Auto

Kia Picanto in zwei Karosserieformen Mit drei dabei

Der neue Picanto wird als Drei- und Fünftürer angeboten und hat zwischen 69 und 85 PS.

Der neue Picanto wird als Drei- und Fünftürer angeboten und hat zwischen 69 und 85 PS.

(Foto: Markus Heimbach)

Nachdem die Konzernmutter Hyundai jüngst das neue Modell i10 vorstellte, zieht Kia nun mit dem Picanto nach. Außer mit einem Flüssiggas-Dreizylinder ab Werk wartet der Kleinwagen noch mit einer weiteren Überraschung auf: Erstmals gibt es auch einen Dreitürer.

So richtig geschmeckt hat der Kia Picanto den deutschen Kunden zuletzt nicht mehr. Nur noch 5200 Neuwagen-Käufer fanden noch die rechte Würze an dem City-Flitzer, wohingegen Hyundai im vergangenen Jahr mit rund dreimal so vielen Neuzulassungen seines Einstiegsmodells reüssieren konnte. Doch Kia zeigt sich optimistisch: Schon 2012 soll der Picanto 15.000 Kunden überzeugen. Welchen Marken er die Interessenten abjagen soll, mag Produktmanager Matthias Troge derzeit freilich nicht verraten.

In der Klasse zwischen drei und vier Metern Fahrzeuglänge herrscht nicht nur drangvolle Enge, sondern auch viel Bewegung. Immer neue Wettbewerber steigen in den Ring, sodass das so genannte A-Segment europaweit wächst. Zwar suchen immer mehr Kunden kleinere Autos, gleichzeitig wollen sie aber auf den Komfort eines Kompakt- oder Mittelklasseautos nicht verzichten. So kommt es, dass auch bei den Kleinstwagen das Ausstattungsangebot eine immer größere Rolle spielt. Annehmlichkeiten wie eine Rückfahrkamera oder eine Lenkradheizung stehen neuerdings auch in den Aufpreislisten der Pisten-Zwerge.

Das größte Handschuhfach

Metallapplikationen im Cockpit lenken ein wenig von der immer noch reichlichen Plastik-Präsenz ab.

Metallapplikationen im Cockpit lenken ein wenig von der immer noch reichlichen Plastik-Präsenz ab.

(Foto: Markus Heimbach)

Und noch etwas will Kia-Chefdesigner Peter Schreyer ändern: "Niedlich war gestern" könnte der Leitsatz lauten, denn das freundliche Knuddel-Design soll einem selbstbewussteren Erwachsenen-Charakter weichen. Der Picanto beginnt damit, in dem Stoßfänger und Kühlergrill markant überarbeitet wurden. Die Nebelscheinwerfer unten neben dem Nummernschild wirken, als säßen sie noch weiter außen als die Hauptleuchten. Das macht die Optik des Autos breit und standfest. Insgesamt ist die Karosse mit 3,60 Metern rund 60 Millimeter länger als der Vorgänger. Im Innern konnte man sich im Hinblick auf das angepeilte Preisniveau nicht ganz zum Verzicht auf karge Plastiklandschaften durchringen, jedoch ist das Bemühen um eine wertvollere Anmutung erkennbar. Zahlreihe Ablagen und ein fast zehn Liter großes Handschuhfach geben Raum für die unvermeidlichen Kleinteile, die anderswo herumzuliegen drohen.

Dem neuen Dreitürer sind an Front und Heck ein paar Unterscheidungsmerkmale mitgegeben, die ihn eigenständiger und maskuliner erscheinen lassen sollen. Die Schürze bekam veränderte Lufteinlässe, am Heck ist eine schwarze Einlage zu sehen, und auch die Gestaltung der Leichtmetallfelgen erhielt ein abweichendes Design. Während der Fünftürer noch im Mai zu den Händlern rollt, ist die Markteinführung des Dreitürers für den Herbst vorgesehen.

Für den Antrieb stehen im Picanto drei Aggregate zur Auswahl. Der Einliter-Dreizylinder leistet als reiner Benzinmotor 69 PS, die 82-PS-Variante kann auch mit LPG-Treibstoff befeuert werden und soll ab Herbst in den Handel kommen. Der Vierzylinder ist mit 85 PS der stärkste Motor dieser Baureihe. Ein Diesel ist nicht vorgesehen, erzielt erfahrungsgemäß in diesem Segment auch nur geringe Einbauraten. Zwar ist das 69-PS-Autochen mit einem Einstiegspreis von 8990 Euro ein hübsch plakatives Angebot, nur kann man nicht wirklich zu dieser Wahl raten. Zu mühsam ist die Teilnahme am Überlandverkehr, und allein die Ziffer von 95 Newtonmetern maximalem Drehmoment lässt nichts Gutes ahnen. Im Fahrtest war das mit zwei Personen besetzte Fahrzeug schon beim ersten ernsthaften Anstieg der Überforderung nahe, das Zurückschalten als Maßnahme gegen ausbleibende Durchzugskraft brachte nur geringe Linderung.

Start-Stopp und ESP nur gegen Aufpreis

Zwar ist auch der LPG-taugliche Motor nur mit 94 Newtonmetern gesegnet, aber wer ihn eifrig unter Drehzahl hält, kann aus der höheren Leistung noch ein gewisses Spurtvermögen generieren. Dafür muss man in Kauf nehmen, dass dieser Dreizylinder hörbar rauer und ein wenig kernig läuft. Der schwächere Motor lockt mit dem klaren Vorteil, dass er sich nach Norm mit 4,1 Litern je 100 Kilometer zufrieden gibt. Das ist der Wert, der mit Start-Stopp-Automatik gemessen wurde. Sie ist Teil eines Paketes, das Kia für 760 Euro extra anbietet und das außerdem Klimaautomatik, Nebelscheinwerfer und Sitzheizung vorn enthält. Ohne Start-Stopp stehen 4,2 Liter zu Buche, weshalb die Spartechnik allein wohl kaum die Zusatzkosten rechtfertigen dürfte.

Die bumerangförmigen Heckleuchten setzen einen optischen Akzent am Heck des neuen Picanto

Die bumerangförmigen Heckleuchten setzen einen optischen Akzent am Heck des neuen Picanto

(Foto: Markus Heimbach)

Nicht nur wegen der dürftigen Leistung, sondern auch wegen der überschaubaren Ausstattung werden wohl nur wenige Kunden zu dem Lockangebot von 8990 Euro greifen. Sie verzichten nämlich auch auf Scheibenbremsen hinten, ESP-Schleuderschutz und Berganfahrhilfe, des weiteren auf höhenverstellbare Sicherheitsgurte und Stoßfänger in Wagenfarbe. Wieso die Ausstattungslinie "Attract" heißt, will sich deshalb nicht so recht erschließen. Die aufgezählten Merkmale kann man auch nicht dazu kaufen. Also lieber zur Linie "Vision" greifen, die ab 9630 Euro zu haben ist.

Beim LPG-Auto wird zunächst ein Aufschlag von 1400 Euro fällig, der bei entsprechender Laufleistung aber durch die halbierten Spritkosten schneller wieder einzufahren ist als bei einem Diesel. Bei Kia wird damit gerechnet, dass zehn bis 15 Prozent der Kunden sich für diese Variante entscheiden. Sie hat außer dem 35 Liter Flüssiggastank auch noch einen Behälter für Benzinvorrat dabei (10 Liter), sodass dieses Modell die mit Abstand größte Reichweite besitzt. In Sachen Sicherheit macht sich Matthias Troge keine Sorgen: "Vier Sterne werden es auf alle Fälle werden".

Quelle: ntv.de

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