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Opel Astra OPC protzt mit Leistung Keine Frechheiten mehr vom GTI

Für den Alltagseinsatz ist der Astra OPC vielleicht eine Spur zu viel auf Performance getrimmt.

Für den Alltagseinsatz ist der Astra OPC vielleicht eine Spur zu viel auf Performance getrimmt.

Das Fahrwerk wurde komplett neu entwickelt.

Das Fahrwerk wurde komplett neu entwickelt.

Wenn Volker Strycek, Rennfahrer und Ex-DTM-Champion, vom jüngsten Produkt seiner Firma spricht, beschleunigt sich seine Stimme: Hochleistungs-Federbeine, Brembo-Bremsen, 200 Newtonmeter Drehmoment pro Liter Hubraum – der Chef des Opel Performance Centers (OPC) weiß, was für das Spitzenprodukt der Astra-Baureihe spricht. Vor 13 Jahren war es ebenfalls ein Astra, mit dem die Folge von sportlichen Topmodellen bei Opel eröffnet wurde. Damals hatte das Auto auch einen Zweiliter-Turbomotor, aber nur 160 PS. Heute zerren 120 Pferdchen mehr an der Vorderachse.

Diese Tatsache ist es auch, der die Entwickler besondere Aufmerksamkeit widmen, denn mit der Vorderachse muss nicht nur die Leistung auf die Straße gebracht, sondern auch gelenkt werden. Und Störkräfte, die vom Antrieb herrühren, will niemand in der Lenkung haben. Sie muss feinfühlig und präzise bleiben, egal, wie viel PS für kräftigen Vortrieb sorgen. Mit einem mechanischen Lamellen-Sperrdifferenzial ist die Sache gut in den Griff zu bekommen. Maximal 50 Prozent Sperrwirkung reichen aus, um die Kraft dahin zu lenken, wo die beste Traktion herrscht.

Abgesenkte Karosserie

Und die eigens für den OPC entwickelten Sportsitze sind zwar rückenschonend, aber eben doch sehr sportlich und für den Alltag eine Spur zu eng.

Und die eigens für den OPC entwickelten Sportsitze sind zwar rückenschonend, aber eben doch sehr sportlich und für den Alltag eine Spur zu eng.

(Foto: Axel Wierdemann)

Wer am Kurvenausgang kräftig aufs Gas tritt, kann die Wirkung am besten erleben. Da reißt nichts in der Lenkung, das schmiert oder radiert nichts, wie an der Schnur gezogen nimmt der Astra die nächste Gerade ins Visier. Und wenn die Drehzahl in diesem Moment über 2450 Touren liegt, dann sogar mit maximaler Durchzugskraft von 400 Newtonmetern.

Unter dem OPC-Kürzel sind derzeit drei Modelle versammelt. Außer dem Astra gibt es noch den Insignia (325 PS) und den Corsa (maximal 210 PS). Vectra, Meriva und Zafira hat es ebenfalls in aufgemotzten Varianten gegeben. Als Imageträger und Markenbotschafter werden die sportlichen Sonderausgaben gesehen, rund 65.000 Einheiten wurden insgesamt abgesetzt. Der Astra machte darunter etwa ein Drittel aus, der gleiche Anteil ging an deutsche Kunden. Auch in Großbritannien und der Schweiz sind OPC-Autos vergleichsweise beliebt.

Statt in unschuldigem Weiß leuchten die Skalen in bösem Rot.

Statt in unschuldigem Weiß leuchten die Skalen in bösem Rot.

(Foto: Axel Wierdemann)

Ausgangsprodukt für die Veredelung des Astra ist das dreitürige Modell GTC. Speziell gestaltete Front- und Heckschürzen, trapezförmige Endrohre und ein Dachspoiler ohne Mittelsteg bestimmen das markante Erscheinungsbild der um zehn Millimeter abgesenkten OPC-Karosserie. Ab Werk sind 19 Zoll große Leichtmetallfelgen montiert. Im Cockpit bestimmt das im Durchmesser reduzierte und unten abgeflachte Lenkrad die Optik. Was den OPC besonders dynamisch erscheinen lässt, ist jedoch mit Extra-Kosten verbunden. 20-Zöller in den Radhäusern und High-Performance Schalensitze mit pneumatischen Wangen verteuern das 34.250 Euro kostende Auto noch einmal um knapp 3000 Euro.

Rettungsanker mit Schlafmodus

Bei 250 km/h regelt die Elektronik die Höchstgeschwindigkeit ein.

Bei 250 km/h regelt die Elektronik die Höchstgeschwindigkeit ein.

Das wird wahre Fans kaum schrecken, denn immerhin bekommen sie hier mehr PS geboten als zum Beispiel bei einem Porsche Cayman. Der Zweiliter-Turbo erzeugt seine 280 PS mit einem Ladedruck von 1,5 bar. Links und rechts vom Heckdiffusor dringt beim Beschleunigen ein rassiger Sound ins freie, der lediglich oberhalb von 4000 Umdrehungen einen lästigen, metallisch-schnarrenden Unterton bekommt. Die Tachonadel passiert unter günstigen Bedingungen nach sechs Sekunden die Hunderter-Marke, bei 250 km/h wird abgeregelt.

Fester Bestandteil der OPC-Ausstattung ist das Flex-Ride-Fahrwerk, wo ein Sport- und ein OPC-Modus Dämpfer-Kennlinie und Lenkung strafft. Im OPC-Modus wird die Instrumenten-Beleuchtung rot unterlegt – so, als sei eine Erinnerung nötig, dass der Fahrer sich von GTI- oder RS-Besitzern keine Frechheiten mehr gefallen lassen muss.

Die elektronische Schleuderbremse ESP ist ebenfalls schaltbar. Zwischen der Normalstellung und der kompletten Abschaltung gibt es noch eine Art "Schlafmodus", der zwar spaßbremsenden Regeleingriffe unterlässt, aber als finaler Rettungsanker in brenzligen Situationen doch noch eingreift.

Die Grundausstattung ist reichhaltig. Bi-Xenon-Scheinwerfer sind ebenso an Bord wie ein Infotainment-System mit Lenkradbedienung und Navigation, Zwei-Zonen-Klimaautomatik und Einparkhilfe ergänzen das Angebot. Das Rückradar ist eine lobenswerte Einrichtung, denn die Sicht nach hinten durch die flach gestellte Heckscheibe ist weniger als bescheiden. Wer den Astra OPC verbrauschorientiert fahren will, bekommt Hilfe von einer Schaltempfehlung sowie dem automatischen Start-Stopp-System. Opel hält sich zugute, den Verbrauch mit einem Normwert von 8,1 Litern je 100 Kilometer um zwölf Prozent gegenüber dem Vorgänger reduziert zu haben. Wer den Buchstaben "P" im Beinamen (für "Performance") betont, wird unter zehn Litern aber kaum am Ziel ankommen.

Quelle: ntv.de

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