Notfall-Pläne Megacity-Auto von BMW
11.09.2008, 08:53 UhrDer Autokonzern BMW befindet sich in einer schwierigen Phase. Anfang August schockte eine Gewinnwarnung die Aktionäre des Hauses und der Absatz in den USA stagniert bei den Münchnern besonders stark. Aufgefangen wird letzterer seit der neuen Beliebtheit der kleinen Autos in Übersee durch den steigenden Absatz von Mini, aber dennoch trifft die Schwäche des US-Markts BMW besonders hart. Bei Mini gingen die Zahlen im August in den Staaten um 34,2 Prozent nach oben.
Fast jeder fünfte Wagen, insgesamt 336.000 Einheiten, wird in den Staaten verkauft. Doch zu der Absatzschwäche ist auch der Gebrauchtwagenmarkt eingebrochen. Daher müssen für die Rückläufer aus dem Leasing-Geschäft deutlich geringere Verkaufswerte eingeplant werden. Das drückt weiter auf die Gewinne. Aufgefangen werden die niedrigeren Verkaufszahlen von den boomenden Märkten in Russland und China. Deshalb bleibt die Marke von 1,5 Millionen verkaufter Autos für dieses Jahr durchaus in Reichweite.
Elektro-Mini ist auf dem Weg
Wie viele Autokonzerne hat BMW als Rezept gegen die Absatzschwäche das Elektro-Auto entdeckt. Vorstand Norbert Reithofer kündigte in einem Interview in der "Zeit" an bis 2015 ein "Megacity-Auto" bauen zu wollen. Das ist freilich erst mal Zukunftsmusik, aber schon heute wird in München an konkreten Modellen gebastelt. Im kommenden Jahr soll der Mini mit Elektroantrieb auf den Markt kommen, wie ein Sprecher von BMW auf n-tv.de-Anfrage bestätigt. Bilder wird es erst im Herbst geben, aber die Entwicklung scheint schon sehr weit zu sein.
Wenn es aber wirklich um die Zukunftsmusik und das von Reithofer angesprochene Megacity-Auto geht, dann ist das "Projekt i" gemeint. Dort tüftelt eine kleine Gruppe von Techniker-Teams an automobilen Visionen für den Konzern. Es geht um das Thema Mobilität der Zukunft. Das "i" steht für intelligent, innovativ und international.
Ganz neu ist das Thema für BMW nicht. Als einziger deutscher Autokonzern mit einer Motorrad-Produktion hat BMW schon des Öfteren an eigenwilligen Ideen zum Thema Mobilität gefeilt. Allerdings nicht immer mit Erfolg, wie der Roller C1 dokumentiert. Er verkaufte sich trotz eines innovativen Konzepts nicht gut und wurde 2003 eingestellt. Unter Motorradfahrern wurde der Edel-Roller nicht wirklich akzeptiert und für Autofahrer war das Gefährt zu luftig.
Akzeptanz-Probleme
Deshalb ist man in München auch mit einem Dreirad-Projekt vorsichtig. Das Konzept könnte zwar von der Idee her eine gute Lösung sein, allerdings befürchtet man ähnliche Akzeptanz-Probleme. BMW-Chef Reithofer ist sich sicher: "Das Dreirad wird weder von der Motorrad- noch von der Autofraktion akzeptiert."
Auch deshalb ist das "Projekt i" wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Dort setzt man auf zwei Schienen: Den Elektromotor und hoch effiziente Verbrennungsmotoren. Letztere sollen noch weiter auf günstigen Verbrauch getrimmt werden. Das derzeitige Programm "Efficient Dynamics" ist da nur der Anfang. Verbräuche unter fünf Litern selbst für Luxus-Limousinen sind angepeilt. Daneben wird an weiteren Modellen gearbeitet.
Ein Leichtbau-Stadtauto unterhalb des 1ers ist in der Planung. Auf Nachfrage von n-tv.de bestätigt BMW das Projekt und geht sogar noch weiter. Die Leichtbauweise könnte auf lange Sicht auch Modelle über dem 1er, im Bereich des 3ers oder sogar 5ers hervorbringen. Es geht darum Autos zu bauen, die energiesparend zu bewegen sind, egal welcher Größe. Denn auch in Zukunft werden Familien und Gruppen größere Autos benötigen.
Problemfeld Batterie
Dann werden auch die Elektro-Motoren noch stärker in den Fokus rücken. Kernproblem für alle Hersteller ist das Thema Energiespeicher. Die Erfahrung zeigt, dass der durchschnittliche Pendler täglich rund 20 Kilometer zurücklegt. Rechnet man noch den spontanen Einkauf dazu und ein paar Kilometer außer der Reihe, kommt man auf 60 bis 100 Kilometer. "Dazu kommt jedoch die gefühlte Mobilität", wie BMW-Sprecher Dirk Arnold erklärt. "Dafür muss ein Auto schon 300 Kilometer aufwärts mitbringen." Die Münchner arbeiten dazu eng mit einem Partner-Unternehmen zusammen. Über den Namen schweigt man sich aus. "Wir lernen viel voneinander", heißt dazu gegenüber n-tv.de nur.
Bis solche Lösungen wirtschaftlichen Erfolg bringen, ist es natürlich noch ein langer Weg. Daher muss der Münchner Konzern bis 2010 auch so die Wende schaffen. "Der US-Markt dürfte noch eine Weile schwach sein. Aber vom Jahr 2010 an wird die BMW Group wieder sehr gut dastehen", sagt Vorstand Reithofer. Bis dahin wird gespart, was das Zeug hält. Die Produktion wurde gedrosselt und die Preise angehoben. 107 Millionen haben alleine die Stellenkürzungen in diesem Jahr gekostet. Man darf dem Konzern nur einen langen Atem dazu wünschen. Nicht das die schönen Konzepte am Ende als Zukunftsmusik in der Schublade verschwinden.
Quelle: ntv.de