generation wach. Sie soll, glaubt man der PR-Prosa des Herstellers, „eine neue Ära für Jaguar“ einleiten.
Das Auto neu erfunden hat die britische Traditionsmarke natürlich nicht. Der flüchtige Betrachter könnte sogar auf die Idee kommen, ein Ford Mondeo Fließheck zische da an ihm vorbei. Aber eben nur ein flüchtiger, denn der Jaguar ist fast 18 Zentimeter länger und hat 60 Millimeter mehr Radstand. Projektleiter Mick Mohan hat kein Problem damit zuzugeben, woran sich die Entwickler bei der Zumessung der Platzverhältnisse orientiert haben: „Wir bieten mehr Beinfreiheit als 5er BMW oder Audi A6“.
Die couphafte Silhouette in Verbindung mit vier Türen ist freilich ungewöhnlich – nicht nur für Jaguar. Fast fünf Meter Außenlänge bei einer Fahrzeughöhe von 1,46 Metern lassen die Proportionen sehr gestreckt erschienen Die markante Front wir bestimmt von nach oben gewölbten Scheinwerfergläsern und einer dicken Chromeinfassung für den feinmaschigen Grill, der sein Vorbild beim Bentley Continental GT entdeckt haben könnte. Elegant sind auch die Chromeinfassungen der Fenster. Da die springende Katze aus Gründen des Fußgängerschutzes nicht mehr auf der Motorhaube abheben darf, wanderte sie auf den Kofferraumdeckel, unter dem (bei Verzicht auf das Notrad) 540 Liter Gepäckvolumen zu verstauen sind.
Die Verwandtschaft mit dem Coup XK wird in sichtbaren und unsichtbaren Details dokumentiert. Links und rechts hinter den Radhäusern sitzen große Lüftungskiemen, Fahrwerk und der geschlossene Unterboden sind identisch mit dem XK. Mit einem Luftwiderstandsbeiwert von cw=0,29 steht der XF vorbildlich im Wind. Leichtmetallfelgen bis zu einer Größe von 20 Zoll soll es ab Werk geben, allerdings nur für die Top-Version mit einem V8-Kompressormotor.
Der leistet – wie beim XK-R - 416 PS und beschleunigt das gut 1800 Kilogramm schwere Gefährt in 5,6 Sekunden von Null auf hundert. Die Elektronik greift wie erwartet bei 250 km/h ein und die Höchstgeschwindigkeitsangabe erhält den schmückenden Zusatz „abgeregelt“. Zwei weitere Benzinmotoren stehen den Kunden zur Auswahl. Der V8 ohne Aufladung geht mit 298 PS an den Start, der Dreliter-V6 mit 238. Was für die in die Jahre gekommene Stufenheck-Limousine XJ gut ist, kann für einen XF nicht schlecht sein: Der 2,7 Liter große Sechzylinder-Dieselmotor wird ebenfalls angeboten. Auf dessen sparsamen, kultivierten Lauf sind bereits so viele Lobeshymnen gesungen worden, dass mit einer beeindruckenden Vorstellung im XF gerechnet werden darf.
Die gefühlsbetonte Ausstrahlung des Karosseriedesigns auch nach innen zu transportieren, scheint den Entwicklern ein besonderes Bedürfnis gewesen zu sein. Wie anders ist es zu erklären, dass eine spezielle Begrüßungszeremonie jeden empfängt, der hinter dem Volant Platz nehmen darf. Ein rot pulsierender Starterknopf signalisiert Leistungsbereitschaft, zuvor bündig abgeschlossene Lüftungsklappen geben synchron motorisiert ihre Leitrippen frei und aus der Mittelkonsole erhebt sich der versenkte Drehknopf, der beim XF den traditionellen Schalthebel ersetzt.
Mit diesem JaguarDrive Selector genannten Bedienelement lassen sich nicht nur die Fahrstufen für das automatische Sechsganggetriebe wählen, sondern auch die Drosselklappenstellung, die Auslöseschwelle der Stabilitätskontrolle (DSC) und die Schaltzeitpunkte an den Fahrstil und das Streckenprofil anpassen. Ob die berührungsfrei funktionierenden Lichtschalter ein Fortschritt sind oder die ebenso auslösende Handschuhfachklappe eher versehentlich vom Knie des Beifahrers geöffnet wird, muss die Praxis erweisen.
Tatsache ist, dass dank edlen Leders und ausgesuchter Hölzer innen eine warme, freundliche Atmosphäre herrscht, und dass die hohe Montage der Sessel Zu- und Ausstieg bequem machen. Zwar ist der XF nicht als Lieferwagen konzipiert, aber die Konstrukteure haben auch die geteilt umlegbare Sitzbank nicht vergessen, so dass im Notfall noch einmal zusätzliche 420 Liter Stauraum generiert werden können.
Die Markteinführung der neuen Jaguar-Limousine in Deutschland ist für März 2008 geplant. Die Diesel-Variante soll mit rund 50.000 Euro das preisliche Appetithäppchen sein, die Spitze markiert der V8-Kompressor bei rund 80.000 Euro.
Quelle: ntv.de