Auto

Festival of Speed in Goodwood Mit Vollgas durch den Garten

Ein Lotus-Cosworth von 1973 auf der Strecke von Goodwood. Alt und neu aus der Formel 1 begegnet sich hier.

Ein Lotus-Cosworth von 1973 auf der Strecke von Goodwood. Alt und neu aus der Formel 1 begegnet sich hier.

Alljährlich treffen sich im englischen Goodwood Auto-Fans aus aller Welt zum Festival of Speed. Mittlerweile mit reger Beteiligung von Prominenz, aktuellen und alten Formel-1-Teams und zahlreichen Oldtimern. Die einzigartige Show ist ein Mekka der PS-Freaks aus aller Welt.

Auch die Oldies unter den Fahrzeugen dürfen die Strecke stürmen.

Auch die Oldies unter den Fahrzeugen dürfen die Strecke stürmen.

Den Engländern sagt man eine gewisse Spleenigkeit nach. Soweit das Vorurteil, das beim Earl auf March allerdings definitiv zutrifft. Der Adelige ist vom Oldtimer- und Tempo-Bazillus befallen und benötigt zur Therapie einmal im Jahr sein eigenes Festival der Geschwindigkeit – das "Festival of Speed" in Goodwood bei Chichester, im Süden Englands. Ständig Ruhe und Gemütlichkeit, das verträgt der Earl of March, der mit vollem Namen Charles Gordon-Lennox heißt, nicht. Stattdessen liebt er mindestens für drei Tage den Geruch von verbranntem Gummi, Benzin und Öl. Sonst würde er kaum so viele Autoenthusiasten zu sich nach Hause einladen.

Tradition verpflichtet, denn schon sein Großvater veranstaltete 1936 das erste private Bergrennen auf dem großzügigen Gelände, zwischen 1948 und 1966 fanden auf einem Rundkurs Rennen vieler Klassen bis zur Formel 1 statt. Ab 1966 versanken allerdings Strecke und der Ort in einem Schlaf, bis 1993 der Enkel das "Festival of Speed" gründete.

Kurzer Auslauf für F1-Boliden

Dieser Oldtimer hat es noch faustdick hinter den Ohren: Ein BMW 3.0 CSL von 1973.

Dieser Oldtimer hat es noch faustdick hinter den Ohren: Ein BMW 3.0 CSL von 1973.

Dort streiten sich die besten und edelsten Rennwagen um ihre Einzigartigkeit. Von Vorkriegsfahrzeugen wie dem Mercedes 40 HP von 1902 bis zu aktuellen Formel-1-Rennern tummeln sich im Garten des Earls die schönsten und schnellsten Tempobolzer aller Zeiten. Allein sechs Teams der aktuellen Formel 1-Saison sind mit dabei. Sie lassen sich eine Woche vor dem Rennen in Silverstone nicht die Chance entgehen, hier ihren Boliden einen kurzen Auslauf zu gönnen.

Dabei werden die Rennwagen oft nicht von irgendwelchen reichen Privatiers gesteuert, sondern von bekannten Fahrern. Neben dem amtierenden Weltmeister Jenson Button sind auch Mark Webber, Jarno Trulli, Lewis Hamilton und Nico Rosberg in ihren Dienstwagen unterwegs. Der Deutsche wäre gerne auch mit einem historischen Renner an den Start gegangen. "Mein Fahrzeug bewege ich ja fast jeden Tag. Vielleicht kann ich ja nächstes Jahr mal einen Oldi fahren", so hofft er. Besonders gefällt ihm die lockere Atmosphäre. Kein Wunder, bei dem Aufgebot an automobilen Schätzen und Legenden.

Kein Vollgas

Mercedes-F1-Pilot Nico Rosberg beim Fachsimpeln mit Journalisten: Die Szene trifft sich Vorfeld des Silverstone-GP gerne hier.

Mercedes-F1-Pilot Nico Rosberg beim Fachsimpeln mit Journalisten: Die Szene trifft sich Vorfeld des Silverstone-GP gerne hier.

Auch alte Haudegen wie Emerson Fittipaldi, Jacky Stewart, Stirling Moss, Mika Häkkinen und Jochen Maas nutzen die Gelegenheit, ihren rechten Fuß auf einem historischen Renner erneut zu kalibrieren. Und das Wetter stimmt in diesem Jahr auch!

Es ist eine Mischung aus Concours de Elegance und Rennen, obwohl auf der Bergstrecke schon seit Jahren kein Fahrer mehr richtig Vollgas gibt und auf Bestzeit fährt. Einen Streckenrekord gab es zuletzt 1999. Da deutete wohl "Quick" Nick Heidfeld die Ansage seines Teamchefs falsch und gab alles. Mit seinem McLaren-Mercedes MP4/13 Formel 1-Rennwagen schoss er in 41,6 Sekunden den Berg hinauf.

Alfa feiert Geburtstag

Auch verrückte Umbauten sind auf der Veranstaltung im Süden Englands zu sehen.

Auch verrückte Umbauten sind auf der Veranstaltung im Süden Englands zu sehen.

Heute gilt eher: sehen und gesehen werden. Und vor allem hören. Der Sound der offenen Rennwagen ist atemberaubend. Alle paar Sekunden starten die Schmuckstücke. Die begeisterten Zuschauer können diese also sehen und hören und riechen, nach der Rückkehr in die provisorische Boxengasse sogar aus nächster Nähe bestaunen. Über hundert Renn- und Sportwagen aller Epochen stehen in Goodwood fahrbereit, vom Mercedes Simplex aus 1902 bis zum Audi E-Tron mit Elektroantrieb. Der Gang zwischen den Zelten ist eine Zeitreise durch die Geschichte des Motorsports. Fast alle Rennserien sind vertreten, alte wie aktuelle. Dazu gehören Autos der Panamericana, Nascar, DTM, Rallye Dakar, Mille-Milglia, Le Mans und aller Formel-Klassen.

Nebenan auf dem Rasen feiert Alfa Romeo sein 100. Geburtstag mit einer Fülle von Studien und Einzelstücken. Zwischen den Fahrzeugen wabern Rauchschwaden einiger Grillstände. Familien campen und genießen das Wochenende und im Hintergrund wummern die Kolben eines V8 der NASCAR-Serie. So etwas gibt es sonst nirgendwo.

Offen für Geschwindigkeit: Bugatti Veyron mit Besatzung.

Offen für Geschwindigkeit: Bugatti Veyron mit Besatzung.

Der Wettbewerb wird in Form eines Bergrennens ausgetragen. Auf der schmalen Bergstrecke starten die Fahrzeuge in 28Klassen, einmal hoch und dann wieder langsam runter. Auf den 1,86 Kilometern geht es einen leichten Hügel mit neuen Kurvenkombinationen hinauf. Große Sicherheitsauslauf-Zonen hat die Strecke nicht, lediglich Heuballen säumen die Teerpiste. Für die echten "Petrol-Heads" wie den Earl reichen aber schon ein paar Demonstrationsläufe. Noch besser finden sie beherzte Burnouts und natürlich die Stuntflüge der Red Arrows-Flugstaffel der Royal Air Force, die dem Festival of Speed einen weiteren Höhepunkt hinzufügt.

Quelle: ntv.de

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