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Mehr Komfort für i10 Neustart für Frauenversteher von Hyundai

Viel Ausstattung auf 3,67 Metern Länge: der i10 will mit Komfort punkten.

Viel Ausstattung auf 3,67 Metern Länge: der i10 will mit Komfort punkten.

(Foto: Axel F. Busse)

Nicht Toyota oder andere aus dem Kreis der üblichen Verdächtigen hat VW-Chef Martin Winterkorn als Hauptkonkurrent identifiziert, sondern die koreanische Marke Hyundai. Warum das so ist, soll ab November das neue Modell i10 den deutschen Kunden zeigen.

Beim i10 gibt es nur den Fünftürer.

Beim i10 gibt es nur den Fünftürer.

Mit 3,67 Metern ist der i10 zwar elf Zentimeter länger als der "Up!" von Volkswagen, aber beide Autos sprechen die gleichen Kunden an. Seit der i10 im Jahr 2008 nach Deutschland kam, sind fast 100.000 Exemplare davon verkauft worden und rund zwei Drittel der Kunden waren Frauen. Sie, sowie jüngere Familien und Junggebliebene, deren Kinder aus dem Haus sind und der Bedarf eines großen Autos nicht mehr gegeben ist, bildet die Zielgruppe des neuen Fünftürers. Er wird übrigens ausschließlich in dieser Karosserie-Variante verkauft, während der VW  Up! zum nahezu gleichen Einstiegspreis drei Türen anbietet.

Hyundai verblüfft die Konkurrenz quartalsweise mit immer neuen Zuwachsraten und gilt bereits als zweitgrößte Importmarke in Deutschland. Im September wurden laut Deutschland-Geschäftsführer Markus Schrick vier Prozent Marktanteil und 18,7 Prozent Steigerung gegenüber 2012 erreicht, während das Neuwagen-Volumen hierzulande insgesamt eher eine schrumpfende Tendenz zeigt. Allerdings sehen Marktbeobachter Hyundai auch bei den Eigenzulassungen auf vorderen Rängen. Diese amtlich als neu in Verkehr gebracht registrierten Fahrzeuge werden den Kunden dann von den Händlern mit saftigen Rabatten angeboten.

Komfort aus höheren Klassen

Nur zu gern verweist Markus Schrick auf den Besuch von Martin Winterkorn auf dem IAA-Stand von Hyundai im September zur Weltpremiere des i10. Schon legendär sind die Aussagen des VW-Patrons zum i30 vor zwei Jahren ("Da scheppert nix"). Viel Mühe verwendet Hyundai deshalb darauf, den i10 als europäisches Erzeugnis darzustellen. Gewiss, ein Deutscher zeichnet für das Design verantwortlich, Forschung und Entwicklung fanden in Deutschland statt. Gefertigt wird der Wagen in Izmit, rund 100 Kilometer östlich von Istanbul, was nach dem Geografieverständnis der Hyundai-Verantwortlichen auch noch zu Europa gehört. In jedem Falle europäisch ist aber das Ausstattungsniveau, das einige für Kleinstwagen durchaus erstaunliche Details aufweist.

Die Kunststoffe im Innenraum hat Hyundai geschickt verarbeitet.

Die Kunststoffe im Innenraum hat Hyundai geschickt verarbeitet.

Dazu gehören elektrische Fensterheber rundum, alle Scheiben können vom Fahrer aus direkt angesteuert werden. Ebenfalls rundum sind Scheibenbremsen montiert, während die Käufer anderer Cityflitzer sich an der Hinterachse mit Trommelbremsen begnügen müssen. Lobenswert auch, dass es eine Anschnallerinnerung selbst für die Rücksitze gibt. Darum drücken sich manchmal sogar die Hersteller von Businesslimousinen gern herum. Das Basismodell für 9950 Euro bietet außerdem Zentralverriegelung, Bordcomputer, Außentemperaturanzeige und ein Reifendruckkontrollsystem. Eine weitere Chance, sich von anderen Wettbewerbern abzusetzen, blieb aber angenutzt. Eine Längsverstellung der Lenksäule fehlt im i10 ebenso wie bei anderen Autos dieses Formats. Will man zusätzlich eine Klimaanlage und ein Audiosystem mit USB-Anschluss, zahlt man 10.950 Euro. Voll ausgestattet, also mit Alufelgen, Nebelscheinwerfern und Smart-Key-Zugang, kommt man auf 12.980 Euro.

