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Fitness-Dress aus Kaschmir-Wolle M6 Gran Coupé - ein nobler Renner

Am dunklen Karbondach ist das neue Spitzenmodell von anderen 6ern zu unterscheiden.

Am dunklen Karbondach ist das neue Spitzenmodell von anderen 6ern zu unterscheiden.

(Foto: Axel F. Busse)

Nein, bei Performance und Luxus will BMW keine Kompromisse machen. Deswegen hat sich jetzt der Haustuner das 6er Grand Coupé vorgenommen hat. Was dabei herausgekommen ist? Ein Werbeslogan jedenfalls wäre schnell gefunden.

Aus "Edel und stark" kann man nicht nur eine Fernsehserie machen. Auch als Werbeslogan für das Spitzengefährt von BMWs 6er-Baureihe ließen sich die drei Worte einsetzen. Ehrliche Zeitgenossen ergänzen die Aussage noch um "kostspielig": Mindestens 128.800 Euro kostet das M6 Gran Coupé.

Die 20 Zoll großen Alufelgen kosten beim M6 Gran Coupé keinen Aufpreis.

Die 20 Zoll großen Alufelgen kosten beim M6 Gran Coupé keinen Aufpreis.

(Foto: Axel F. Busse)

Mit 560 PS aus acht Zylindern gebietet der Fahrer des noblen Renners über fast 25 Prozent mehr Leistung als das bislang leistungsstärkste Modell. Die M-GmbH, seit 40 Jahren Haustuner der Bayerischen Motorenwerke, pflanzte dem eleganten Viertürer das gleiche Herz ein, wie es in M5 oder M6 schlägt. Das 4,4 Liter große Triebwerk wird von zwei Turboladern zwangsbeatmet und kann deshalb schon ab 1500 Umdrehungen 680 Newtonmeter Durchzugskraft mobilisieren.

"Es ging nicht nur um Performance, sondern auch um Luxus. Und in beiden Fällen machten wir keine Kompromisse", erklärt BMW-Vorstandsmitglied Ian Robertson. Die Inneneinrichter gaben sich redlich Mühe, den Mehrwert der Ausstattung sicht- und erlebbar zu machen. Mit Leder und Alcantara wurde nicht gespart, helle Kontrastnähte und dezent verteilte Oberflächen in Klavierlack verströmen einen Hauch von Noblesse. Die glanzschwarzen Flächen sind zwar kratzempfindlich und nehmen auch Fingerspuren dankbar an, jedoch gelten sie vielen Kunden als Ausweis hochwertigen Innendekors.

Karbon-Dach senkt den Schwerpunkt

"M" kommt an, das sieht man nicht nur an einer Absatzsteigerung des BMW-eigenen Veredlers um mehr als 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Thomas Schemera, zuständig für Vertrieb und Marketing schwärmt, im M6 Gran Coupé finde man "Luxus wie bei keinem M-Automobil zuvor." Der Fitness-Dress ist quasi aus Kaschmir-Wolle gestrickt. Es lässt sich auf Heller und Cent nachrechnen, wie dieses Prinzip auf die Kosten durchschlägt: Das Viertel Mehrleistung ist vom Kunden mit einem Aufpreis von fast 38 Prozent gegenüber dem Modell 650i zu vergüten.

Ein Kraftpaket wie der leistungsgesteigerte Motor hat natürlich einen erhöhten Kühlbedarf, was großformatige Lufteinlässe an der Bugschürze nötig macht. Außer der sportlich-aggressiven Frontpartie ist das serienmäßige Karbondach das auffälligste Merkmal des neuen  Chefdynamikers im BMW-Angebot. Zwar bringt es nur eine unwesentliche Gewichtsersparnis von fünf Kilogramm gegenüber dem Standarddach, aber gemeinsam mit dem um 20 Millimeter tieferen Einbau von Motor und Getriebe wird der Schwerpunkt des Fahrzeugs signifikant abgesenkt. Je näher er an der Fahrbahnoberfläche liegt, desto besser für Straßenlage und Handlingeigenschaften. Gegenüber einem Schiebedacheinbau spart die Karbon-Haube sogar 25 Kilogramm. Das offizielle Kampfgewicht liegt bei 1875 Kilogramm.

Viel Leder, edle Polster: Der Sportler will auch beim Komfort ordentlich punkten.

Viel Leder, edle Polster: Der Sportler will auch beim Komfort ordentlich punkten.

(Foto: Axel F. Busse)

Wer die ungefederten Massen zusätzlich reduzieren und damit vielleicht noch ein paar Zehntel auf dem Rundkurs herausholen will, kann eine Bremsanlage mit Karbon-Keramik-Scheiben bestellen. Das kostet etwa 440 Euro pro abgeworfenes Kilo, derer 20 lassen sich einsparen. M-Kunden gucken erfahrungsgemäß nicht so genau auf den Preis, wenn es gilt, den Wagen mit Technik-Leckereien aufzurüsten. 3800 Euro für eine Sonderlackierung, 3400 Euro für ein Navi-System "Professional oder 4950 Euro für ein Bang&Olufson-Soundsystem sind geeignet, den Endpreis in die Nähe von 150.000 Euro zu treiben. Immerhin: 20 Zoll große Alu-Doppelspeichenräder mit 35er-Querschnitt vorn und 30er hinten werden ab Werk mitgeliefert.

Der trotz seiner 5,01 Meter Gesamtlänge wirkt der Viertürer schlank und rank. Um die geballte Kraft an die Hinterachse zu bringen, wird ein 7-gängiges Doppelkupplungsgetriebe bemüht. Den Standardsprint von Null auf Hundert erledigt das M6 Gran Coupé fast nebenbei: In 4,2 von kernigem Wummern begleiteten Sekunden fällt die Marke. Die 200 km/h sollen, entsprechender Auslauf vorausgesetzt, nur 8,5 Sekunden später erreicht sein. Die Traktionskontrolle hat gut zu tun, die 680 Newtonmeter nicht in galoppierenden Reifenverschleiß umzusetzen. So kommt es, dass der um 120 PS schwächere, aber mit Allradantrieb ausgestattete BMW 650i nur 0,2 Sekunden mehr für den Standardsprint benötigt.

Mehr Tempo gegen Bares

Ein variantenreiches Spielfeld für Technikverliebte ist die Möglichkeit, die Kennlinien von Gasannahme, Dämpfung und Lenkung von komfortabel bis supersportlich individuell einstellen zu können. Auch die Schaltvorgänge des automatisierten Doppelkupplungsgetriebes sind in drei Stufen variierbar. Quell steter Freude sind die M-Sportsitze für Fahrer und Beifahrer, die perfekten Seitenhalt geben. Die verlängerbare Oberschenkelauflage und die einstellbare Lordosenstützen vervollkommnen die Bequemlichkeit. Erstaunlicherweise kann man auch hinten recht gut sitzen und braucht sich unter 1,90 Meter Körperlänge nicht über mangelnde Kopffreiheit zu beklagen.

Regulär wird das M6 Gran Coupé mit der Fähigkeit ausgeliefert, die Insassen bei Erreichen von 250 km/h eine sanfte elektronische Bremse spüren zu lassen. Wem dieses Tempo nicht reicht, kann für 2450 Euro ein "M Drivers Package" bestellen. Das schiebt das Top-Tempo bis auf 305 km/h hinaus. Für Ausflüge auf die Rennstrecke ist diese Höchstgeschwindigkeit zwar irrelevant, aber sonntags morgens um fünf auf der A9 zwischen Heideloh und Thurland könnte es klappen.

V8-Boliden unter den Prämissen wirtschaftlichen Treibstoff-Einsatzes zu fahren, hat immer etwas von fader Zwangsdiät. Weil aber BMW diese Thematik auch für seine Spitzenprodukte nicht ausblenden will, gibt es eine Start-Stopp-Automatik sowie ein Bremssystem mit Rückgewinnung von Bewegungsenergie. Der 4,4-Liter-Doppelturbo soll laut Hersteller mit 9,9 Litern Super auf 100 Kilometer zu bewegen sein. Über das Vergnügen, das die Insassen dabei empfinden mögen, macht die offizielle Produktbeschreibung des Herstellers keine Angaben.

Quelle: ntv.de

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