Im Innenraum dominieren einfache Kunststoffe. Allerdings hat es Hyundai verstanden die so geschickt zu verarbeiten, dass die Anmutung hochwertiger ist, als das Material. Die zweifarbige Armaturentafel mit den ergonomisch gut angeordneten Bedienelementen und Instrumenten wirkt fast edel und vermittelt eine gediegene Atmosphäre. Überhaupt verzichtet der kleine Hyundai auf sichtbare Metallflächen oder Befestigungselemente im Innenraum.

Bequemes Sitzen ist auf der Rückbank für Erwachsene kaum möglich.

Bequemes Sitzen ist auf der Rückbank für Erwachsene kaum möglich.

Als Antrieb stehen ein 1,2 Liter großer Vierzylinder und ein Einliter-Dreizylinder zur Auswahl. Die Symbolfarbe Blau wird von Hyundai ebenso zur Vergewisserung von Umweltverträglichkeit genutzt wie vom VW-Konzern, folgerichtig gibt es den Dreizylinder auch als "Blue"-Variante. Die 200 Euro Aufpreis durch Minderverbrauch wieder herein zu fahren ist allerdings nicht ganz einfach. Die dafür gelieferte Start-Stopp-Automatik senkt den Normverbrauch um 0,1 Liter je 100 Kilometer auf 4,6 Liter. Man muss bei einem durchschnittlichen Spritpreis von 1,60 Euro je Liter also mindestens 125.000 Kilometer fahren, um die Mehrkosten wieder hereinholen zu können. Ob das lohnt, muss jeder für sich entscheiden. Die Zuverlässigkeit der Start-Stopp-Funktion konnte auf diesem Testausflug jedenfalls nicht belegt werden.

Autogasvariante ab Februar

Die Motoren leisten 67 bzw. 87 PS. Das ist bei einem Fahrzeuggewicht von rund einer Tonne ausreichend, zumal Fahrzeuge dieses Kalibers überwiegend im Kurzstreckenbereich eingesetzt werden. Der Leistungsunterschied beider Versionen ist im Fahrbetrieb nur wenig spürbar, obwohl bei der Spurtfähigkeit von 0-100 km/h 2,6 Sekunden zwischen den Werten liegen. Der kleine 1,0-Liter-Dreizylinder benötigt für den Spurt 14,9 Sekunden. Beim Höchsttempo ist der Vierzylinder mit 175 km/h genau 20 km/h schneller als sein kleiner Bruder. Die Lenkung ist präzise und leichtgängig, das Geräuschniveau im Innern angenehm niedrig. Beide Aggregate sind standardmäßig mit einem Fünfgang-Getriebe gekoppelt, gegen einen Aufpreis von 1000 Euro gibt es eine Automatik, die aber nur vier Stufen hat. Ab Februar 2014 soll es noch eine Variante für den Betrieb mit Autogas (LPG) geben. Vom bisherigen 75-PS-Diesel ist keine Rede mehr. Der Anteil von Selbstzündern unter den Kleinstwagen liegt erfahrungsgemäß unter fünf Prozent.

Der Radstand des i10 ist mit 2,38 Metern noch vier Zentimeter geringer als der des VW Up!. Bequemes Sitzen für Erwachsene auf der Rückbank ist deshalb nur bei komplett in Fahrtrichtung verschobenen Vordersitzen möglich. Beim Gepäckvolumen punktet der i10 aber gegenüber dem deutschen Konkurrenten. Es gehen bei umgeklappter Rückbank 87 Liter oder ein mittlerer Trolleykoffer mehr hinein. Mit 78 Zentimetern ist die Ladekante aber nicht besonders niedrig und hinter dem Klappenschloss geht es 21 cm in die Tiefe. Die Ladefläche weist bei umgeklappter Rückbank eine kleine Schräge auf.

Hyundai geht davon aus, dass sich etwa zwei Drittel der Kunden für die Ausstattungslinien Classic und Trend entscheiden werden. Sie kosten 10.950 (Dreizylinder-Motor) bzw. 12.120 Euro mit 1,2-Liter-Vierzylinder. 13.000 Einheiten sind als Absatzziel für das nächste Jahr ausgegeben. Das bedeutet, auch die erfolgsverwöhnte koreanische Marke stellt sich auf gebremstes Wachstum ein. Vom bisherigen i10 wurden 2012 in Deutschland 14.000 Exemplare verkauft.

Quelle: ntv.de

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